MSK – Muskuloskelettale Physiotherapie 2021; 25(05): 209
DOI: 10.1055/a-1555-2019
Editorial

Zervikale Radikulopathie

Michael Richter
,
Joachim Schwarz

Die zervikale Radikulopathie stellt die beteiligten medizinischen Disziplinen häufig vor große Herausforderungen: Operieren oder nicht? Wenn ja: Wann genau? Wenn nein: Wie lange werden die Beschwerden voraussichtlich dauern und wie können sie positiv beeinflusst werden? Wird sich die reduzierte Kraft des M. trizeps brachii wieder regenerieren oder sind die Chancen auf vollständige Regeneration doch besser, wenn schnell operiert wird? Wie bei vielen anderen Krankheitsbildern ist die Frage nach Sinnhaftigkeit und Zeitpunkt einer Operation eine Krux im klinischen Management.

Für die Patient(inn)en die jeweils richtige individuelle Entscheidung zu treffen, ist eine erstklassige Aufgabe für ein interdisziplinäres Team beziehungsweise für ein gut funktionierendes interdisziplinäres Netzwerk. Denn die Empfehlung zur Operation sollte selbstverständlich mit Bedacht und unter Berücksichtigung aller relevanten beitragenden Faktoren geäußert werden. Dass eine fundierte körperliche Untersuchung in diesem Kontext eine entscheidende Rolle spielt, kann nicht häufig genug betont werden – insbesondere unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Region der HWS sich auch ohne Symptomatik häufig mit zahlreichen Pathologien in der Bildgebung zeigt [1]. Maßgeblich für den resultierenden Behandlungspfad muss somit der Abgleich von klinischem Bild und Bildgebung sein.

Diese Ausgabe der MSK bietet Ihnen hoffentlich viel Lesefreude und spannende Erkenntnisse. Sicherlich werden nach der Lektüre noch immer nicht alle Fragen geklärt sein – aber sie ist mit Sicherheit ein adäquater Start, sich dem Thema anzunähern.

Wie Hermann Hesse schon sagte: „Alles Wissen und alles Vermehren unseres Wissens enden nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.“

Dies sollte uns anspornen, interessiert und im besten Sinne eines Life Long Learning (lebenslangen Lernens) thematisch stets „am Ball“ zu bleiben.

Als zuständige Herausgeber dieser Ausgabe sind wir der Überzeugung, eine interessante Mischung an Experten für die Schwerpunktartikel gewonnen zu haben: PD Dr. Ralph Kothe und Dr. Jens Lohmann behandeln das Thema der operativen Versorgung und geben diesbezüglich einen fundierten Einblick. Dr. Kay Niemier, Facharzt für Physikalische Medizin und Rehabilitation, beleuchtet die zervikale Radikulopathie von der konservativen Seite. Vertiefend für die Praxis konnten wir Eike Hirschmann (Master of Musculoskeletal and Sports Physiotherapy) gewinnen, der im Team von Michael Shacklock das Konzept der Neurodynamik in Deutschland vertritt. Das von Eike vorgestellte Konzept impliziert eine an die aktuelle Patientensituation angepasste Dosierung der neurodynamischen Techniken und ist somit für sämtliche Stadien der Radikulopathie anwendbar.

Wir wünschen Ihnen nun viel Spaß mit der vorliegenden Ausgabe der MSK Physiotherapie!

Dr. Michael Richter & Joachim Schwarz



Publication History

Article published online:
14 December 2021

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  • Literatur

  • 1 Kato F, Yukawa Y, Suda K. et al. Normal morphology, age-related changes and abnormal findings of the cervical spine. Part II: Magnetic resonance imaging of over 1,200 asymptomatic subjects. Eur Spine J 2012; 21: 1499-1507 DOI: 10.1007/s00586-012-2176-4.