Nuklearmedizin 2020; 59(06): 456
DOI: 10.1055/a-1288-7582
Letter to the Editor

Antwort: Unsichtbare Hand – Zum Beitrag: [68Ga]Ga-DATA5m.SA.FAPi-PET/CT: Uptake in fokal nodulärer Hyperplasie und potenzielle Anwendung zur Tumorbildgebung in der Leber

In Reply: Invisible Hand – Re: [68Ga]Ga-DATA5m.SA.FAPi PET/CT: Specific Tracer-uptake in Focal Nodular Hyperplasia and potential Role in Liver Tumor Imaging
Markus Essler
Nuklearmedizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Bonn, Deutschland
,
Barbara Kreppel
Nuklearmedizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Bonn, Deutschland
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In seinem Hauptwerk über den Wohlstand der Nationen beschrieb der Ökonom Adam Smith im März 1776 zum ersten Mal das Prinzip der Lenkung der Nationalökonomie durch eine „unsichtbare Hand“. Mit diesem Konzept setze er sich klar vom damals vorherrschenden Merkantilismus ab, in dem verständige Lenker des Staates die ökonomischen Verhältnisse zu regeln versuchten. Das neue Konzept setzte erstmals auf Angebot und Nachfrage, weniger auf das Wünschenswerte. Das freie Spiel der Kräfte sollte, so Smith, die Märkte zum Prosperieren bringen. Auch unsere moderne Medizin scheint von einer unsichtbaren Hand reguliert zu werden, die durch die Kräfte von Angebot und Nachfrage geführt wird. Nicht zuletzt die Nuklearmedizin. In den letzten Jahren stieg die Nachfrage der Zuweiser insbesondere nach PET-Untersuchungen und Radiopeptidtherapien und einigen anderen Verfahren ganz erheblich. Andere Untersuchungen führen wir nur noch selten durch, weniger aufgrund mangelnden Bewusstseins der Nuklearmediziner, sondern mehr aufgrund mangelnder Nachfrage. Die Gründe sind vielfältig: lange Untersuchungszeiten, radiologische Alternativverfahren, irrationale Furcht vor Strahlenexposition und unzureichende Vergütung. Die Gründe mögen manchmal nicht ganz klar sein, die unsichtbare Hand führt zu einem Untersuchungsrückgang und Verschwinden von Modalitäten. Dies mögen wir bedauern. Wichtiger als der Blick in eine Vergangenheit ist es, die Nuklearmedizin in den Praxen, Kliniken und Universitäten fit für die Zukunft zu machen. Hier werden die molekulare Bildgebung z. B. mit FAPI [1], die Theranostik sowie die Schilddrüsenmedizin eine sehr wichtige Rolle spielen. Ältere Verfahren, die nur sehr selten zur Anwendung kommen, werden weder Praxen profitabler noch Unikliniken innovativer machen. Gemeinsam sollten wir uns für die Zukunftsthemen „Reimbursement“, Gestaltung der nuklearmedizinischen Therapie in Zentren und der Peripherie sowie Gewinnung von Evidenz für unsere Verfahren bemühen. Dabei müssen wir liebevolles Verständnis für die älteren Methoden aufbringen, die in vergangenen Jahrzehnten unser Fach dominiert haben. Diese sollten auch von den jungen Kollegen sicher beherrscht werden. Zu bedenken ist jedoch: Manchmal muss sich alles ändern, um die hergebrachten Dinge zu erhalten. So können wir uns gegen die unsichtbare sehr kalte Hand behaupten.



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Article published online:
17 December 2020

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  • Literatur

  • 1 Kreppel B, Gartner FC, Marinova M. et al [68Ga]Ga-DATA5m.SA.FAPi PET/CT: Specific Tracer-uptake in Focal Nodular Hyperplasia and potential Role in Liver Tumor Imaging. Nuklearmedizin 2020; 59: 387-389 . doi:10.1055/a-1164-5667