Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(06): 410-415
DOI: 10.1055/a-1295-6604
Übersicht

Verdauungsoptimierung – wie sich Ernährung und Mikrobiom gegenseitig beeinflussen

Optimization of Digestion – How Diet and Microbiome Affect Each Other
Stephan C. Bischoff
Universität Hohenheim, Institut für Ernährungsmedizin, Stuttgart
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Zusammenfassung

Die Nahrung beeinflusst die Darmbakterien dadurch, dass sie solche Bakterien zur Expansion stimuliert, welche die angebotenen Nahrungsbestandteile metabolisieren können. Umgekehrt helfen auf diese Weise die Darmbakterien, die Verdauung der Nahrung zu optimieren und die Energieaufnahme zu erhöhen. Somit wird das Darmmikrobiom vor allem durch die Ernährung reguliert, sie bestimmt die Zusammensetzung, die Funktion und die Diversität des Mikrobioms. In der Folge trägt das Darmmikrobiom dazu bei, die Energie- und Substratgewinnung aus der Nahrung zu optimieren. Dies ist bei drohender Mangelernährung von Vorteil, kann aber bei Nahrungsüberfluss und Adipositas nachteilig werden.

Abstract

The diet affects intestinal bacteria by stimulating expansion of such bacteria that can metabolize the dietary supplements offered. Conversely, intestinal bacteria help to optimize digestion of food and to increase energy intake. Thus, the intestinal microbiome is regulated primarily by the diet, it determines the composition, function and diversity of the microbiome. As a result, the intestinal microbiome helps optimize energy and substrate production from food. This is beneficial in cases of imminent malnutrition, but can be detrimental in excess of food and obesity.

Kernaussagen
  • Ernährung beeinflusst das Darmmikrobiom, und das Darmmikrobiom beeinflusst die Nahrungsverwertung – so werden die Verdauung und der Ernährungszustand optimiert.

  • Die Darmbakterien agieren als „Resteverwerter“, v. a. von komplexen Kohlenhydraten, indem sie solche Nahrungsanteile metabolisieren und dem Organismus zugänglich machen, die im Dünndarm mit körpereigenen Enzymen nicht aufgeschlossen bzw. absorbiert werden konnten.

  • Die Vielfältigkeit der Ernährung bestimmt die Diversität des Darmmikrobioms und das Spektrum der bakteriellen Metaboliten.

  • Enterale und parenterale Ernährung wie auch metabolische Erkrankungen führen zu einer deutlich reduzierten Diversität des Darmmikrobioms.

  • Moderne Mikrobiom-Diagnostik erlaubt individuelle Risikostratifizierung und „personalized nutrition“.



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Article published online:
07 December 2020

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