ergopraxis 2021; 14(09): 16-18
DOI: 10.1055/a-1420-5349
Wissenschaft

Internationale Studienergebnisse

Umsetzung gelingt dank innovativer Lösungskonzepte – Digitale Lehre

Zoom Image
Die virtuelle Live-Lehre kommt aufgrund der Interaktionsmöglichkeiten bei Studierenden gut an. Wichtig: Kamera einschalten!

Mit Beginn der Pandemie mussten binnen kürzester Zeit analoge Lehrformate auf online umgestellt werden. Digitales bietet zwar Chancen für zeit- und ortsunabhängiges Lernen, vernachlässigt jedoch atmosphärische Aspekte. Diese sind besonders in psychosozialen medizinischen Fächern bedeutend.

Lehrende um Prof. Katja Koelkebeck, organisiert im Referat Medizindidaktik der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, setzten sich zum Ziel, Erfahrungen und Empfehlungen systematisch zusammenzutragen. Neben einem Überblick über nützliche Tools und Methoden geben sie Anregungen für neue Formate in der Online-Lehre, zum Beispiel zur Vermittlung psychosozialer medizinischer Inhalte:

  • Lehrvideos mit Schauspielpatient*innen, um Anamneseerhebungen zu üben,

  • Interviews von Ärzt*innen und Patient*innen zu Krankheitsbildern als Podcasts oder

  • Unterricht mit cineastischem Material. Zur Förderung der Interaktion erwies es sich als hilfreich, wenn die Studierenden ihre Webcam einschalteten und Lehrende auf vorab gesammelte Fragen eingingen. Grundsätzlich gilt es den Datenschutz zu beachten, zum Beispiel bei der Wahl des Videodienstanbieters oder der Nutzung persönlicher Daten der Patient*innen.

Hausaufgaben wie die Erstellung eines psychopathologischen Befundes waren anhand von Fallvignetten oder Videomaterial möglich. Prüfungen wurden mittels universitätsinterner Webkonferenzmodule erfolgreich umgesetzt. Durch Schauspielpatient*innen simulierte E-Sprechstunden oder Beratungen wurden als Prüfungsleistung abgenommen. Dazu empfehlen die Forschenden eine technische Unterstützungsperson und den Einsatz strukturierter Leitfäden zur Punktevergabe.

Die Studierenden bewerteten die Angebote mehrheitlich positiv. Aufgrund der Interaktionsmöglichkeiten schnitt die virtuelle Live-Lehre besser ab als das Einstellen von Videos. Für die Lehrenden stellten Erarbeitung und Durchführung der Online-Formate einen erheblichen zeitlichen und organisatorischen Mehraufwand dar.

Da in den kommenden Jahren Videosprechstunden oder Videotherapien zunehmend zu erwarten sind, plädieren die Forschenden dafür, Elemente der virtuellen Lehre beizubehalten, um die Studierenden zeitgemäß ausbilden zu können. Dazu sei allerdings eine technische und didaktische Schulung von Lehrenden und eine wissenschaftliche Begleitung der neu entwickelten Formate notwendig.

clcz

Fortschr Neurol Psychatr 2021;

doi:10.1055/a-1480-7258



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Article published online:
02 September 2021

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