Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2021; 28(04): 209-214
DOI: 10.1055/a-1520-3712
Gesellschaft
DTG

Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) e. V.

Liebe Mitglieder der DTG, liebe Interessierte

KIT 2021/Refresher DTG-Zertifikat Reisemedizin

Der 15. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2021), der erstmalig auch als unsere DTG-Jahrestagung fungierte und komplett im virtuellen Raum stattfand, ist Geschichte. Über 1300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren von Mittwoch 16. Juni bis Samstag 19. Juni in den virtuellen Räumen unterwegs. Dabei war der Plenarvortrag mit unserem DTG-Mitglied Christian Drosten zum Thema SARS-CoV2-Varianten die am besten besuchte Veranstaltung. Aber auch alle weiteren Symposien und Diskussionsrunden waren durchweg mit 30–300 Interessierten gut besucht. Das hat uns Kongresspräsidenten und alle Mitwirkenden sehr gefreut, war es doch ein Wagnis, diesen Kongress erstmalig in der Geschichte komplett digital durchzuführen ([Abb. 1]). Einige Kurzzusammenfassungen unserer spannenden 7 DTG-Symposien finden Sie im Anschluss. Da bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern deren Anwesenheit auf der digitalen Plattform für die Vergabe der Landesärztekammerpunkte lückenlos erfasst wurde, können wir Ihnen nun ebenfalls anbieten, sich die virtuelle Teilnahme am Kongress auch als Refresher für ihr DTG-Zertifikat Reisemedizin anrechnen zu lassen. Voraussetzung ist, dass Sie an mindestens 8 Veranstaltungen mit 45 min Dauer teilgenommen haben, darunter an 4 der 7 DTG-Symposium und zwingend an den DTG-Symposien „Malaria – Neues bei Prävention und Behandlung“ und „Reisen in pandemischen und postpandemischen Zeiten“. Sollten Sie diese Voraussetzungen erfüllen und gerne ein DTG-Refresher-Zertifikat beantragen wollen, so senden Sie bitte eine Nachricht an unsere Geschäftsstelle mit vollständigem Namen, einer Auflistung der Symposien, an denen Sie teilgenommen haben, sowie ihr LÄK-Punkte-Zertifikat.

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Abb. 1 Virtuelle KIT-Tagung 2021, die Kongresspräsidenten v.l.n.r.: Prof. Dr. Jörg Janne Vehreschild, Prof. Dr. TobiasTenenbaum, Dr. Dr. Carsten Köhler und Prof. Dr. Oliver Witzke.Quelle: KIT2021

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Mitgliederversammlung 2021

Bewegt: die vergangen beiden Jahre

Vor dem KIT, am Montag, den 14. Juni, hat unsere diesjährige Mitgliederversammlung – ebenfalls erstmals – digital stattgefunden. Hier berichtete der 1. Vorsitzende unter der Überschrift „Bewegt“ über die Aktivitäten der Gesellschaft seit der DTG-Jahrestagung im April 2019 in München: über die erfolgreiche Jahrestagung in München, die Erweiterung des Gesellschaftsnamens um das Wort „Reisemedizin“ im Sommer 2019, die Sitzungen des neuen Vorstands, die vielfach digital durchgeführt wurden, die Aufnahme der Veröffentlichungen der Malaria -und Reiseimpfungen-Empfehlungen in die FTR, die Veröffentlichung der neu überarbeiteten Leitlinie zur Behandlung der Malaria, die begleitenden Aktivitäten bei der Einführung des „Weltwärts-Programms“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) inkl. Erstellung einer Ärzteliste der dafür qualifizierten Ärzte (die auf der Internetseite der DTG abgerufen werden kann), über die wöchentlichen EpiNews, die um die CoronaUpdates erweitert wurden, die Erstellung des Musterkursbuchs Tropenmedizin für die Bundesärztekammer sowie über die Umsetzung der auf dem Ärztetag 2018 in Erfurt beschlossenen Musterweiterbildungsordnung durch die Landesärztekammern und damit die verbundene Reduzierung der Ausbildungszeiten von 27 auf 21 Monate, über die Fachkollegienwahl 2019 und die Neueinrichtung der Fachkollegien 2020 „Parasitologie und Biologie der Erreger tropischer Infektionskrankheiten“ und „Klinische Infektiologie und Tropenmedizin“ sowie über das 25-jährige Jubiläum des ECTMIH im Herbst 2019 in Liverpool, über die 2019er und 2020er Jubilare der DTG mit 10, 25, 40 Jahren Mitgliedschaft und über das erfolgreiche 14. Malariatreffen in Hamburg und das erfolgreiche 24. Symposium Reise- und Impfmedizin des Auswärtigen Amtes.

