Drake TM.
ISARIC4C Investigators.
Outcome of hospitalization for COVID-19 in Patients with Interstitial Lung Disease.
Am J Respir Crit Care Med 2020;
202: 1656-1665
DOI:
10.1164/rccm.202007-2794OC
Die häufigste interstititelle Lungenerkrankung (ILD) ist die Sarkoidose, die schwerste die interstititelle Lungenfibrose (IPF). Von einer IPF sind häufiger Männer, Ältere, Patienten mit Diabetes, arterieller Hypertonie und ischämischen Herzerkrankungen betroffen. Damit bestehen ausgeprägte Überschneidungen mit dem Risikoprofil für schwere COVID-19-Erkrankungen. Die multizentrische Analyse basierte auf Daten von ILD-Patienten, die sich während der ersten Pandemiewelle März bis Mai 2020 in stationärer Behandlung befanden. Am Audit nahmen Kliniken aus Dänemark, Deutschland, Italien, Irland, Spanien und Großbritannien teil. Die Vergleichspopulationen (ILD ohne SARS-CoV-2-Infektion und Patienten ohne ILD) stammten aus der prospektiven UK-Kohorte International Severe Acute Respiratory and Emerging Infection Consortium Coronavirus Clinical Characterization Protocol UK (SARIC4 CCP-UK).
Insgesamt 349 Patienten mit ILD wurden stationär behandelt, von denen 185 positiv auf SARS-CoV-2 getestet waren und 161 in die Studie aufgenommen wurden. 114 Diagnosen beruhten auf einem positiven PCR-Test und 47 auf den klinischen Befunden. 68 % waren Männer, und das Durchschnittsalter betrug 73,2 Jahre. Häufigste ILD war mit 42 % die IPF. 164 ILD-Erkrankte, davon 42,1 % mit IPF, befanden sich aus anderen Gründen im Krankenhaus. Verglichen mit dieser Gruppe, war die Mortalität von Infizierten deutlich gesteigert (17 % vs. 49 %). Darüber hinaus stellte sich die ILD als Risikofaktor heraus. Die Mortalität der COVID-19-Patienten betrug 49 % (ILD) und 35 % (keine ILD). Die adjustierte Analyse ergab eine Risikosteigerung von HR 1,60 (95 %-Konfidenzintervall KI 1,17–2,18; p = 0,003). Besonders gefährdet waren ILD-Subgruppen:
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Männer HR 1,98 (95 %-KI 1,14–3,34; p = 0,015),
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IPF HR 1,74 (95 %-KI 1,16–2,60; p = 0,007),
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Adipositas HR 2,27 (95 %-KI 1,39–3,71; p = 0,001) und
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fortgeschrittene Lungenfunktionseinschränkung HR 1,72 (95 %-KI 1,05–2,83; p = 0,032).
Unter den Non-IPF-ILD hatten die Hypersensitivitätspneumonie und rheumatoide ILD die höchste Sterblichkeit (50 % und 40 %). Bei anderen Bindegewebserkrankungen und Sarkoidosen betrug die Mortalität 33 % und 23 %. Die Krankenhausaufenthaltsdauern unterschieden sich nicht wesentlich.
Die meisten COVID-19-Patienten mit und ohne ILD wurden nicht beatmet. Bei invasiver, CPAP- und High-Flow-Ventilation lag die Mortalitätsrate bei 77 %. Patienten mit ILD bekamen häufiger hochdosierte Kortikosteroide als Erkrankte ohne ILD. Dies beeinflusste die Ergebnisse nicht.
Patienten mit ILD hatten eine insgesamt höhere Sterblichkeit, besonders wenn gleichzeitig Übergewicht und eine schlechte Lungenfunktion bestanden. Die Mortalitätssteigerung bei adipösen Patienten unterstütze die Hypothese der ILD als Teil des metabolischen Syndroms, so die Autoren. Die Arbeitsgruppe empfiehlt für übergewichtige ILD-Patienten die Ernährungsberatung, für alle Betroffenen die Einhaltung der nationalen Empfehlungen zur Selbstisolierung und eine Priorisierung von ILD-Erkrankten bei der Impfstrategie.
Dr. med. Susanne Krome, Melle