Baraliakos X.
et al.
Which factors are associated
with bone marrow oedema suspicious of axial
spondyloarthritis as detected by MRI in the
sacroiliac joints and the spine in the general
population?.
Annals of the Rheumatic Diseases 2021;
80: 469-474
DOI:
10.1136/annrheumdis-2020-218669
Eine deutsche Studie wollte Faktoren identifizieren, die mit dem Auftreten und dem
Ausmaß von Wirbelsäulen- und Iliosakralgelenks-MRT-Läsionen
zusammenhängen, welche auf eine axSpA in der Allgemeinbevölkerung
hinweisen. Die Forscherinnen und Forscher untersuchten dafür eine
allgemeinbevölkerungsbasierte Kohorte im Alter von über 45 Jahren.
Zwei geschulte, verblindete Auswerter sahen sich 793 MRTs der Wirbelsäule
(sagittale T1/T2) und des Iliosakralgelenks (semikoronale STIR-Sequenzen)
an. Erfasst wurden das Vorliegen (ja/nein) und das Ausmaß (gemessen
mit dem Berlin MRI Score) eines Knochenmarködems. Die Auswerter schlossen
degenerative Läsionen der Wirbelsäule aus und lösten etwaige
Diskrepanzen im Konsens. Die Autorinnen und Autoren analysierten
Querschnittsassoziationen zwischen klinischen Faktoren und Auftreten bzw.
Ausmaß des Knochenmarködems mittels logistischer/negativer
binomialer Regression. Teilnehmer mit axSpA wurden mittels einer
Datensatzverknüpfung identifiziert.
Die Probanden waren im Durschnitt 37,3 Jahre alt und zu 49,4%
männlich. Eine körperlich anstrengende Arbeit wurde von
35,7% angegeben, 64,3% gaben einen Büroarbeitsplatz an.
55% der Teilnehmer hatten einen BMI (Body-Mass-Index) von über
25kg/m², 31,1% waren Raucher. Eine Entbindung im letzten
Jahr vor der MRT-Untersuchung wurde von 16 Frauen (5%) berichtet.
Ergebnisse
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Das Vorliegen von Iliosakralgelenk-Knochenmarködemen (Odds Ratio)
hing stark mit einer Entbindung während des letzten Jahres zusammen
(4,47; 1,49–13,41).
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Für das Ausmaß des Iliosakralgelenk-Knochenmarködemen
wurden Zusammenhänge (Inzidenzratenverhältnisse,
95%-KI) zu einer Entbindung ((im letzten Jahr) 4,52;
1,48–13,84), zu HLA-B27+ (2,32; 1,30-4,14), zum BMI (25-30
versus < 25kg/m², 1,86 (1,19–2,89))
und zu Rückenschmerzen ((letzte 3 Monate) 1,55; 1,04–2,31)
gefunden. Dahingegen zeigten sich für spinale
Knochenmarksödeme Zusammenhänge zu Alter pro Dekade (1,46;
1,13—1,90) und körperlich anspruchsvoller Arbeit (1,46;
1,06–2,00).
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Eine Datensatzverknüpfung war für 694 Teilnehmer
(87,5%) möglich, 9 von 694 (1,3%) hatten einen
Eintrag für axSpA (ICD M45.09).
In dieser allgemeinbevölkerungsbasierten Studie seien demnach
HLA-B27+, Entbindung im letzten Jahr bei weiblichen Teilnehmerinnen und das
Vorhandensein von Rückenschmerzen in den letzten 3 Monaten die wichtigsten
Prädiktoren für das Ausmaß von Knochenmarksödemen im
Iliosakralgelenk, so die Autoren. Für das Ausmaß von
Knochenmarksödemen der Wirbelsäule seien Alter und
körperlich anstrengende Arbeit die wichtigsten Prädiktoren.
Laut Autoren unterstützen die Daten die Hypothese, dass eine mechanische
Belastung zu Knochenmarksödemen in der Allgemeinbevölkerung
unter 45 Jahren beiträgt. HLA-B27+ sei eher ein Schweregrads-
als ein Anfälligkeitsfaktor für Knochenmarködemen im
Iliosakralgelenk. Die Zusammenhänge seien relevant für die
Interpretation von Wirbelsäulen-MRTs bei jungen Menschen mit
Rückenschmerzen in sog. „Blue-Collar-Jobs“ und ihre
mögliche Überweisung an Rheumatologen zur Abklärung
einer axSpA.
Annkatrin Wagner, Stuttgart