DTG-PREIS 2021

Am 17. Juni konnten wir auf dem digitalen KIT den DTG-Preis verleihen. Dieser wurde erstmalig geteilt vergeben: an Benno Kreuels (Hamburg) und Thirumalaisamy Velavan (Tübingen). Auf unserer Website unter „Aktuelle Mitteilungen" der DTG ist eine ausführliche Laudatio auf die beiden Preisträger zu finden. Wir gratulieren beiden Kollegen aufs Herzlichste!

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Laudatio im Internet
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Digitale Verleihung des Preises für Tropenmedizin auf dem KIT2021 am 17. Juni 2021 an die beiden Preisträger Thirumalaisamy Velavan (im Bild links unten) und Benno Kreuels (im Bild rechts oben).Quelle: DTG / KIT2021

Freuen durften wir uns über viele Auszeichnungen für DTG-Mitglieder in dem Berichtszeitraum: u. a. Katja Becker (Wahl zur Präsidentin der DFG), Christian Drosten (Bundesverdienstkreuz 1. Klasse), Camilla Rothe (Time Magazine – eine der 100 einflussreichsten Personen 2020) und Marylyn Addo (Focus – Medizinerin des Jahres 2020).


Abgesagt oder verschoben werden musste wegen der COVID-19-Pandemie: NECTM8, 15. KIT2020, Jahrestagung der DTG in Rostock, 25. Symposium für Reise- und Impfmedizin des Auswärtigen Amtes. Dafür konnte die DTG im Kompetenznetzwerk Public Health COVID-19, dem ärztlichen Pandemierat der Bundesärztekammer, dem Netzwerk „Junge Infektionsmedizin“ und dem Bündnis „Junge Ärzte“ Mitglied werden und 8 Mitglieder des StAR wurden in die Arbeitsgruppe Reisemedizin der STIKO berufen. Zudem konnten die Rubriken „Klimabox“ und „Tropenmedizin Weltweit“ in der FTR neu eingeführt werden.


Der Schriftführer und Kassenwart stellte die Finanzlage der DTG vor und berichtetet über den nun endgültig stattgefundenen Eingang einer Erbschaft. Auf eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrags kann bis auf weiteres verzichtet werden. Neu soll es im kommenden Jahr eine tropenmedizinische DTG-Kurswoche im Schloss Rauischholzhausen in der Nähe von Gießen geben. Mehr dazu werden wir rechtzeitig hier in der FTR ankündigen.

KOOPERATION

DTG und Amboss


Leitlinien unterliegen einem hohen Anspruch: Sie sollen fundiert, wissenschaftlich orientiert sowie praxisnah sein und möglichst schnell und übersichtlich Fragen beantworten können. In papiergebundener Form ist dies für die Malaria- und Reiseimpfempfehlungen der DTG schon lange der Fall. Im Rahmen einer Kooperation mit Amboss wurde nun die digitale Nutzbarkeit verbessert sowie die Sichtbarkeit der Empfehlungen erhöht. Gestartet wurde mit der Reiseimpfempfehlung, es werden weitere folgen. In diesem Rahmen wurden z. B. die Grafiken zur Verteilung der Meningokokkenserotypen vollständig überarbeitet. Wer Interesse hat, kann sich das


Ergebnis kostenfrei anschauen unter: go.amboss.com/reiseimpfungen

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NEUE MITGLIEDER
  • Til Berger, Adelzhausen

  • Walter Bruchhausen, Bonn

  • Klaus Hensmann, Waghäusel

  • Hannah Krämer, Tübingen

  • Anja-Sophie Krauss, Berlin

  • Ulrich von Both, München

  • Gudrun Westermann, Wiesbaden

Eine Satzungsänderung wurde vorgenommen und die Ausschussvorsitzenden berichtetet über ihre Tätigkeiten. Die anwesenden Mitglieder entlasteten daraufhin den Vorstand. Der alte Vorstand schied somit aus seinem Amt und der „neue alte“ nahm seine Tätigkeiten auf.


