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DOI: 10.1055/a-1325-6151
Streptokokken-Infektionen im Kindes- und Jugendalter
Streptokokken sind die Bakterien mit dem wahrscheinlich vielseitigsten Krankheitsspektrum in der Kinder- und Jugendmedizin. Neben einem allgemeinen Überblick über die verschiedenen Streptokokken-Spezies fokussiert dieser Artikel auf Infektionen durch β-hämolysierende Streptokokken, die bislang nicht impfpräventabel und im kinderärztlichen Alltag häufig sind.
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Streptokokken können ein sehr vielseitiges Krankheitsspektrum auslösen. Zur Typisierung werden neben Gram-Färbung und Hämolyseverhalten serologische und molekulargenetische Verfahren eingesetzt.
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Streptokokken besitzen keine Betalaktamasen und sind primär penicillinempfindlich. Eine verminderte Empfindlichkeit kann durch veränderte penicillinbindende Proteine entstehen.
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Während invasive Pneumokokken-Infektionen impfpräventabel sind und eine EOS bei mütterlichem GBS-Nachweis durch intrapartale Antibiotika-Therapie reduziert werden kann, ist die Kariesübertragung durch Schnuller nicht bewiesen.
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Patienten mit Asplenie haben ein erhöhtes OPSI-Risiko durch Pneumokokken-Infektion. Neben der unmittelbaren antibiotischen Therapie bei Infektionsverdacht ist ein intensiviertes Impfschema empfohlen.
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GBS sind die häufigsten EOS-Erreger bei Reifgeborenen, bei Frühgeborenen nach E. coli der zweithäufigste Erreger. Sie sind der häufigste Meningitis-Erreger in der Altersgruppe 0 – 3 Monate.
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GAS-Infektionen treten sowohl altersabhängig als auch regional und historisch gesehen sehr unterschiedlich auf. Die genauen Ursachen für diese Veränderungen sind nicht bekannt.
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Die antibiotische Therapie bei Halsschmerzen ist eine der Hauptursachen für den Antibiotika-Verbrauch in der ambulanten Patientenversorgung. Sie kann durch rationalen Antibiotika-Einsatz verringert werden.
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Scharlach ist eine schwere, hochfieberhafte, toxinvermittelte Systemerkrankung durch GAS-Infektion und kann auch ohne Tonsillopharyngitis auftreten.
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Post-Streptokokken-Erkrankungen sind in Deutschland selten. Es besteht keine eindeutige Evidenz, dass sie durch eine antibiotische Therapie der akuten GAS-Infektion vermindert werden können.
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β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe C und G besitzen ähnliche Virulenzfaktoren wie GAS und können auch zu lokalen und invasiven Infektionen führen.
Schlüsselwörter
Streptococcus pneumoniae - Viridans streptococci - Streptococcus pyogenes - Streptococcus agalactiae - Streptococcus dysgalactiaePublication History
Article published online:
07 March 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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