Bruera S.
et al.
Cervical Cancer Screening in Women With Systemic Lupus Erythematosus.
Arthritis Care Res (Hoboken) 2021;
73: 1796-1803
Diesen und anderen Fragen ging ein US-Forscherteam mithilfe einer retrospektiven
Studie nach. Anhand der Datenbank einer privaten betrieblichen
Krankenversicherung identifizierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
4136 Frauen, die zwischen 2001 und 2014 im Alter zwischen 21 und 64 Jahren eine
SLE-Diagnose erhalten hatten. Anschließend prüften sie, wie
viele Patientinnen innerhalb von einem Jahr vor bis 2 Jahre nach der Diagnose an
einem Zytologie- und/oder HPV-Test-basierten Zervixkarzinomscreening
teilgenommen hatten, und wie häufig dies einen abnormen Befund ergeben
hatte. Bei der Analyse berücksichtigten sie unter anderem das Alter der
Frauen, ihre Komorbiditäten, den Versicherungstyp, den Wohnort sowie die
SLE-Therapie (Glukokortikoide, Immunsuppressiva, Biologika). Die Forschenden
prüften, inwiefern ein Zusammenhang zwischen den Screeningraten und der
immunsuppressiven Therapie bestand. Ferner konstruierten sie 2
Vergleichskollektive ähnlichen Alters – Frauen ohne
Bindegewebserkrankung sowie Frauen ohne Bindegewebserkrankung aber bekanntem
Diabetes mellitus Typ 2 – und untersuchten, ob sich die Patientinnen mit
und ohne SLE bezüglich der Häufigkeit auffälliger
Screeningergebnisse unterschieden.
Ergebnisse
Die Patientinnen mit SLE waren bei der Diagnose im median 45 Jahre alt. Innerhalb
des 3-Jahres-Zeitfensters um die SLE-Diagnose nahmen 3165 dieser Frauen
(73,4%) ein Zervixkarzinomscreening in Anspruch. Im 82732 gesunde Frauen
umfassenden Vergleichskollektiv betrug die Screeningrate dagegen nur
58,5% (Odds Ratio 2,2; 95% KI 2,03–2,36). Allerdings
beobachteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im SLE-Kollektiv im
Zeitverlauf zwischen 2004 und 2015 eine deutliche Abnahme der
Screening-Teilnahmerate (von 75,6 auf 69,9%). Auch im
Vergleichskollektiv nahmen die Früherkennungsraten im Zeitverlauf ab.
Folgende Faktoren gingen den Berechnungen der Forschenden bei Patientinnen mit
SLE mit einer signifikant geringeren Inanspruchnahme der
Früherkennungsuntersuchungen einher: Lupusdiagnose im jüngsten
Studienzeitraum (Odds Ratio 0,70; 95% KI 0,55–0,89), Alter
über 61 Jahre (Odds Ratio 0,27; 95% KI 0,18–0,39),
stärkere Belastung mit Komorbiditäten (Odds Ratio 0,71;
95% KI 0,60–0,83), eine länger als 90 Tage dauernde
Glukokortikoidbehandlung (Odds Ratio 0,77; 95% KI 0,61–0,97)
sowie die Behandlung mit Biologika und anderen Immunsuppressiva (Odds Ratio
0,80; 95% KI 0,69–0,94). Die Analyse der Screeningergebnisse
zeigte: Frauen mit SLE hatten im Vergleich zu gesunden Frauen sowie im Vergleich
zu Frauen mit einem Diabetes mellitus Typ 2 signifikant häufiger abnorme
Screeningbefunde (12,3 vs. 9,8 vs. 9,0%).
Auch wenn Patientinnen mit SLE häufiger ein Zervixkarzinomscreening
in Anspruch nehmen als gesunde Frauen, so die Autorinnen und Autoren,
erfolgt in rund 25% der Fälle innerhalb von 3 Jahren um den
Diagnosezeitpunkt herum keine Früherkennung. Dabei werden Dysplasien
und Karzinome bei Frauen mit SLE deutlich häufiger detektiert.
Bedenklich finden sie die insbesondere unter Immunsuppressiva geringen
Screeningraten sowie die Tatsache, dass die Teilnahmeraten in diesem
Risikokollektiv seit Jahren sinken.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell