Erfahrungsheilkunde 2021; 70(04): 184-187
DOI: 10.1055/a-1556-5383
Wissen
Interview

Angst: „Die Starre verhindert das Wachsen der Resilienz“

„Die Herausforderung ist, die Angst anzunehmen, es aber auch nicht zu übertreiben.“ Dr. Volker Schmiedel im Gespräch mit Prof. Hartmut Schröder
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Die Probleme auf unserer Erde sind menschengemacht, und wir können zu ihrer Lösung beitragen. (© htpix/stock.adobe.com)

Lieber Hartmut, Franklin D. Roosevelt hat zu Beginn seiner Amtszeit in seiner Antrittsrede gesagt: „Das Einzige, was wir zu fürchten haben, ist die Furcht selbst.“ Was ist deiner Meinung nach Angst?

Ich möchte deine Frage von der aktuellen Corona-Situation aus angehen. Angst ist zunächst eine Emotion und etwas ganz Normales. Möglicherweise wären wir ohne Angst nicht lebensfähig. Ich würde sie als Sorge um die Sicherheit bezeichnen. Der Psychologe Knud Eike Buchmann hat Angst als Alarmsignal bezeichnet, das unsere Aufmerksamkeit auf eine potenzielle Gefahr richten möchte und wir achtsam sein sollten.Das Wort „Emotion“ beinhaltet das lateinische „motio“ – dt. „bewegen“. Die Emotion Angst möchte uns zu etwas bewegen, vielleicht die Gefahr zu bewältigen, die auf uns zukommt. Jeder kennt solche Situationen: Wir gehen im Wald spazieren und plötzlich raschelt es. Wir sind vielleicht auf einen Ast getreten und springen weg, weil wir denken, es wäre eine Schlange. Hat sich die Situation aufgelöst, sind wir wieder beruhigt. Angst ist etwas Emotionales, Physiologisches, aber auch etwas Körperliches – wir spüren sie. Sie bringt uns in einen Alarmzustand, damit wir auf unsere Sicherheit achten.Angst kann auch dysfunktional sein: Habe ich zu wenig Angst und überquere beispielsweise in Berlin die Straße, ohne nach links und rechts zu schauen, bin ich in Gefahr. Habe ich andererseits zu viel Angst, würde ich gar nicht erst riskieren, die Straße zu überqueren.Buchmann hat die Funktion der sinnvollen Angst mit der eines Bergführers verglichen: Natürlich wissen wir, dass eine Bergwanderung Gefahren birgt. Weist ein Bergführer aber immer nur auf die Gefahren hin, bekommen wir von der schönen Berglandschaft nichts mit. Das ist wahrscheinlich die Herausforderung, einerseits die Angst anzunehmen und für unsere Sicherheit zu sorgen, es andererseits aber nicht zu übertreiben.

Wie reagieren wir, wenn wir Angst haben?

Wir haben 3 Reaktionsmöglichkeiten: 1) die Flucht, 2) den Kampf und 3) die Starre. Wenn wir erstarren, ist die Angst so groß, dass wir gar nichts mehr tun. Das ist die problematischste Reaktion. Ich befürchte, in der gegenwärtigen Corona-Situation, in der wir ständig mit der Angst der Menschen zu tun haben, zeigt sich deutlich, wie uns die Starre der Fähigkeit beraubt, mit schwierigen Situationen umzugehen, sie zu bewältigen, in die Selbstwirksamkeit zu kommen und gestärkt daraus hervorzugehen. Was derzeit passiert, finde ich ausgesprochen schwierig – ich nenne es das Angstnarrativ –, es führt uns in die Starre. Die Starre verhindert das Wachsen der Resilienz. Und sie schwächt natürlich. Auch das Immunsystem, das dann ein Einfallstor für Krankheiten ist.

Es gibt also ein gesundes Maß an Angst, das individuell und situativ stark variieren kann. Das betrifft den Einzelnen. Gibt es auch so etwas wie eine gesunde Angst einer Gesellschaft und wann kann diese Angst für die Gesellschaft schädlich werden?

