Frauenheilkunde up2date 2023; 17(03): 281-297
DOI: 10.1055/a-1710-8889
Geburtshilfe und Perinatalmedizin

Schilddrüse und Schwangerschaft – Update 2023

Georg Benker
,
Susanne Rösler

Eine Schwangerschaft ist durch verschiedene physiologische Veränderungen gekennzeichnet. Der Beitrag beschreibt die Besonderheiten in Bezug auf die Schilddrüse und geht auf typische Fragen in der Schilddrüsensprechstunde für Schwangere ein.

Kernaussagen
  • In der Schwangerschaft sind ca. 1% der Frauen von einem Morbus Basedow betroffen, etwa 0,3–0,5% von einer manifesten und 2–2,5% von einer subklinischen Hypothyreose.

  • Im 1. Trimenon ist der Embryo abhängig von den maternalen Schilddrüsenhormonen, danach beginnt die fetale Schilddrüsenentwicklung. Erst um die 12.–14. SSW setzt die eigene Hormonproduktion ein, die im weiteren Schwangerschaftsverlauf zunimmt.

  • Jodmangel verstärkt bei der Mutter das Wachstum der Schilddrüse in der Schwangerschaft und kann beim Embryo/Fetus negative Auswirkungen haben. Schwangeren und Stillenden wird nach wie vor eine Jodsupplementation empfohlen.

  • Bei Frauen mit Kinderwunsch bei Vorliegen von TPO-Antikörpern oder einem TSH im oberen Normbereich (oder der oberen Normgrenze) ist eine sehr differenzierte Beratung erforderlich. Die Datenlage hierzu ist kaum noch überschaubar. Ebenso differenziert müssen die Jodwirkungen bei der Autoimmunthyreoiditis erklärt werden.

  • Bei substituierter Hypothyreose ist in der Regel eine Dosisadaptation in der Schwangerschaft mit entsprechenden Kontrollen erforderlich.

  • Eine Hyperthyreose in der Schwangerschaft kann hCG - induziert sein, aber auch Ausdruck eines Morbus Basedow, andere Ursachen sind selten. Hier ist ein strukturiertes Vorgehen erforderlich. Bei Patientinnen mit Kinderwunsch und einer bekannten Hyperthyreose ist eine differenzierte Beratung mit eingehender Erläuterung der Therapiemöglichkeiten und ihrer Konsequenzen erforderlich.

  • Hyperthyreosen nach der Entbindung können Ausdruck einer postpartalen Thyreoiditis sein, aber auch eines Rezidivs eines (möglicherweise vorbestehenden) Morbus Basedow. Ideal ist hier eine enge Zusammenarbeit zwischen Gynäkologen und Hausärzten.



Publication History

Article published online:
22 June 2023

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