Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(01): 25-28
DOI: 10.1055/a-1302-1119
GebFra Magazin
Geschichte der Gynäkologie

Otto Küstner (1849 – 1931), sein Plazentalösungszeichen, die operative Therapie der Inversio uteri und die Gesetzmäßigkeiten der Stieldrehung

Andreas D. Ebert
,
Erki Tammiksaar
,
Matthias David

Auf dem Rittergut Trossin bei Torgau wurde am 26.08.1849 Otto Küstner als Sohn von Otto (1818 – 1890) und Anna Küstner (1829 – 1877) geboren [1]. Vorgebildet durch seine Hauslehrer absolvierte er das Gymnasium in Torgau. Dann studierte er ab 1868 bis 1873 Medizin In Berlin, Leipzig und Halle. In dieser Zeit interessierte er sich besonders für die Chirurgie. Dann kam es zum Krieg gegen Frankreich 1870/71, an dem der junge Student als Einjährig-Freiwilliger im Garde-Füsilier-Regiment teilnahm [2]. Mit 80 Jahren wird Küstner in einem Nebensatz feststellen, dass er damit ein Jahr des Studiums verlor [3]. Zurück in Halle bestand er 1873 das Examen rigorosum und das Staatsexamen [2] und konnte mit 2 chirurgischen Kasuistiken promovieren [4], deren Bedeutung er sehr selbstkritisch-ironisch sah [3]. Nach einer Studienreise nach Wien wurde Küstner zunächst Assistent der medizinischen Klinik in Halle (Direktor: Geheimrat Prof. Weber). Ab Herbst 1874 war Küstner dann Assistent der Universitäts-Frauenklinik Halle (Direktor: Prof. R. Olshausen). Ostern 1877 habilitierte sich Otto Küstner [5] und wechselte im gleichen Jahr als Assistent an die Universitäts-Frauenklinik Jena (Direktor: Geheimrat Prof. B. S. Schultze), wo er bis 1884 lehrte und forschte [2]. 1879 erfolgte seine Ernennung zum außerplanmäßigen Professor. Ostern 1884 verließ Küstner seine Assistentenstelle, blieb aber aufgrund seiner guten Beziehungen zu B. S. Schultze weiter der Universitäts-Frauenklinik als akademischer Lehrer für Studenten, Ärzte und Hebammen verbunden. In dieser Zeit gründete er in Jena gemeinsam mit den Professoren Otto Binswanger (1852 – 1929), Heinrich Braun (1847 – 1911) und Michael Joseph Roßbach (1849 – 1894) eine Privatklinik mit 10 gynäkologischen Belegbetten und leitete zudem eine kleine Abteilung mit weiteren 10 gynäkologischen Belegbetten für „auswärtige Kranke“ [2]. Außerdem richtete er sich dort ein Forschungslabor ein [2].



