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DOI: 10.1055/a-1327-0282
Fragliche Revision der IASP-Schmerz-Definition
Zusammenfassung der Studie
Hintergrund
Das Phänomen Schmerz wurde von der ‚International Association for the Study of Pain‘ (IASP) im Jahr 1979 wie folgt definiert:
„Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potenzieller Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird.“
In einem Begleitvermerk ergänzte die IASP diverse Unterpunkte zu dieser Begriffsbestimmung. Demnach werde die Verwendung des Begriffes ‚Schmerz‘ bereits durch frühkindliche Erfahrungen in Zusammenhang mit Verletzungen erlernt. Schmerz sei eine subjektiv wahrgenommene, unangenehme körperliche und auch emotionale Erfahrung. Dementgegen sollten Erfahrungen (z. B. ein Stechen), welche als nicht unangenehm empfunden werden, nicht als „Schmerz“ bezeichnet werden. Zudem seien Reize, die für Schmerz verantwortlich sind, auch für eine Gewebsschädigung verantwortlich. Bei fehlender Gewebsschädigung oder konkreter Pathophysiologie wären psychologische Faktoren für den Schmerz verantwortlich; allerdings gäbe es keine Möglichkeit, diese Erfahrungen zu unterscheiden, selbst wenn die Hintergründe unterschiedlich sind. Und selbst wenn Schmerz zumeist einen körperlichen Grund habe, sollte klar sein, dass Nozizeption nicht immer auch Schmerz bedeutet, da Schmerz immer ein psychologischer Zustand ist
Diese mehr als 40 Jahre alte Definition gilt als weltweit akzeptiert und wurde von der WHO anerkannt. Weil in den letzten Jahren seitens einiger Fachleute argumentiert wurde, dass Fortschritte im Verständnis von Schmerz eine Neubewertung der Definition rechtfertigen, wurde im Jahr 2018 innerhalb der IASP eine Task-Force gebildet, um die Definition zu überarbeiten.
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Publication History
Article published online:
11 January 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Gifford L. Pain, the Tissues and the Nervous System: A conceptual model. Physiotherapy 1998; 84: 27-36 doi:10.1016/S0031-9406(05)65900-7
- 2 Melzack R. Pain and the Neuromatrix in the Brain. Journal of Dental Education 2001; 65: 1378-1382 doi:10.1002/j.0022-0337.2001.65.12.tb03497.x
- 3 Vlaeyen JWS, Linton SJ. Fear-avoidance and its consequences in chronic musculoskeletal pain: a state of the art. Pain 2000; 85: 317-332 doi:10.1016/s0304-3959(99)00242-0
- 4 Cohen M, Quintner J, van Rysewyk S. Reconsidering the International Association for the Study of Pain definition of pain. PAIN Reports 2018; 3: e634 doi:10.1097/PR9.0000000000000634