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Amboss/Women in Global Health/Klima

In dieser Ausgabe der FTR drucken wir normalerweise die DTG-Jubilare in diesem Jahr ab. Aus Platzgründen werden wir dies in der Oktoberausgabe nachholen. Seien Sie gespannt darauf, ob Sie womöglich dazugehören.

DTG-KONFERENZ 2022

Anfang Juli konnten wir als Vorstand vor Ort in Rostock sein, zusammen mit Frau Schäfer von der Kongressorganisationsfirma COCS. Gemeinsam mit Emil Reisinger und Micha Löbermann haben wir damit den Startschuss zur Planung unserer DTG-Konferenz Tropenmedizin gegeben, die wir gemeinsam mit den Tropenpädiatern, den Tropenchirurgen, den Tropengynäkologen und Tropendermatologen sowie der Gesellschaft für Maritime Medizin vom 23. bis 25. Juni 2022 durchführen wollen. Ein wissenschaftlicher Beirat wurde berufen. Viele tolle Ideen sind uns schon eingefallen und werden nun auf ihre Realisierbarkeit hin geprüft. Notieren Sie sich schon diese Tage im Kalender und seien Sie auf die Inhalte gespannt!

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Quelle: KIT

Neben den KIT-Kurzberichten finden Sie in dieser Ausgabe eine weitere „Klimabox“. Zudem stellt sich das Netzwerk Women in Global Health vor. Und wir können die neue Kooperation mit der Firma Amboss kundtun: Auf deren Seiten finden Sie ab sofort und ohne Bezahlschranke unsere aktuellen Empfehlungen zu den Reiseimpfungen mit einigen benutzerfreundlich gestalteten Karten. Unsere Empfehlungen zur Malariaprophylaxe und unserer Leitlinien werden folgen. Sie dürfen gespannt sein.

Wir als „alter neuer“ Vorstand freuen uns auf die kommenden 2 Jahre gemeinsam mit Ihnen, unseren Mitgliedern (ein herzliches Willkommen gilt an dieser Stelle auch wieder unseren Neumitgliedern!), und hoffen, die Tropen- wie Reisemedizin weiter voranzubringen. Wir bauen darauf, dass auch Sie weiterhin uns mindestens so aktiv zur Seite stehen, wie in den vergangenen Jahren. Gemeinsam können wir etwas bewegen!

ECTMIH 2021

Auf europäischer Ebene werden Themen rund um Tropenmedizin, Globaler und Internationaler Gesundheit vom 27. September bis zum 1. Oktober bewegt: virtuell aus Bergen auf dem 12th European Congress on Tropical Medicine and international Health – seien Sie mit dabei! Anmeldung unter: https://ectmih2021.no/

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Quelle: ECTMIH
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Die aktuellen Empfehlungen des StAR zur Malariaprophylaxe finden Sie bereits jetzt druckfrisch hier im Heft. Wir danken allen Mitwirkenden ganz herzlich für ihren erneuten überragenden ehrenamtlichen Einsatz und hoffen, dass diese Empfehlungen Ihnen bei der Beratung der Reisenden wieder dienlich sind."

