Aktuelle Kardiologie 2020; 9(06): 539-546
DOI: 10.1055/a-1289-7137
Kurzübersicht

Wenn die Weste einige Nummern zu groß ist: Sinn und Unsinn der LifeVest bei Postinfarktpatienten

When the Vest is a Few Sizes Too Big: Sense and Nonsense of the LifeVest for Post-Infarction Patients
Hendrik Bonnemeier
Klinik für Innere Medizin III mit den Schwerpunkten Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel, Deutschland
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Zusammenfassung

Die LifeVest ist eine tragbare Kardioverter-Defibrillator-Weste (WCD), die eine zeitlich limitierte diagnostische und therapeutische, nicht invasive Option für Patienten mit einem hohen Risiko für den plötzlichen Herztod (PHT) auf dem Boden von lebensbedrohlichen anhaltenden ventrikulären Tachyarrhythmien darstellt. Hierbei hat sich die LifeVest sowohl bei Patienten mit transienter höhergradiger linksventrikulärer Dysfunktion als auch bei Patienten zur Überbrückung bis zur endgültigen Versorgung mit einem implantierbaren Kardioverter-Defibrillator (ICD) in der klinischen Praxis etabliert. Unklar waren bislang die Effektivität und der zusätzliche Benefit der WCD innerhalb der ersten Wochen nach stattgehabtem Myokardinfarkt bei Patienten mit reduzierter linksventrikulärer Pumpfunktion. In der prospektiven, randomisierten und kontrollierten VEST-Studie konnte kein Zusatznutzen der WCD bezüglich der Verhinderung des PHT in dieser Patientengruppe aufgezeigt werden.

Abstract

The LifeVest, a wearable cardioverter defibrillator vest (WCD), is a temporary noninvasive diagnostic and therapeutic option for patients at high risk for sudden cardiac death (SCD) and life threatening sustained ventricular tachyarrhythmias. The LifeVest has been established in both, patients with transient significant left ventricular dysfunction and for bridging of patients before definite implantation of an implantable cardioverter defibrillator (ICD). Thus far, efficacy and additional benefit of the WCD in the early weeks in patients with significantly reduced left ventricular function after acute myocardial infarction has not been investigated. The prospective, randomized and controlled VEST trial revealed no additional benefit of the WCD regarding prevention of SCD in this patient population.

Was ist wichtig?
  • Das Risiko für das Auftreten von lebensbedrohlichen ventrikulären Arrhythmien ist in den ersten Wochen nach stattgehabtem akutem Myokardinfarkt bei Patienten mit hochgradig reduzierter linksventrikulärer Pumpfunktion am höchsten.

  • Nach der DINAMIT-Studie und der IRIS-Studie ist die Implantation von ICDs während dieses Zeitintervalls bei Postinfarktpatienten kontraindiziert.

  • Eine tragbare Kardioverter-Defibrillator-Weste (WCD) führte in der prospektiven, randomisierten und kontrollierten VEST-Studie bei Patienten mit reduzierter linksventrikulärer Pumpfunktion in der frühen Postinfarktphase nicht zu einer signifikanten Reduktion des plötzlichen Herztods.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
08. Dezember 2020

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