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DOI: 10.1055/a-1370-2375
Pulmonale Komplikationen sind nach schwerem COVID-19-Verlauf häufig
Eine schwere COVID-19-Erkrankung ist durch eine akute hypoxämische respiratorische Insuffizienz charakterisiert, meist begleitet von umfangreichen Konsolidierungen und Regionen mit Milchglastrübung in der Thorax-Computertomografie (CT). Die TASMA-Studie untersuchte, inwieweit bei Überlebenden, die wegen einer schweren COVID-19-Erkrankung mechanisch beatmet werden mussten, respiratorische Komplikationen nach Klinikentlassung anhalten.
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Für die Maastricht Intensive Care COVID-Kohortenstudie waren alle klinischen und Nachsorgedaten von Patienten mit COVID-19, die in der Intensiveinheit der Universitätsklinik Maastricht behandelt worden waren, registriert worden. Beatmungsstrategien umfassten eine lungenprotektive Ventilation (Atemvolumen ≤ 6 ml/kg) und eine positive Titration nach dem endexpiratorischen Druck mit der elektrischen Impedanztomografie. Eine Bauchlagerung wurde erwogen, wenn das Verhältnis von arteriellem Sauerstoffpartialdruck zur inspiratorischen Sauerstofffraktion (PaO2 /FiO2) auf unter 112,5 mmHg (15 kPa) abfiel und über mindestens 12 Stunden anhielt.
3 Monate nach Entlassung aus dem Krankenhaus wurden Überlebende in einer multidisziplinären Ambulanz nachuntersucht. Durchgeführt wurden Lungenfunktionsuntersuchungen (u. a. Spirometrie, Lungenvolumen, Hämoglobin-adjusterte CO-Diffusionskapazität), eine hochauflösende Thorax-CT (HRCT) und ein 6-Minuten-Gehtest (6-MWT). 2 erfahrene Radiologen bewerteten die HRCT-Bilder und die Lappenbeteiligung auf einer 5-stufigen Skala (0 = keine Beteiligung bis 5 = Beteiligung ≥ 75 %). Der Schweregrad der HRCT-Befunde insgesamt ergab sich aus der Summe der Einzelwerte. Die HRCT-Scans wurden mit der Bildgebung bei Einlieferung in die Notaufnahme oder in die Intensivstation verglichen.
Ergebnisse
In der ersten Pandemiewelle zwischen März und Mai 2020 umfasste die Maastricher Kohorte 94 Patienten. 52 Patienten (55 %) lebten 3 Monate nach Entlassung aus dem Krankenhaus noch. 48 von ihnen nahmen die Nachsorgeuntersuchungen am Zentrum nach median 120 Tagen nach Intubation und median 90 Tagen nach Entlassung wahr. Die Übrigen wurden andernorts nachbetreut.
Ergebnisse aus Lungenfunktionstests standen für 43 Patienten zur Verfügung. Bei 23 Patienten zeigte sich eine verminderte totale Lungenkapazität (TLC), bei 36 eine verringerte Diffusionskapazität, aber keine Atemwegsobstruktion. 5 Teilnehmer zeigten keine abnormen Befunde in der Lungenfunktion. Die mediane 6-Minuten-Gehstrecke lag bei 482 m, was 82 % des zu Erwartenden entspricht. 2 Patienten erhielten zu Hause unterstützend Sauerstoff. 4 Studienteilnehmer entwickelten einen signifikanten Sättigungsabfall während des 6-MWT (> 4 % drop).
In der HRCT fand sich nur bei 2 Teilnehmern kein Zeichen von COVID-19-assoziierten Veränderungen im Nachsorgescan. 41 Patienten (89 %) wiesen im HRCT immer noch Milchglastrübungen auf. Zeichen einer Retikulation inklusive fibröser Bänder mit oder ohne offensichtliche parenchymale Distorsion, Bronchiektasie und Bronchiolektasie fanden sich bei 31 der nachuntersuchten Patienten (67 %) und wurden als Zeichen einer Fibrose gewertet. Ein Viertel der nachuntersuchten Überlebenden zeigte neue emphysematöse Destruktionen oder Kavitationen, die beim ersten Scan nicht aufgefallen waren oder die eine deutliche Verschlechterung eines vorbestehenden Emphysems darstellten. Eine leichte Lungenüberblähung wiesen viele Teilnehmer auf, aber war ebenso wenig ein führendes Symptom wie die selten beobachteten Traktionsbronchiektasen.
Der Schweregrad der Veränderungen im HRCT reichte in der Nachuntersuchung von 0–25 mit einem Median von 11. Bei nur geringen Restbefunden zeigten sich v. a. subpleurale parenchymale Bänder oder kleine Plattenatelektasen. Ein Vorherrschen von Restbefunden in bestimmten Lungenregionen konnten die Wissenschaftler nicht feststellen. Häufig waren sie dort, wo bei der Eingangsuntersuchung eine Milchglastrübung mit Retikulation festzustellen war. Dagegen waren Areale mit Konsolidierungen zu Beginn später ausgespart.
Die Diffusionskapazität korrelierte signifikant mit TLC und 6-MWT, dagegen nicht mit der Schwere der HRCT-Befunde.
Die Autoren betonen, dass die Mehrheit der mechanisch beatmeten Patienten, die COVID-19 überlebt hatten, nach 3 Monaten noch eine veränderte Lungenfunktion und Befunde im HRCT haben. Daher sollten alle mechanisch beatmeten COVID-19-Patienten engmaschig pneumologisch nachbeobachtet werden. Es ist aber zu erwarten, dass viele Befunde weiter zurückgehen. Daher ist es von großer Bedeutung, solche Auswertungen wie die aus Maastricht über längere Zeiträume fortzuführen.
Friederike Klein, München
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Publication History
Article published online:
19 April 2021
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