Wir wünschen Ihnen erholsame Sommertage ohne zu viele Einschränkungen durch die Pandemie, bleiben Sie achtsam und uns weiterhin gewogen, herzlich aus Tübingen und Hamburg,

Ihre

Carsten Köhler und Bernhard Fleischer


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DTG-Symposien, KIT 2021

Reisen in pandemischen und postpandemischen Zeiten

Sophie Schneitler berichtete in ihrem klar strukturierten Vortrag über „COVID-19-Testung für Reisende“. Zur Frage der grundsätzlichen Frage nach der Sinnhaftigkeit einer Testung für Reisende gab es ein klares „Ja“: Covid-19 wird bekanntermaßen auch prä- und asymptomatisch übertragen, sodass ein Screening symptomatischer Reisender allein nicht ausreichend wäre. Auch eine stattgehabte Impfung sollte aktuell keine Ausnahme von der Testpflicht für Reisende beinhalten, da Dauer der Immunogenität und Schutz vor Überträgertum nach Impfung noch unklar sind. Bei der Einreise in die meisten Länder werden aktuell als Nachweis PCR- oder auch ein Antigentest anerkannt, serologische Testverfahren finden aktuell noch keine großflächige Anwendung. Reisende sollten sich vor der Reise genau erkundigen, welche Maßnahmen für ihr Herkunfts- bzw. Zielland erforderlich sind: Einreiseanmeldung, Test oder Testzertifikat und unter welchen Bedingungen ggf. eine Quarantäne erfolgt. Einige Länder, z. B. Spanien, erfordern den Einsatz gleich mehrerer Apps zur Einreise. Nach Einreise aus Hochinzidenz- und Virusvariantengebieten gilt in Deutschland eine universelle Quarantäne von 14 Tagen, dies auch für Geimpfte und Genesene. Genesene gelten als immun für einen Zeitraum von 28 Tagen bis 6 Monaten nach Infektion; es muss ein positiver PCR-Test aus der Zeit der COVID-19-Infektion vorliegen.

Pat Schlagenhauf (Zürich) berichtete in ihrem Vortrag „COVID-19 vaccine and vaccination passports“ über die mögliche Bedeutung der COVID-19-Impfung im internationalen Reiseverkehr. Die WHO empfiehlt aktuell – (Stand Juni 2021) – keine COVID-19-Impfvorschrift für international Reisende. Grund hierfür sind die nach wie vor bestehenden Ungewissheiten bezüglich der Wirksamkeit der unterschiedlichen COVID-Impfstoffe weltweit sowie ihrem Schutz auch vor neuartigen Virusvarianten und Virustransmission. Ein anderer Aspekt ist die Sorge, Ungerechtigkeiten bei der Verteilung von Impfstoffen durch einen geforderten Impfnachweis im internationalen Reiseverkehr weiter zu verstärken. Es ist jedoch zu erwarten, dass sich diese Vorgaben bald ändern könnten. Mit der Erfordernis eines Impfnachweises stellt sich zugleich die Frage, wie dieser zu erbringen ist und wie gewährleistet werden kann, dass bei der Zertifizierung eines Impfpasses „Fairness, equity und legitimacy“ zu gewährleisten sind. Die neu eingerichtete „smart vaccination certificate working group“ der WHO befasst sich aktuell mit der Frage, wie ein solches Zertifikat erstellt und möglichst vielen Geimpften weltweit zugänglich gemacht werden kann, auch Menschen aus noch wenig digitalisierten Ländern und ohne mobile Endgeräte. Perspektivisch könnte ein digitales Zertifikat mit WHO-Standard auch für den Nachweis anderer Impfungen, z. B. der Gelbfieberimpfung, interessant werden. Gefälschte Gelbfieberimpfzertifikate spielen in vielen, gerade auch in endemischen Ländern, eine große Rolle. Unterdessen sollten Impfnachweise nicht andere Methoden der Infektionsprävention überflüssig machen.

Camilla Rothe


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Klima und Infektionen – eine Wechselwirkungsanalyse

Die Session Klima und Infektionen bot 3 hervorragende Vorträge aus unterschiedlichsten Perspektiven. Prof. Jan Drexler aus Berlin referierte zu Diagnostik und Epidemiologie von mückenübertragenen viralen Erkrankungen und veranschaulichte anhand aktueller Daten diagnostische Herausforderungen in Endemie- und Nichtendemiegebieten. Prof. August Stich aus Würzburg zeigte eindringlich auf, wie vielfältig Ursachen und neue klinische Bilder durch Klimawandel sind. Prof. Sven Klimpel aus Frankfurt am Main demonstrierte anhand komplexer Modellierungsdaten Vektorenausbreitung im Rahmen des Klimawandels und dessen Bedeutung für Infektionserkrankungen.