Publication History

Article published online:
19 January 2021

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  • Literatur

  • 1 Klausnitzer R. Das Rittergut Trossin hatte bekannte Besitzer. Trossiner Zeitung vom 12.11.2015, S. 16.
  • 2 Acta des Conseils der Kaiserlichen Universität zu Dorpat betreffend Otto Küstner von 1888-1905 mit eigenhändigem Lebenslauf O. Küstners sowie Acta des Directoriums der Kaiserlichen Universität zu Dorpat betreffend Otto Küstner von 1888 – 1893 (Estnisches Nationalarchiv, EAA, 402.3.913, Bl. 9 – 13).
  • 3 Küstner O. Worte des Dankes. Monatsschr Geburtsh Gynäkol 1924; 65: 103-106
  • 4 Küstner O. Zwei Fälle von Osteoklase wegen nicht reduzierbarer Luxation der Hüfte [Diss. inaug.]. Halle: 1873
  • 5 Küstner O. Die typischen Verletzungen der Extremitätenknochen des Kindes durch den Geburtshelfer [Habilitations-Schrift]. Halle; 1877
  • 6 Ottow B. Der geburtshilflich-gynäkologische Lehrstuhl an der Universität Dorpat. Eine geschichtlich-medizinische Skizze. Klin. Vorträge N.F. No. 749/50, September 1918, S. 147 – 178.
  • 7 Online: http://www.catalogus-professorum-halensis.de/kuestnerheinzheinrich.html
  • 8 Göring H-D. Die passive Übertragung der Soforttyp-Allergie im Selbstversuch durch Carl Prausnitz und Heinz Küstner – ein Meilenstein in der Allergieforschung. Akt Dermatol 2007; 33: 87-91
  • 9 Hannes W. Gedenkworte an Otto Küstner†. Monatschr Geburtsh Gynäkol 1931; 88: 414-422
  • 10 Anonymous Verzeichnis der von Otto Küstner im Druck erschienenen Arbeiten. Monatschr Geburtsh Gynäkolog 1924; 65: 107-115
  • 11 Küstner O. Grundzüge der Gynäkologie. 1. Aufl.. Jena: Fischer Verlag; 1893
  • 12 Küstner O. Die vom Fötus abhängenden Schwangerschafts- und Geburtsstörungen. In: Müller P. Hrsg. Handbuch der Geburtshülfe, Band II. Stuttgart: Verlag von Ferdinand Enke; 1889: 497-815
  • 13 Küstner O. Berichte und Arbeiten aus der Universitäts-Frauenklinik zu Dorpat. Wiesbaden: Verlag Bergmann; 1894
  • 14 Küstner O. Die Geburtshilflich-gynäkologische Klinik. In: Kaufmann G. Hrsg. Festschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens der Universität Breslau. Teil II. Breslau: Ferdinand Hirt Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung; 1911: 308-316
  • 15 Küstner O. Nation und Wissenschaft. Rede, gehalten bei der Übernahme des Rektorats. Breslau: 1914
  • 16 Online (Stand: 22.09.2020): http://www.leopoldina.org/ueber-uns/auszeichnungen/preise-und-ehrungen/ehrenmitgliedschaft
  • 17 Küstner O. Zur Indikation und Methodik der Sterilisation der Frau. Monatsschr Geburtsh Gynäkol 1905; 21: 279-285
  • 18 Küstner O. Partielle Uterusobliteration nach Ausschabung und Methode operativer Beseitigung des Leidens. Zbl Gynäkol 1895; 19: 809-813
  • 19 Küstner O. Einheilen von Netzpartien in die Uterushöhle nach Perforation mit der Kurette mit Bemerkungen über Vermeidung und Therapie der Kurettenperforation überhaupt. Monatsschr Geburtshilfe Gynäkol 1903; 18: 246-253
  • 20 Küstner O. Lage- und Bewegungsanomalien des Uterus und seiner Nachbarorgane. In: Veit J. Hrsg. Handbuch der Gynäkologie. Band I. Wiesbaden: Verlag J. F. Bergmann; 1897: 63-229
  • 21 Küstner O. Pathologie der Schwangerschaft. In: Döderlein A. Hrsg. Handbuch der Geburtshilfe Band 2. Wiesbaden: Verlag J. Bergmann; 1916
  • 22 Küstner O. Zum Staatsexamen in Geburtshilfe und Gynäkologie. Entspricht die Zensierung unseren Anschauungen?. Zbl Gynäkol 1914; 38: 1-4
  • 23 Küstner O. Ist eine protrahierte Bettruhe einer gesunden Wöchnerin dienlich? Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie (8. Versammlung 24.-27.5.1899 in Berlin). Leipzig: Verlag von Breitkopf & Härtel; 1899: 525-539
  • 24 Küstner O. Die Unterbindung der Vasa uterina bei Myom. Zbl Gynäkol 1893; 17: 761-764
  • 25 Stoeckel W. Lehrbuch der Geburtshilfe. 1. Aufl.. Jena: Gustav Fischer Verlag; 1920: 275-276
  • 26 Dudenhausen JW. Praktische Geburtshilfe. 22. Aufl.. Berlin, New York: DeGruyter Verlag; 2018: 259-260
  • 27 Krapp M, Baschat AA, Hankeln M. et al. Korrelation zwischen sonographischen und klinischen Befunden in der Plazentarperiode – Lösungszeiten, Lösungszeichen und Lösungsmodus. Geburtshilfe Frauenheilkd 2001; 61: 507-510
  • 28 Findeklee S. Case report of 39-Year-Old Gravida III, Para III with Inverted Uterus after Breech Birth. Z Geburtshilfe Neonatol 2020; 224: 38-41
  • 29 Leconte I, Thierry C, Bongiorno A. et al. Non-Uterine Inversion. J Belg Soc Radiol 2016; 100: 1-5
  • 30 Küstner O. Methode konservirender Behandlung der inveterirten Inversio uteri puerperalis. Zbl Gynäkol 1893; 17: 945-948
  • 31 Küstner O. Hrsg. Lehrbuch der Gynäkologie. Jena: Gustav Fischer Verlag; 1912: 182-192
  • 32 Küstner O. Das Gesetzmäßige in der Torsionsspirale torquirter Ovarialtumorstiele. Zbl Gynäkol 1891; 15: 209-214
  • 33 Robertson JJ, Long B, Koyfman A. Myths in the Evaluation and Management of Ovarian Torsion. Emerg Med 2017; 52: 449-456