Ich würde es eher als eine dysfunktionale Angst bezeichnen. Eine gesunde, funktionale Angst lässt sich definieren und erfüllt einen Zweck. Das ist sinnvoll. Leider kann auch Angst ansteckend sein. Wer viel über Angst redet und Angst verbreitet, steckt andere an. Vielleicht weil er es auf eine Art und Weise macht, die Schwachstellen ausnutzt.Wenn wir es am Beispiel der Medien betrachten, sehen wir, dass es Narrative braucht, damit die Menschen Warnungen annehmen: starke Bilder, starke Wörter und Zahlen. Zahlen kann man unterschiedlich darstellen und mit ihnen eben auch Angst erzeugen oder Angst nehmen. Ich denke, in dieser Situation sind wir im Moment. Verbreitet sich die Angst in der Gesellschaft, unterliegt die Gesellschaft einem Angstmechanismus. Dieser führt nicht dazu, dass wir, wie es in krisenhaften Situationen erforderlich wäre, ruhig bleiben, analysieren und genau hinschauen. Der Angstmechanismus kann leicht zu Panik führen, nicht nur Einzelner, sondern ganzer Gruppen. Auch das sehen wir momentan: Verbreitet sich Panik, werden vorschnelle Entscheidungen getroffen.Aus soziologischer Perspektive ist Angst auch ein Herrschafts- oder Machtinstrument. Es ist einfacher, Menschen zu etwas zu bringen, wenn man ihnen Angst macht und auf der anderen Seite auch ein bisschen Hoffnung gibt. Das Schlimme an der derzeitigen Situation ist aber, dass sich die Angst so weit verselbstständigt hat, dass sie inzwischen als eigener pathogener Faktor gesehen wird. Beispielsweise belegt eine US-amerikanische Studie deutlich, dass Angst neben Adipositas das größte Risiko für einen schweren Verlauf bis hin zum Tod bei einer SARS-CoV2-Infektion ist [1].Wie Angst das Immunsystem schwächt, lässt sich heute psychoimmunologisch erklären. Das Ergebnis in der jetzigen Situation ist ein höheres Infektionsrisiko, aber auch das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs oder Spätfolgen wie Long-COVID.Ich denke, um aus der Corona-Krise herauszukommen, brauchen wir ein ganzheitliches Denken. Es genügt nicht, nur auf körperliche Symptome zu fokussieren. Die Körper-Geist-Seele-Medizin ist ganz wesentlich, um gute Lösungen zu finden.

Vielleicht sollten wir noch einmal auf ein paar Zahlen schauen. Viele Untersuchungen zeigen, dass der Mensch nicht besonders gut in der statistischen Risikoabschätzung ist. Nicht selten werden Kleinrisiken, die im Einzelfall fatal sein können, unter- oder überschätzt. Ich habe mir die Todeszahlen des Jahres 2020 weltweit angeschaut: 0,125 % der gesamten Weltbevölkerung sind an Krebs verstorben, das ist jeder Achthundertste. 0,11 %, jeder Neunhundertste, verstarb an Gefäßerkrankungen. 0,10 % an den Folgen des Rauchens. 0,025 % an neonatalen Erkrankungen, das betrifft v. a. die Säuglingssterblichkeit. Die COVID-19-Sterberate liegt bei 0,025 %, wie die Säuglingssterblichkeit. Wir könnten sehr viel gegen die Säuglingssterblichkeit tun. Mir stellt sich hier die Frage nach der Verhältnismäßigkeit: Wenn die Gesundheit und das Leben der Menschen wirklich das Wichtigste wären, wäre es nicht schwer, weitere Maßnahmen gegen das Rauchen zu unternehmen, oder z. B. die Hygiene in Dritte-Welt-Ländern zu verbessern und einen Großteil der Todesfälle von immerhin 2 Mio. Babys zu verhindern. Bis Juli 2021 starben 4,2 Mio. Menschen weltweit an COVID-19, jeder Zweitausendste. Das ist ohne Frage im Einzelfall furchtbar. Aber im letzten Jahr hatten weltweit vermutlich so viele Menschen Angst wie selten zuvor. Angst vor dem Virus, davor, ihre Grundrechte oder wirtschaftliche Existenz zu verlieren. Ich frage jetzt provokativ: Was ist schlimmer, das Virus oder die Angst davor?