Sabine Bélard


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Malaria – Neues zu Prävention und Behandlung

Die 3 Vorträge der Malaria Session gaben einen informativen Überblick und optimistischen Ausblick zu Impfstoff- und Medikamentenentwicklung sowie Chemopräventionstrategien bei Kindern. Prof. Benjamin Mordmüller aus Nijmegen fasste die verschiedenen Strategien der Malariaimpfstoffentwicklung anhand von Einblicken in die Entwicklung aktueller Impfstoffkandidaten zusammen und beleuchtete auch die vielversprechenden Fortschritte bei transmissionsblockierenden Impfstoffkandidaten. Prof. Michael Ramharter aus Hamburg gab einen Überblick über neu zugelassene Malariamedikamente, zeigte neue Therapiestrategien wie die Multikombinationstherapien auf und stellte mit Cipargamin und KAF156 2 vielversprechende neue Substanzen aus der klinischen Entwicklung vor. PD Dr. Robin Kobbe aus Hamburg fasste Entwicklung und Stand der Evidenz chemopräventiver Strategien zusammen, zeigte „intermittent preventive treatment of infants“ bzw. „seasonal malaria chemoprevention“ als effektive und kostengünstige Interventionen auf und gab einen Ausblick auf Implementierungsherausfordungen und Weiterentwicklungsstrategien.

Sabine Bélard


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Anmerkungen KIT Nachwuchsblock

Als Novum wurde der Nachwuchsblock erstmal durch die 3 Sprecherinnen der jDTG, jDGPI und jDGI moderiert. Das bewährte Konzept, die Ausbildungswege in die Infektiologie, Tropenmedizin und pädiatrische Infektiologie aufzuzeigen, erzeugte viel Interesse. Besonders Fragen zu Auslandserfahrungen und deren Stellenwert wurden diskutiert. Sehr interessant und mit überraschenden Wendungen wurde in dem Part „Hits und Pitfalls“ Fälle von erfahrenen Kollegen vorgestellt. Angefangen durch Frau Professor Draenert aus München mit einer initial verdächtigten Protheseninfektion, die zeigt, dass man immer gewahr sein sollte, dass es nicht immer eine Infektionskrankheit sein muss. Bis zu dem spannenden Fall aus Dresden (durch Professor Berner vorgestellt) zu der Notwendigkeit, klinische Symptome differenziert zu betrachten, und dem Resultat, dass eine Purpura fulminans nicht nur bei Meningokokken auftreten kann. Professor Grobusch stellte einen ganz aktuellen Fall mit Reaktionen auf eine COVID-19-Impfung vor und zeigte auf, dass die Infektionsmedizin immer wieder Überraschungen bereithält und wie relevant es ist, diese auch zu veröffentlichen.

Sophie Schneitler

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Klimabox

Ursachen und Ausmaß des anthropogenen Klimawandels

Natürlicher Treibhauseffekt

Die Energiebilanz der Erde spielt sich in einem System ab, das physikalisch mit einem Gewächshaus (Treibhaus) vergleichbar ist: Einfallende Sonnenstrahlen werden von der Erdoberfläche und den Erdmedien absorbiert – ein Drittel dieser Strahlung wird jedoch ungehindert wieder in den Weltraum reflektiert (Albedo-Effekt). Der energetische Ausgleich der von der Sonne kommenden kurzwelligen Strahlung geschieht durch Abgabe von langwelliger Wärmestrahlung durch den Erdkörper, wodurch sich ein stabiles Klima einstellt (energetisches Gleichgewicht).

In der Atmosphäre befindliche Moleküle behindern allerdings – je nach ihrer atmosphärischen Konzentration – diese Wärmeabstrahlung in einem bedeutenden Ausmaß (natürlicher Treibhauseffekt). Die hauptverantwortlichen Verbindungen sind im Wesentlichen Wasserdampf (H2O), Methan (CH4) und Kohlendioxid (CO2). Ohne diese molekulare Gegenreflexion läge die globale Durchschnittstemperatur bei lebensfeindlichen −18 °C statt bei den aktuellen +14 °C.


