Liebe Leserinnen und Leser

„In jeder Krise gibt es nicht nur eine Chance, sondern auch eine Möglichkeit.“

Martin Luther King (1929–1968), US-amerikanischer Bürgerrechtler, Pastor und Nobelpreisträger

Sie alle kennen das Szenario: Ein multimorbider hochaltriger Mensch kommt notfallmäßig von der Allgemein- auf die Intensivstation. Er wird sofort intubiert und invasiv beatmet, bekommt kreislaufstabilisierende Medikamente und alles Weitere, was die moderne Intensivbehandlung zu bieten hat. Später stellt sich heraus, dass der Betroffene dieses ganze Prozedere gar nicht wollte, er hat sich immer wieder dahingehend gegenüber den Pflegenden und Ärzten geäußert. Damit solche Situationen nicht mehr zum Alltag gehören, gibt es neben den Patientenverfügungen – die aber für Notfallsituationen oftmals zu ungenau formuliert oder einfach nicht auffindbar sind – das Konzept Behandlung im Voraus planen (BVP) oder auch Gesundheitliche Versorgungsplanung (GVP). Dieses international unter dem Namen Advanced Care Planning (ACP) seit mehr als zwei Jahrzehnten etablierte Vorgehen ist auch in Deutschland spätestens durch das Hospiz- und Palliativgesetz von 2015 bekannt und wird gerade auch in der Langzeitpflege (in diesem Bereich auch refinanziert), wenn auch noch zögerlich, umgesetzt.

Welche Rolle ACP in der Notfall- und Intensivbehandlung spielt und was zu beachten ist, zeigen wir in den beiden Beiträgen dieses Schwerpunkts. In einer Übersichtsarbeit stellen wir das Konzept des ACP vor, in einem weiteren Artikel geht es um die Besonderheiten in der pädiatrischen Intensivbehandlung.

Im Rahmen von ACP ist mit Behandlung ausdrücklich nicht nur die medizinische gemeint, sondern ebenso die pflegerische, psychosoziale und seelsorgerische, ganz im Sinn eines umfassenden und interdisziplinären Verständnisses der Versorgung von Menschen in existenziellen Ausnahmesituationen.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!

Heiner Friesacher

Publication History

Article published online:
04 March 2021