Zusammenfassung
Hintergrund Große Operationen am Bauchraum stellen die größte Gruppe der Operationen in Deutschland
dar. Besonders Patient*innen mit Komorbiditäten zeigen ein hohes Risiko für die Entwicklung
postoperativer respiratorischer Komplikationen und damit einhergehend postoperativer
Einbußen der körperlichen Funktionsfähigkeit. Obwohl präoperative Physiotherapie positiven
Einfluss auf die Komplikationsrate nehmen kann, wird sie in Deutschland nicht regelhaft
umgesetzt.
Ziel Untersuchung der Machbarkeit einer digitalen Umsetzung präoperativer Physiotherapie
aus der Perspektive von Ärzt*innen, Physiotherapierenden und Patient*innen. Dazu werden
Bedarfe an eine digitale Intervention sowie inhaltliche und technische Anforderungen
erfragt.
Methode In einer qualitativen Studie wurden 2 Ärzt*innen, 5 Physiotherapierende und 2 Patienten
interviewt. Die Daten wurden transkribiert und mittels qualitativer Inhaltsanalyse
nach Schreier [35] ausgewertet.
Ergebnisse Die Ergebnisse bestätigten die hohe Relevanz der präoperativen Versorgung. Digitale
Interventionen können die in diesem Zusammenhang existierende Versorgungslücke schließen.
Die formulierten Anforderungen an eine Individualisierung und einen motivierenden
Charakter können insbesondere durch Apps realisiert werden.
Diskussion Die zu entwickelnde App soll darauf abzielen 1.) eine Verhaltensänderung anzubahnen,
2.) Wissen zu vermitteln und 3.) Übungen anzuleiten. Vor dem Hintergrund der Zielsetzungen
und dem Kontext, in dem die App Anwendung finden soll, ist von einer hohen Komplexität
bei der Entwicklung und besonders der Implementierung auszugehen. Gleichzeitig ermöglicht
die vorgelegte Analyse eine direkte Bearbeitung der identifizierten Herausforderungen.
Schlussfolgerung Die Entwicklung einer App als Teil der präoperativen Vorbereitung hat das Potenzial,
eine aktuelle Versorgungslücke zu schließen und die möglichen negativen Folgen einer
Operation zu adressieren. Die vorgelegte Studie gibt Hinweise für die nächsten Entwicklungsschritte.
Abstract
Background Major abdominal surgery builds the largest group of surgery in Germany. Especially
patients with comorbidities are of high risk to develop postoperative respiratory
complications associated with a decrease in functional capacity. Although preoperative
physiotherapy can have a positive impact on complication rate, patients in Germany
do not receive preoperative physiotherapy management in general.
Aim The feasibility of digitized preoperative physiotherapy will be studied from different
stakeholder perspectives (physicians, physiotherapists, patients). Needs as well as
content-related and technical requirements will be discussed.
Methods 2 physicians, 5 physiotherapists and 2 patients were interviewed for this qualitative
study. Data were transcribed verbatim and analyzed using qualitative content analysis
by Schreier [35].
Results Underlining the relevance of preoperative treatment. Digitized interventions have
the potential to close the existing gap in current health services. Individualization
and motivating design can be best achieved in developing an app.
Discussion The preoperative physiotherapy app should 1) initiate behavioral changes, 2) impart
knowledge and 3) instruct exercises. The development and implementation of the app
is expected to be of high complexity, due to the context and unknown user and health-professional
use in practice. Nevertheless, the identified challenges can be processed on the basis
of this analysis.
Conclusion The development of an app as part of the preoperative management has the potential
to close a gap in current health service and therefore address the possible negative
consequences of a surgery. This study can inform the next steps in the development
of this app.
Schlüsselwörter
präoperative Physiotherapie - Prähabilitation - Gesundheitsapps - Viszeralchirurgie
- Komplikationen - Funktionsfähigkeit
Key words
preoperative physiotherapy - prehabilitation - mHealth - visceral surgery - complications
- functional capacity