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Anthropogener Treibhauseffekt

Durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe wie Erdöl, Erdgas und Kohle reichert sich u. a. mehr CO2 in der Atmosphäre an. Folglich wird mehr Wärme auf die Erde zurückgestrahlt und die Temperaturen der Erdoberfläche sowie Atmosphäre werden erhöht. Andererseits haben bestimmte Verbrennungsrückstände in Form von Aerosolen („Luftverschmutzung“) auch einen temperatursenkenden Effekt, der allerdings nicht zu einer Kompensation des Wärmeüberschusses bzw. zu einem Temperaturausgleich führt. Beim anthropogenen Treibhauseffekt hat sich die natürliche Energiebilanz der Erde mit einem Energieüberschuss von derzeit 0,6 W/m2/s verschoben.


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Atmosphärische CO2-Konzentration

Das Klima ist allerdings – über längere Zeiträume in der Erdgeschichte betrachtet – nie unveränderlich gewesen. Variabilitätsfaktoren für veränderte Energiebilanzen der Erde sind vielfältig und beeinflussen sich teilweise wechselseitig:

  • Leuchtkraftänderungen der Sonne

  • Abweichungen der Erdumlaufbahn um die Sonne

  • geologische Veränderungen (Vulkanausbrüche, Kontinentaldrift, Eisbedeckung)

  • biologische Veränderungen (Vegetationsbedeckung)

  • atmosphärische Veränderungen (Gaszusammensetzung)

Die atmosphärische CO2-Konzentration ist nach heutigen Erkenntnissen (Isotopenanalysen, Eiskernbohrungen) mit 417 ppm (parts per million) jedoch höher als jemals zuvor in den letzten 800 000 Jahren – vermutlich sogar höher als in den letzten 3 Mio. Jahren. In den vergangenen 10 000 Jahren war der Kohlenstoffdioxidanteil mit 250–275 ppm relativ konstant. Mit der Nutzung fossiler Energieträger und der weiträumigen Landgewinnung durch Rodung seit dem Zeitalter der industriellen Revolution in der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die natürliche Schwankungsbreite der CO2- und CH4-Konzentration durchbrochen. Die historische Grenze von 300 ppm CO2 wurde bereits Ende der 1950er Jahre überschritten; seit den 60er Jahren ist ein kontinuierlicher CO2-Anstieg zu verzeichnen, welcher die globalen Temperaturen beeinflusst.

86 % des anthropogenen Kohlenstoffdioxids stammen aus der Verbrennung fossiler Energieträger, 14 % aus veränderter Landnutzung. 46 % der CO2-Emissionen verbleiben dabei in der Atmosphäre, 31 % werden von Landökosystemen und 23 % von den Ozeanen aufgenommen („CO2-Senken“).


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Globale Temperaturveränderungen

Seit dem 19. Jahrhundert hat sich die Erdoberfläche (gemittelt über Land und Ozean) um durchschnittlich + 1,2 °C erwärmt und ist damit höher als jemals in der Geschichte menschlicher Zivilisation. Seit den 1980er Jahren war jede Dekade wärmer als die vorherige und wärmer als alle vorangegangenen Jahrzehnte seit 1850. Die Erwärmung über Land- und Kontinentalflächen liegt dabei aufgrund der hohen Wärmekapazität von Wasser sowie ausgleichender Meeresströmungen in der Regel höher als über den Ozeanen. Für den Zeitraum 2015–2019 lag die globale Landtemperatur um +1,7 °C über der Durchschnittstemperatur der vorindustriellen Jahre (1850–1900). Bezogen auf Deutschland ist die mittlere Lufttemperatur im Flächenmittel seit 1881 um +2 °C gestiegen; die Nordsee hat sich aufgrund der besonderen geografischen Lage dabei um das gleiche Ausmaß erwärmt.