Die Kombination macht es so schlimm. Legt man die Zahlen einem Menschen vor, der Angst hat, kann man sie ihm mit diesen Zahlen keinesfalls nehmen. Hier kommen die statistische Wahrscheinlichkeit und die außerstatistische Möglichkeit ins Spiel. Natürlich ist es jederzeit möglich, sich mit dem Coronavirus zu infizieren und daran zu versterben. Die Wahrscheinlichkeit ist ein anderer Punkt. Aber: Wie planen Menschen ihr Leben? Gehen sie von einer Wahrscheinlichkeit oder einer Möglichkeit aus?Der frühere Leiter des Max-Planck-Instituts Gerd Gigerenzer hat kürzlich in einem Interview darauf hingewiesen, dass Menschen nicht gut mit Zahlen umgehen können. Meist gelingt die Aufklärung durch Zahlen nicht. Bilder sind viel eindringlicher. Und noch eindringlicher sind die Narrative, d. h. die Erzählungen, wie die Informationen gedeutet und vermittelt werden. Sie können sogar krank machen.Ich nenne das Narrativ, das seit Beginn 2020 verbreitet wird, das medizinisch-pharmakologische Narrativ „Angst machen“ (s. Kasten).Jedes Narrativ nutzt bestimmte Wörter (Framing, Wording etc.), die es geradezu ansteckend machen können. Zum Beispiel: In dieser Situation ist ein Lockdown „alternativlos“. Es gibt keine Diskussionsmöglichkeit mehr, keine andere Meinung. Das ist ein angstmachender Diskurs. Wird das Narrativ oft genug wiederholt und zusätzlich mit Bildern und Zahlen angereichert, so glauben es bestimmte Menschen. Das Angstnarrativ hat aber noch eine andere Seite – es enthält auch ein wenig Hoffnung im Sinne: Die Impfung ist die Lösung. Auch dies natürlich wieder „alternativlos“. Eine staatliche Förderung für spezifische Behandlungsmethoden von COVID-19 wird beinahe ausgeschlossen, stand jedenfalls nicht im Mittelpunkt.In dem Teil des Narrativs, der auf die Impfung fokussiert, sind die Virologen die Experten. In einer Geschichte werden sie dann ein bisschen zu Helden. Sobald der Impfstoff entwickelt, produziert und den Menschen verabreicht wurde, gibt es gute Nachrichten. Die damit verbundene große Hoffnung ist, dass durch das Impfen die Gefahr gebannt ist und unser Leben so weitergeht wie vor der Pandemie. Das macht Hoffnung.Allerdings haben wir im Frühjahr 2021 erlebt, was passiert, wenn der Impfstoff nicht für alle ausreicht: Es entstehen Begehrlichkeiten. Wir haben plötzlich „systemrelevante“ und „besonders gefährdete“ Gruppen. Auch solche starken Wörter gehören zum Narrativ. Alle anderen Menschen, die nicht dazugehören, können in diesem Narrativ nur abwarten, bis sie an der Reihe sind. Dass sie dennoch aktiv etwas tun können, z. B. das Immunsystem stärken, gesund leben usw., fehlt in diesem Narrativ völlig. Diesbezügliche Kritik wird schnell in eine Ecke mit Verschwörungstheoretikern geschoben, eine sachliche Diskussion ist nicht erwünscht.Bei kritischer Betrachtung sehen wir in diesem Narrativ eine naive Vorstellung von Wissenschaft als neutrale Instanz des Faktischen, der Wahrheit. Da fallen natürlich Dinge wie Selbstregulation und Selbstwirksamkeit heraus. Angst und Panik sind die Voraussetzung, dass das Narrativ funktioniert. Und es wird von der Politik und großen Teilen der Medien verbreitet. Meine Schlussfolgerung ist, dass das Angstnarrativ mehr als ein Herrschaftsinstrument ist: Es verstärkt die Probleme, die es eigentlich verhindern will. Es ist ein pathogener Mechanismus, der uns anfälliger macht als wir eigentlich sind.

Was könnten wir dem entgegensetzen?

Wir könnten dem Angstnarrativ ein positiv besetztes Narrativ entgegensetzen: Ich nenne es ein systemisch-salutogenes Narrativ. Darin sind nicht die Viren das Problem, sondern die Störung der Ökologie durch den Menschen. Wir könnten in diesem Narrativ, wie es heute teilweise schon geschieht, diese beiden Grundprobleme unserer Zeit zu einem werden lassen und sie auch als ein Problem behandeln.Die Aussage wäre dann, dass das Problem menschengemacht ist und dass die Bedingungen, unter denen wir leben, das Risiko für eine Infektion und den Verlauf einer Erkrankung mitbeeinflussen. Die Aussage wäre aber auch, dass wir uns schützen können: Heilung ist möglich und bedeutet eine Heilung der Umstände, die die Pandemie verursacht haben. Auch das Leben mit Viren ist möglich, unser Immunsystem entwickelt sich in der Interaktion mit den Viren. Die individuelle und gesellschaftliche Resilienz sowie das globale Immunsystem (Mutter Erde) können ja ähnlich wie „Medikamente“ und „Impfungen“ wirken. Doch eine Lektion müssen wir lernen: Ich nenne sie „One Health“. Wir brauchen ein neues Gesundheitsverständnis. Es geht auf dieser Erde nicht exklusiv um die Gesundheit von Menschen, sondern diese hängt aufs Engste mit der Gesundheit von Tieren, von Pflanzen und unserer gesamten Erde zusammen. Die Probleme sind menschengemacht, und wir können zu deren Lösung beitragen. Mit diesem Narrativ könnte sich die Angst in den Köpfen der Menschen möglicherweise auflösen.Dieses Narrativ beinhaltet auch, dass übertriebene Angst das Immunsystem schwächt, krank macht und ein vermeidbarer Risikofaktor ist. Die Schlussfolgerung wäre: Selbst wenn es einen sicheren Wirkstoff gäbe, kann es nach der Pandemie nicht so weitergehen wie vorher.In der Schweiz hat es eine Anzeige gegen die COVID-19 Task Force gegeben, wegen „Schreckung der Bevölkerung“. In Deutschland hört sich das Wort „Schreckung“ etwas eigentümlich an, in der Schweiz ist es offenbar in Artikel 258 des Strafgesetzbuches verankert. Auch hier sieht man, dass man sich im Umgang mit der Angst nicht nur individuell schützen kann. Auch gesellschaftlich oder politisch gibt es Möglichkeiten.

In der Schweiz war der Umgang mit der Pandemiesituation angstfreier als in Deutschland. Viele Geschäfte und auch die Skipisten hatten im Winter geöffnet. Es war toll, an der frischen Luft bei Sonnenschein Ski zu laufen. Natürlich gab es Sicherheitsmaßnahmen. Mir ist nicht bekannt, dass dadurch Corona-Hotspots entstanden sind. Ich könnte mir vorstellen, das hat mehr Krankheiten verhindert als verursacht. Du hast noch einen Aspekt angesprochen – die Polarisierung zwischen monokausalem Ursache-Wirkungs-Denken und einer ganzheitlichen Sichtweise. Beides hat seine Berechtigung und man kann auch beides tun. Beispielsweise ein gebrochenes Bein zu operieren oder eine Lungenentzündung antibiotisch zu behandeln, damit kommen wir sehr gut hin. Bei Infektionskrankheiten oder Erkrankungen wie Schlaganfall, Krebs, Herzinfarkt haben wir es mit komplexen Erkrankungen zu tun, die wir mit komplexen Konzepten angehen sollten. Und das hat mich in der Pandemie am meisten beängstigt, dass Wissenschaft und Politik alles auf eine Karte gesetzt haben – auf die Impfung. Andere Kandidaten wie Ivermectin, Vitamine, Mineralstoffe wurden gar nicht geprüft. Maßnahmen für unsere Psyche und unser Vegetativum wie Entspannungsverfahren, Ausdauerbewegung, Aufenthalt im Freien standen kaum im Fokus. Der Besuch z. B. von Sportstätten wurde verboten. Provokativ ausgedrückt wurde alles dafür getan, das Immunsystem zu schwächen. Hast du eine Erklärung dafür, warum andere Lösungsmöglichkeiten beiseitegeschoben wurden?

Man muss ehrlicherweise sagen, dass es eine Situation war, die wir noch nicht kannten. Politik hatte es da sicher nicht leicht, und ich denke, dass es in der ersten Phase der Pandemie durchaus begründet war, ein bestimmtes Maß an Angst zu nutzen, um damit die Aufmerksamkeit auf potenzielle Gefahren zu richten. Aber auch in einer unsicheren Situation wäre es umso wichtiger gewesen, durchzuatmen, zu analysieren und zu überlegen, wie wir eine gute Lösung entwickeln können. Ich denke, irgendwann ist das Angstmotiv so dominant geworden und hat sich verselbstständigt, so dass die Welt nur noch durch diese Brille wahrgenommen wurde und alles als gefährlich erscheinen muss.Jede Form von Angst und auch das Angstnarrativ beinhaltet etwas Existenzielles. Sie hat auch mit der Angst vor dem Tod zu tun, dem eigenen und dem anderer Menschen. Deshalb denke ich, gibt es nicht nur die individuelle, sondern auch die gesellschaftliche Angst. Und wir brauchen dafür eine Art Therapie. Das könnte die Kulturheilkunde sein, weil Kultur hier viel bewirken kann: Wir werden es immer mit Unsicherheiten und Lebensrisiken zu tun haben und müssen in unserer Gesellschaft mit diesen Unsicherheiten wieder besser zurechtkommen. Auch Virologen sagen inzwischen, dass es keinen Sinn macht, immer nur gegen das Virus zu kämpfen, wir müssen auch mit dem Virus ein gutes Leben führen können.Vielleicht würde es uns leichter fallen, wenn wir uns auch der Möglichkeit des Todes, d. h. der eigenen Sterblichkeit, stellen. Dadurch könnten sich andere Ängste etwas relativieren. Wenn wir uns mit unserer Angst beschäftigen, sie zulassen und befragen, was sie uns mitteilen möchte, so verstehen wir auch: Selbst in Situationen von Unsicherheit kann man ein gutes Leben führen. Jedenfalls macht es keinen Sinn, jede Lebendigkeit zu zerstören, um Leben zu retten.Die Maßnahmen wurden ergriffen, um Leben zu retten. Aber eine Frage ist, ob wir dadurch so weit Lebendigkeit zerstört haben, dass auch wieder Leben geopfert wurden. Ich denke, eine gute Orientierung für jeden Arzt ist die antike Ethik: Erstens: Vor allem nicht zu schaden. Das ist das Wichtigste. Zweitens: Immer vorsichtig zu sein. Und erst an dritter Stelle: Helfen oder Heilen. In dieser Reihenfolge. Ich denke, das ist zu wenig beachtet worden. „Primum non nocere“ war die erste Leitlinie, die wir als Ärzte hatten. Ich habe den Eindruck, wir haben diesen wichtigen Grundsatz von Hippokrates ein bisschen vergessen und sollten uns wieder daran erinnern. Vielen Dank für die Zeit, die du uns geschenkt hast! Das Interview führte Dr. Volker Schmiedel.

VITA
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Prof. Hartmut Schröder lehrte über 25 Jahre an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), zuletzt als Professor für Sprachgebrauch und therapeutische Kommunikation. Er beschäftigt sich auch praktisch mit Kommunikation, gemeinsam mit seiner Frau führt er in Berlin das „Zentrum für Natur- und Kulturheilkunde“.

„Die Starre verhindert das Wachsen der Resilienz. Und sie schwächt. Auch das Immunsystem.“

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Dr. med. Volker Schmiedel ist seit über 35 Jahren als Arzt tätig und praktiziert seit vielen Jahren Naturheilkunde und Homöopathie. Er war 20 Jahre Chefarzt in der Inneren Abteilung einer Klinik für Ganzheitsmedizin in Deutschland und arbeitet seit 2015 im ganzheitsmedizinischen Zentrum Paramed in Baar, Schweiz.

DAS MEDIZINISCH-PHARMAKOLOGISCHE NARRATIV IST „ANGST MACHEN“
  • Ein neues (außerordentlich gefährliches) Virus bedroht die Menschheit.

  • Es fehlen wirksame Behandlungsmethoden.

  • „Unkontrolliert“ führt die Ausbreitung des Virus zu einer Überforderung der medizinischen Versorgung und zu chaotischen Zuständen.

  • Ein Lockdown ist in dieser Situation „alternativlos“.

Quelle: Prof. Hartmut Schröder

„Das Angstnarrativ verstärkt die Probleme, die es eigentlich verhindern will.”

„Wir werden immer mit Lebensrisiken zu tun haben und müssen in unserer Gesellschaft wieder besser mit diesen Unsicherheiten zurechtkommen.”



Publication History

Article published online:
23 August 2021

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  • Literatur

  • 1 Kompaniyets L, Pennington AF, Goodman AB. et al. Underlying medical conditions and severe illness among 540,667 adults hospitalized with COVID-19, March 2020–March 2021 . Prev Chronic Dis 2021; 18: 210123