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DOI: 10.1055/a-1794-2734
Liebe Leserinnen, liebe Leser, …
Die „Tierärztlichen Praxis“ erscheint 2022 im 50. Jahr. Dies ist gegebener Anlass, einen kleinen Rückblick über deren Entstehungsgeschichte zu geben, aber auch einen kurzen Blick in die Zukunft der Printmedien zu werfen.
Herausgegeben wurde die „Tierärztliche Praxis“ ab 1972 vom Marseille-Verlag München. Ziele waren damals wie heute, den in der Praxis tätigen Tierärztinnen und Tierärzten neuere wissenschaftliche Erkenntnisse zukommen zu lassen, aber auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein Forum für ihre Publikationen mit Bezug zur Praxis zu bieten. 1983 übernahm diese Fachzeitschrift der engagierte Verleger Dieter Bergemann vom Schattauer Verlag Stuttgart und verstärkte damit nachhaltig die in seinem Verlag bereits vorhandene Sparte der Veterinärmedizin.
Mit dieser Eingliederung des Fachjournals in den Schattauer Verlag war die Ernennung eines neuen Redaktionskollegiums verbunden. Dieses setzte sich aus zwei klinisch orientierten Wissenschaftlerinnen (Universität München) und zwei Wissenschaftlern (Universitäten München und Giessen) zusammen. Zugeordnet war diesem ein aus 24 Fachwissenschaftlern des In- und Auslands bestehender Beirat.
Die Ausgabe wurde von 4 auf 6 Hefte pro Jahr erweitert, um dem wachsenden Bedarf an wissenschaftlich unterlegten Informationen nachzukommen. Bemüht war man von Seiten des Herausgebergremiums, in jedem Heft ausgewogen Artikel für den Nutztier- und Kleintiersektor zu bringen, weil damals noch die alle Tierarten betreuende Allgemeinpraxis dominierend war. Aber mit zunehmender Spezialisierung auf einzelne Tierarten, wuchs die Notwendigkeit, die Fachzeitschrift neu auszurichten. Ab dem Jahrgang 26 (1998) erschienen daher zwei Reihen, eine für die Großtier- (G) und eine für die Belange der Kleintierpraxis (K). Die Unterteilung in „G“ und „K“ hat sich bis heute bewährt.
Die Zeitschrift fand beachtliches Interesse, abgeleitet aus der wachsenden Zahl an Abonnenten. Schon früh wurden zudem verbilligte Abonnements für Studierende und Berufsanfänger eingeführt. Die Zusammenarbeit mit dem Schattauer Verlag gestaltete sich von Anfang an vorbildhaft und zukunftsorientiert. Im Verlag bemühte sich mit großem Erfolg Frau Dr. Andrea Schürg um diese Fachzeitschrift. So gelang es ihr, dass diese im Laufe der Jahre von neun European Colleges als Publikationsorgan anerkannt und auch offizielles Organ einer Reihe von DVG-Fachgruppen wurde. Dazu kommt noch die Listung in derzeit zwölf Datenbanken, wodurch die internationale Verbreitung des jeweiligen Inhaltes voll gewährleistet ist.
1992 wurde die Stelle einer Redakteurin geschaffen, die in freier Mitarbeiterschaft Frau Dr. Gisela Jöhnssen annahm. Es war eine glückliche Fügung, weil das Engagement von Frau Dr. Jöhnssen, in engem Kontext zum Verlag, über all die Jahre hinweg (bis 2021), äußerst vorteilhaft für die Manuskriptenverwaltung und die Gestaltung der Hefte in einem zunehmend digitalisiertem Umfeld war. Die Stelle bekleidet nun Frau Dr. Inge Brinkmann.
Ende des Jahres 2016 verkaufte der Verleger D. Bergemann aus Altersgründen seinen hervorragend geführten und international anerkannten Verlag an die Thieme Verlagsgruppe. Dieser renommierte Verlag nimmt im deutschsprachigen Raum eine führende Stellung im veterinärmedizinischen Buch- und Zeitschriftenwesen ein. Damit hatte die „Tierärztliche Praxis“ eine perspektivisch anspruchsvolle neue Heimat gefunden. Verantwortlich betreut nun Frau Dr. Leonie Löffler vom Thieme-Verlag dieses Projekt.
Das Kommende wird zeigen, ob solch eine Zeitschrift wie die „Tierärztliche Praxis“ als Printmedium ihren Platz auf dem Gebiet der Fort- und Weiterbildung verteidigen kann. Digitale Informationsplattformen haben sich unterdessen fest in der human- und veterinärmedizinischen Literaturwelt etabliert. Diese Konkurrenzsituation stellt an jene, die sich den Printmedien verpflichtet fühlen, höchste Anforderungen, trägt aber auch zu neuen Inspirationen bei. Nicht zu übersehen ist, dass gerade im Verlauf dieser Entwicklung mehrere deutschsprachige veterinärmedizinische Zeitschriften ihre Herausgabe eingestellt haben. Im Teilen dieser Verlusterfahrung bleibt zumindest auch die Hoffnung, dass durch immer höherstufige Anforderungen in der Informationsbereitstellung die Printmedien neben den anderen vielfältigen, digitalen Angeboten ihren Platz behalten können. Letztlich liegt dies aber auch in den Händen derjenigen, die sich beruflich fort – und weiterbilden wollen, für welche Art der Unterrichtung sie sich entscheiden.
H. Bostedt (Gießen)
Publication History
Article published online:
06 May 2022
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