Strangfeld A,
Schäfer M,
Gianfrancesco MA.
et al
Factors associated with COVID-19-related deaths
in people with rheumatic diseases: results from
the COVID-19 Global Rheumatology Alliance
physician-reported registry.
Ann Rheum Dis 2021;
80: 930-942
Im Juli 2020 sind bereits 3830 Patienten in das Register aufgenommen worden;
für 3729 standen alle Daten zur Verfügung, die Strangfeld und ihre
Kollegen brauchten, um herauszufinden, welche Patienten besonders gefährdet
sind an einer COVID-19-Infektion zu versterben.
Von den insgesamt 390 Patienten (10,5%) dieser Kohorte, die infolge der
COVID-19-Infektion verstarben waren 68,7% älter als 65. Rund
70% dieser Patienten litt unter mindestens einer Begleiterkrankung; am
häufigsten waren Hypertonie, chronische Lungenerkrankungen, Adipositas,
Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen. Zum Zeitpunkt der
COVID-19-Diagnose wurden 40,6% der Patienten mit DMARDs (disease-modifying
antirheumatic drugs) und/oder Immunsuppressiva behandelt. In der Gruppe der
Verstorbenen war der Anteil an Patienten, die ausschließlich mit
Glucocorticoiden behandelt wurden höher als in der Gruppe der
Überlebenden (19,8 vs. 31,8%).
Die höchsten Sterberaten waren in Großbritannien und Italien zu
verzeichnen (20,9% bzw. 16,8%), während die Sterberaten in
Deutschland und den USA mit 7,6 und 7% geringer waren. Männer und
Patienten mit hoher Krankheitsaktivität zum Zeitpunkt der COVID-19-Diagnose
hatten ein höheres Risiko zu versterben – ein Hinweis auf die
Notwendigkeit einer adäquaten Behandlung vorbestehender rheumatischer
Erkrankungen. Diese sollte bevorzugt DMARDs beinhalten; die Erhöhung der
Glucocorticoiddosis hingegen sollte vermieden werden, denn hochdosierte
Glucocorticoide waren ebenfalls mit einem erhöhten Sterberisiko assoziiert.
Gleiches galt auch für die Behandlung mit Rituximab, Sulfasalazin und
Immunsuppressiva im Vergleich zur Methotrexat-Monotherapie. Chronische Lungen- sowie
Herz-Kreislauferkrankungen in Verbindung mit Bluthochdruck erwiesen sich als weitere
Faktoren, die mit dem Versterben assoziiert waren. Andere Faktoren spielten nur bei
bestimmten rheumatischen Erkrankungen eine Rolle, z. B. Nikotinabusus bei
rheumatoider Arthritis oder eine chronische Niereninsuffizienz bei Vaskulitis.
Für Patienten mit rheumatoiden Erkrankungen gelten überwiegend
die gleichen Risikofaktoren wie für die Allgemeinbevölkerung
– Alter, Geschlecht und Begleiterkrankungen. Warum allerdings bestimmte
Medikamente wie Sulfasalazin oder Rituximab mit einem schlechten
COVID-19-Outcome assoziiert sind, bleibt noch unklar und sollte Gegenstand
weiterer Studien sein. Die Ursachen hierfür könnten
z. B. in der Wirkungsweise (Störung der
Antikörperbildung durch B-Zell-Depletion bei Rituximab) oder auch der
Verordnungspraxis liegen (Sulfasalazingabe an Hochrisikopatienten wegen der nur
gering immunsuppressiven Wirkung).
Stephanie Gräwert, Leipzig