Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2021; 16(06): 631-644
DOI: 10.1055/a-1377-7464
Beckengürtel und untere Extremität

Sprunggelenksfrakturen

Sebastian Felix Baumbach
,
Hans Polzer

Sprunggelenksfrakturen zählen zu den häufigsten Frakturen der unteren Extremität und gehören damit zum unfallchirurgischen Alltag. Die Behandlung stellt aber immer noch eine Herausforderung dar. Essenziell für das Ergebnis sind die anatomische Reposition, die Wiederherstellung der ligamentären Stabilität, die Behandlung von intraartikulären Begleitverletzungen und die Nachbehandlung. In den letzten Jahren wurden diesbezüglich diverse neue Behandlungsstrategien entwickelt.

Kernaussagen
  • Die Langzeitergebnisse, v. a. nach komplexeren Sprunggelenksfrakturen, sind häufig nicht zufriedenstellend.

  • Die Indikation zur präoperativen CT-Diagnostik sollte großzügig gestellt werden, da nur sie eine detaillierte Analyse des individuellen knöchernen (und ligamentären) Verletzungsmusters und entsprechend eine differenzierte Operationsplanung erlaubt.

  • Stabile und nicht dislozierte Monomalleolarfrakturen des Sprunggelenks können mit guten Langzeitergebnissen konservativ behandelt werden.

  • Die offene Reposition und Stabilisierung von Frakturen des posterioren Malleolus führt häufig zur Wiederherstellung der knöchernen Anatomie und Syndesmosenstabilität. Indikationen zur offenen Reposition sind dislozierte posteriore Malleolusfrakturen mit Beteiligung der tibialen Inzisur. Die Größe des Fragmentes spielt heute eine untergeordnete Rolle.

  • Die korrekte Reposition der distalen Fibula in die tibiale Inzisur ist ein entscheidender prognostischer Faktor für die Langzeitergebnisse und sollte postoperativ mit einer beidseitigen CT-Untersuchungen sichergestellt werden.

  • Intraartikuläre Begleitverletzungen sind im Rahmen von Sprunggelenksfrakturen sehr häufig. Die Schwere des Knorpelschadens korreliert mit der Komplexität der Fraktur. Nur die arthroskopisch assistierte Frakturversorgung erlaubt die sichere Diagnose und Therapie von intraartikulären Begleitverletzungen.

  • Die vorhandene Studienlage zur arthroskopisch assistierten Frakturversorgung ist limitiert und heterogen, deutet aber auf eine Überlegenheit der AORIF (arthroskopisch assistierte offene Reposition und interne Fixierung) im Vergleich zur ORIF (offene Reposition und interne Fixierung) hin, ohne erhöhte Komplikationsrate. Entsprechend wird sie in der S2e-Leitlinie „Sprunggelenkfraktur“ der DGU mit dem Level 1b empfohlen.

  • Die frühzeitige Vollbelastung und Mobilisierung nach operativ versorgter Sprunggelenksfraktur erscheinen sicher und führen im kurzfristigen Verlauf zu besseren funktionellen Ergebnissen und zur Verkürzung der Arbeitsunfähigkeit, ohne die Komplikationsrate zu erhöhen, verglichen mit Immobilisation und Entlastung.



Publication History

Article published online:
12 November 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany