PSYCH up2date 2023; 17(02): 153-164
DOI: 10.1055/a-1820-5529
Essstörungen, somatische Belastungsstörungen, Schlafstörungen und sexuelle Funktionsstörungen

Binge Eating-Störung: Ein Überblick

Melissa-Claire Daugelat
,
Kathrin Schag
,
Katrin Elisabeth Giel
Preview

Die Binge-Eating-Störung (BES) gehört zu den häufigsten Essstörungen. Sie wurde 2013 erstmals als offizielle Diagnose in das DSM-5 [1] aufgenommen und findet sich nun auch in der neuen ICD-11-Klassifikation [2]. BES zeichnet sich durch wiederkehrende Essanfälle aus, in deren Rahmen die Betroffenen subjektiv die Kontrolle über ihr Essverhalten verlieren. BES ist häufig mit Übergewicht und Adipositas assoziiert und geht mit erheblichen somatischen und psychischen Komorbiditäten einher.

Kernaussagen
  • BES ist die häufigste diagnostizierte Essstörung in der Allgemeinbevölkerung, gekennzeichnet durch wiederkehrende Essanfälle, ein Gefühl des Kontrollverlusts und einem dadurch ausgelösten Leidensdruck.

  • BES ist häufig mit Übergewicht und Adipositas assoziiert.

  • Patient*innen mit BES haben ein deutlich erhöhtes Risiko, weitere körperliche und psychische Krankheiten zu entwickeln.

  • Psychotherapie ist die Behandlung der 1. Wahl bei BES. Psychotherapeutische Behandlungen, insbesondere die KVT, IPT und DBT, haben sich als wirksam erwiesen hinsichtlich einer Reduktion von Essanfällen und anderen Symptomen. Insgesamt profitieren ca. ⅔ der Betroffenen mit BES von Psychotherapien.

  • BES ist mit erheblicher Scham und Stigmatisierung verbunden, welche zu einem verringerten Hilfesuchverhalten bei Patient*innen führt. Nur ca. 50% der Betroffenen erhalten eine Therapie.

  • Für Therapeut*innen ist eine vorurteilsfreie und motivierende Haltung wesentlich, um mit dieser Patient*innengruppe eine positive und vertrauensvolle Arbeitsbeziehung aufzubauen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
07. März 2023

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