LINKs

Schematische Darstellungen der zu erwartenden Temperaturänderungen für verschiedene Emissionsszenarien

Deutsches Klimaportal

www.deutschesklimaportal.de/DE/Themen/1_Klimawandel_Ueberblick/thema2_node.html

Weltklimarat IPCC, Fünfter Sachstandsbericht

www.de-ipcc.de/270.php

Hinsichtlich erdgeschichtlicher Abschnitte vollzieht sich die aktuelle Erderwärmung in einem extrem kurzen Zeitraum. Im Rahmen modellierter Klimaszenarien der IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) wird sich die globale Durchschnittstemperatur bei ungebremster Treibhausgasemission wahrscheinlich zwischen 2030 und 2052 auf +1,5 °C erhöht haben und anschließend weiter ansteigen (> +3 °C bis zum Jahr 2100). Die erhöhten Temperaturen werden dann für Jahrhunderte bis Jahrtausende bestehen bleiben und zu langfristigen Änderungen im gesamten Klimasystem sowie in Bio-, -Hydro-, Kryo- und Anthroposphäre führen.

Alle natürlichen Klimavariabilitätsfaktoren wie z. B. Sonnenleuchtkraft, Strahlungswinkel, Vulkanausbrüche usw. liefern nach heutigen Erkenntnissen keine messbaren Beiträge zum globalen Erwärmungstrend. Ohne Berücksichtigung der steigenden Treibhausgasemissionen (insbesondere CO2) ließe sich die globale Erwärmung nicht hinreichend erklären.

Die aktuellen und prognostizierten Temperaturerhöhungen in historisch kurzer Zeit sind beispiellos und haben bereits jetzt direkte und indirekte Auswirkungen auf Ökosysteme und die menschliche Gesundheit. Worin diese gesundheitlichen Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels bestehen, wird thematisch in der nächsten Klimabox beleuchtet.

Sebastian Wendt, Leipzig

GLOBAL HEALTH
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Women in Global Health Germany – für mehr Chancengleichheit in der globalen Gesundheit


Weltweit stellen Frauen im Durchschnitt rund 70 % der Gesundheitsfachkräfte dar, aber nur 25 % sind in Führungspositionen vertreten [1]. Um mehr Chancengerechtigkeit und Sichtbarkeit von Frauen in der globalen Gesundheit zu erreichen und somit zur Verbesserung der Gesundheit weltweit und damit zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele 3 „Gesundheit und Wohlergehen“ und 5 „Gender Equality“ beizutragen, wurde im Jahr 2015 Women in Global Health (WGH) gegründet. WGH ist mittlerweile ein weltweit aktives Netzwerk mit mehr als 22 000 Followern und rund 28 „Chapter“ („Sektionen“) weltweit (http://www.womeningh.org).


Im Jahr 2018 hat Deutschland das erste „Chapter“ und somit das erste nationale Netzwerk von WGH „Women in Global Health – Germany“ (WGH-GER) gegründet und eine Liste mit inzwischen rund 170 qualifizierten Frauen, die im Bereich der globalen Gesundheit in Deutschland bzw. Frauen mit deutscher Nationalität, die außerhalb Deutschlands in diesem Bereich arbeiten, erstellt [2]. Seit Februar 2019 ist WGH-GER am Center for Global Health der Charité – Universitätsmedizin Berlin angebunden. WGH-GER ist auch Mitglied im Global Health Hub Germany und hat dort den Co-Chair für die Arbeitsgruppe zum Thema globale Frauengesundheit inne. Zudem hat sich WGH-GER an der Überarbeitung der Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit beteiligt und ein Positionspapier zu Frauen in Gesundheitsberufen verfasst. Im Rahmen der WGH-GER COVID-19 Task-Force wurden mehrere Webinare durchgeführt sowie eine Stellungnahme verfasst. Des Weiteren hat WGH-GER gemeinsam mit den Spitzenfrauen Gesundheit im Rahmen des assoziierten Programms des Bundesministeriums für Gesundheit zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft im September 2020 eine Veranstaltung zum Thema „Spitzenfrauen im Gesundheitswesen – Motor einer agilen und gesunden Gesellschaft“ durchgeführt (globalhealth.charite.de/netzwerk/-women_in_global_health_germany/).


Um die Vernetzung der Frauen zu fördern, fand am 11.03.2021 – kurz nach dem Weltfrauentag – das vierte Netzwerktreffen von WGH-GER zum Thema „Globale Gesundheit und Gender Equality im Jahr der Bundestagswahl“ online mit rund 90 Teilnehmerinnen aus verschiedenen Sektoren statt.


Prof.in Dr.in Ilona Kickbusch hat die Veranstaltung eröffnet und moderiert und insbesondere die Bedeutung der Frauen im Rahmen der Pandemie betont. Die parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für Gesundheit Sabine Weiss blickte auf die von Deutschland im Juni 2020 übernommene EU-Ratspräsidentschaft zum Thema globale Gesundheit zurück. Dr.in Isabel Yordi Aguirre aus dem Gender and Health Unit des WHO-Regionalbüros für Europa berichtete von der aktuellen europäischen WHO-Strategie für Gender Equality. Geplant ist hierbei eine enge Zusammenarbeit mit den europäischen WGH-Chaptern. In einer Paneldiskussion trugen Heike Baehrens (SPD), Karin Maag (CDU/CSU), Katrin Helling-Plahr (FDP) und Dr.in Kirsten Kappert-Gonther (Grüne) aktuelle Themen der Bundestagsparteien im Wahlkampf zum Thema Global Health vor.


Dr.in Roopa Dhatt, Gründerin von WGH, berichtete von der Unterzeichnung des „Memorandum of Understanding (MoU)“ am Weltfrauentag (08.03.2021) mit dem Generaldirektor der WHO und WGH, mit dem u. a. die Ziele der Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Gesundheitsfachkräfte weltweit sowie der Geschlechterparität in Führungspositionen und Entscheidungsgremien erreicht werden sollen. Es stellt einen bedeutenden Meilenstein für WGH dar und formalisiert die bereits enge Zusammenarbeit mit der WHO. Schließlich gab Dr.in Sabine Ludwig, Leiterin von WGH-GER, einen Überblick über die -Aktivitäten von WGH-GER im Jahr 2020 und die für 2021 geplanten Veranstaltungen und Initiativen.


Um den inhaltlichen Austausch der Frauen im Netzwerk zu fördern, referierten im zweiten Teil des Netzwerktreffens verschiedene Expertinnen von WGH-GER u. a. zu Themen wie „Decolonizing Global Health“, der Stärkung von „social participation“ im Gesundheitswesen, der Akademisierung von Gesundheitsberufen, One-Health sowie zur gesundheitlichen Lage von Frauen in Deutschland. Delia Strunz, Mitglied des Advisory Boards von WGH-GER, berichtete dann zu den ersten Erfahrungen und zum momentanen Stand des Mentoringprogramms von WGH-GER.


Damit ging ein spannendes, interdisziplinäres und v. a. internationales Netzwerktreffen zu Ende und – um es in den Worten der Staatssekretärin Sabine Weiss in der aktuellen Pandemiesituation auszudrücken: „Nur gemeinsam können die großen Herausforderungen der Pandemie gemeistert werden (…) und Frauen spielen hier eine ganz besondere Rolle.“


Christina Hoffmann, hsg Bochum; Tamara Schneider, hsg Bochum; Prof. Dr. (mult) Ilona Kickbusch, IHEID Genf; Vertret. Prof. Dr. Sabine Ludwig, hsg Bochum/Charité Berlin


Kontakt


Vertret. Prof. Dr. Sabine Ludwig


Charité – Universitätsmedizin Berlin


Center for Global Health, Berlin


E-Mail: sabine.ludwig@charite.de

Verantwortlich für die

DTG-Gesellschaftsseiten in der FTR:

Dr. Dr. Carsten Köhler, Tübingen, und Prof. Dr. Bernhard Fleischer, Hamburg (V.i.S.d.P.)

Geschäftsstelle:

Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) e. V.

c/o Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin

Silke Rune

Bernhard-Nocht-Str. 74

20359 Hamburg

Tel.: 040/42 81 84 78

Fax: 040/42 81 85 12

dtg@bnitm.de

www.dtg.org

Änderungen bei den Mitgliederdaten bitte unbedingt zeitnah an die Geschäftsstelle senden!


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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
13. August 2021

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