Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/a-1329-3398
Rifapentin: Körpergewicht egal
Rifapentin ist ein wichtiger Bestandteil von neuen Kurzzeittherapien bei latenter Tuberkukoseinfektion (LTBI). Es wurde in unterschiedlichen Dosierungen (bis 20 mg/kg täglich), Frequenzen (1-mal wöchentlich bis 2-mal täglich) und Dosierungsstrategien (gewichtsbezogen oder als fixe Dosis) untersucht, ohne dass die optimale Dosierung bislang klar ist. Aufschluss darüber gibt eine gepoolte Auswertung von pharmakokinetischen Studienergebnissen.
#
Die Autorengruppe um Jennifer E. Hibma von der Universität von Kalifornien in San Francisco identifizierte in einer umfangreichen Literaturrecherche klinische Studien mit Rifapentin, in denen auch pharmakokinetische Untersuchungen durchgeführt worden waren. Die individuellen Plasmakonzentrationen der einzelnen Patienten wurden gepoolt ausgewertet und in nonlinearen Mixed-effects-Modellen analysiert. Ein Teil der Daten fungierte als Basis für eine externe Validierung. Die Autoren simulierten auch Effekte verschiedener Dosierungsbedingungen inklusive der gewichtsadaptierten Dosierung.
Ergebnisse
Für die Analyse standen 9 klinische Studien mit pharmakokinetischen Angaben zu 863 Patienten basierend auf 4301 Plasmaproben zur Verfügung. Patienten, die Rifapentin erhalten hatten, zeigten eine Pharmakokinetik nach dem Ein-Kompartment-Verteilungsmodell. Die Clearance von Rifapentin wurde durch die Rifapentin-Plasmakonzentration autoinduziert. Der maximale Effekt war ein 72 %iger Anstieg der Clearance und wurde nach 21 Tagen erreicht.
Die Bioverfügbarkeit des Wirkstoffs war bei Infektion mit dem humanen Immundefizienzvirus (HIV) um 27 % reduziert. Wahrscheinlich führt bei den Patienten mit HIV eine Malabsorption von Rifapentin zu verringerten Wirkspiegeln. Auch Fasten verringerte die Bioverfügbarkeit um 28 %, während eine fettreiche Mahlzeit zu einem Anstieg der Bioverfügbarkeit von Rifapentin um 49 % führte.
Das Körpergewicht war kein klinisch relevanter Prädiktor für die Clearance. Pharmakokinetische Simulationen belegten, dass die aktuelle gewichtsadaptierte Dosierung bei Patienten mit niedrigem Körpergewicht zu einer Unterdosierung und damit zu einem erhöhten Risiko eines Behandlungsversagens führt, was mit einer fixen Dosis verhindert werden kann. Die Fläche unter der Kurve von Rifapentin war ein starker Prädiktor für die Konversion in Kultur im zweiten Behandlungsmonat.
Die Autoren betonen, dass sie keine Evidenz für eine gewichtsbasierte Dosierung von Rifapentin gefunden haben. Sie empfehlen eine fixe Dosis, mit der alle Patienten mit latenter TB einen ausreichenden Wirkstoffspiegel erreichen. Eine Stratifizierung der Dosis sollte nur hinsichtlich des HIV-Status erfolgen: HIV-positive Patienten sollten eine um 30 % höhere Dosis Rifapentin erhalten, um ausreichende Wirkspiegel zu erreichen.
Friederike Klein, München
#
#
Publication History
Article published online:
19 April 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany