Pneumologie 2021; 75(04): 253-254
DOI: 10.1055/a-1329-3412
Pneumo-Fokus

Strukturierte Nachsorge nach COVID-19-Pneumonie

George PM. et al.
Respiratory follow-up of patients with COVID-19 pneumonia.

Thorax 2020;
75: 1009-1016
 

Zunehmend gibt es Hinweise auf Langzeitkomplikationen der COVID-19-Pneumonie. Die Erfahrungen mit früheren Coronavirus-Epidemien wie SARS (severe acute respiratory syndrome) und MERS (Middle East respiratory syndrome) lassen vermuten, dass auch einige COVID-19-Patienten respiratorische Langzeitkomplikationen der SARS-CoV-2-Infektion entwickeln werden.


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Von besonderer Bedeutung scheinen dabei interstitielle Lungenerkrankungen und Lungengefäßerkrankungen zu sein, wie eine Expertengruppe um Peter M. George von der Abteilung für interstitielle Lungenkrankheiten des Royal Brompton and Harefield NHS Foundation Trust, London, darlegt. Sie betont die Bedeutung eines einheitlichen Diagnose- und Behandlungspfads für die respiratorische Nachsorge von Patienten mit COVID-19 in Großbritannien, um eine Versorgung hoher Qualität bei strapazierten Ressouren des britischen National Health Services zu ermöglichen. Daher entwickelte die Autorengruppe ein konsentiertes und im Peer Review geprüftes Leitpapier zur strukturierten Vorgehensweise in der pneumologischen Nachsorge nach klinisch und radiologisch bestätigter COVID-19-Pneumonie.

2 Algorithmen definiert

Sie definierten 2 verschiedene Algorithmen je nach Krankheitsschwere (mild bis moderat, ambulant oder auf einer Normalstation versorgt vs. schwere Pneumonie mit Versorgung in einer spezialisierten Abteilung oder auf der Intensivstation). Dazu berücksichtigten sie auch die Wahrscheinlichkeit für respiratorische Langzeitkomplikationen und die funktionelle Kapazität bei Entlassung aus dem Krankenhaus. Um die Belastung des Gesundheitswesens nicht überzustrapazieren, wurden – wo möglich – telefonische und virtuelle Lösungen mit integriert. So werden Patienten mit schwerer COVID-19-Pneumonie 4 – 6 Wochen nach Entlassung telefonisch befragt, wenn eine persönliche Vorstellung nicht möglich ist. Nach 12 Wochen wird dann allerdings eine klinische Vorstellung mit Röntgenthorax, Lungenfunktion und anderen Untersuchungen empfohlen. Bei milderem Krankheitsverlauf sollte ebenfalls zu diesem Zeitpunkt ein Röntgenthorax erstellt und gegebenenfalls virtuell mit einem Pneumologen besprochen werden. Auch bei scheinbar vollständiger Erholung von einer COVID-19-Pneumonie muss laut der Experten im Röntgenthorax das Verschwinden der entsprechenden Veränderungen überprüft werden. Bei auffälligen Befunden werden in den Algorithmen jeweils die nächsten Schritte dargestellt. Patienten mit im Zuge der COVID-19-Erkrankung neu diagnostizierten vorbestehenden Atemwegserkrankungen müssen natürlich entsprechend behandelt werden.


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Ganzheitliche Versorgung für alle

Für alle Patienten sollte nach dem Konsensus eine ganzheitliche Versorgung mit Angeboten bei Atemnot, Angst, Sauerstoffbedarf, zur palliativen Versorgung und Rehabilitation zur Verfügung stehen. Diese Aspekte wie auch postviraler Husten, Fatigue, venöse Thromboembolien oder Komplikationen der intensivmedizinischen Versorgung wie Sarkopenie, kognitive Beeinträchtigung und posttraumatische Belastungsstörung sollten laut der Autorengruppe bei jedem Patientenkontakt eruiert werden.

Fazit

Die Autoren betonen, wie wichtig es ist, dass die Aufmerksamkeit der Pneumologinnen und Pnerumologen für das Erkennen und Managen von Langzeitkonsequenzen von COVID-19 geschärft wird. Das setzt natürlich auch entsprechende Ressourcen voraus. Zudem sollten unter nationaler Koordination Daten zu Langzeitkomplikationen nach COVID-19-Pneumonie gesammelt und wissenschaftlich ausgewertet werden, um die Versorgung stetig optimieren zu können.

Friederike Klein, München


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Publication History

Article published online:
19 April 2021

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