Dialyse aktuell 2022; 26(09): 385
DOI: 10.1055/a-1857-8189
Editorial

Werden alle Möglichkeiten genutzt?

Christian Schäfer
1   Stuttgart
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Christian Schäfer, Stuttgart

Was, wenn einfach zu wenig Personal und/oder Expertise vorhanden ist, um Patienten adäquat oder – noch besser – optimal zu versorgen? Schaut man sich hierfür z. B. die Entwicklung der Gesamtsituation der Pflegekräfte im nephrologischen Bereich im Verhältnis zu den steigenden Zahlen an älteren Menschen in Deutschland an, so wird recht schnell klar: Hier baut sich ein Problem auf! Denn je älter der Mensch wird, umso höher ist das Risiko, ein Problem mit der Nierenfunktion zu bekommen – unter anderem auch wegen vermehrt auftretendem Bluthochdruck und Diabetes mellitus im Alter, welche bekanntlich eine Einschränkung der Nierenfunktion begünstigen. Es wird also tendenziell immer mehr Patienten geben, die eine Nierenersatztherapie wie z. B. eine Dialyse benötigen.

Gleichzeitig gibt es im Verhältnis zu den zu versorgenden Patienten immer weniger klassisches nephrologisches Pflegefachpersonal, auch wegen der nun zunehmenden Verrentung von altgedienten Pflegekräften. Natürlich gibt es gute Weiterbildungsmöglichkeiten im nephrologisch-pflegerischen Bereich, aber ob die Zahl an Absolventen ausreicht, um den wachsenden Bedarf zu decken, darf zumindest bezweifelt werden. Zudem fehlt es bei einem parallelen Abgang von mehreren erfahrenen Pflegekräften vielleicht teilweise auch an Expertise und Erfahrung in manchen Dialysezentren, um die oft multimorbiden Patienten stets optimal an der Dialyse zu versorgen. Bei der Frage, ob vor allem künftig alle Möglichkeiten zur bestmöglichen Therapie von Dialysepatienten genutzt werden können, muss also ein großes Fragezeichen stehen bleiben.

Eine positive Nachricht ist in diesem Zusammenhang, dass sich die Pflegekammer Nordrhein-Westfalen (NRW) nun etabliert – am 16.12.2022 soll sie die Arbeit offiziell aufnehmen, nachdem am 31.10.2022 gewählt wurde (lesen Sie Hintergründe zur Pflegekammer NRW im Beitrag des Fachverbands nephrologischer Berufsgruppen e. V. (fnb) auf Seite 388). Durch diese Selbstorganisation werden die Pflegeberufe gestärkt, was letztendlich auch auf die Attraktivität der Profession einzahlt. Dies könnte wiederum potenziell mehr junge Menschen für den Beruf begeistern. Hier werden also künftig die Möglichkeiten besser ausgenutzt werden!

Bei der Behandlung des Bluthochdrucks ist es ebenfalls wichtig, dass alle Therapieoptionen und -auswirkungen, die zu einem gegebenen Zeitpunkt sinnvoll und indiziert sind, ausgeschöpft werden bzw. bekannt sind. Besonders wichtig ist es bekanntermaßen, die enge Verflechtung und wechselseitige Beeinflussung von Nierenfunktion und Blutdruckhöhe zu berücksichtigen. In dieser Ausgabe der „Dialyse aktuell“ haben der Gasteditor Prof. Dr. Gunter Wolf, MHBA, aus Jena und ich Ihnen daher mit dem Schwerpunkt „Arterielle Hypertonie“ einen Überblick über wichtige Aspekte des Themas zusammengestellt. Lesen Sie die informativen Beiträge ab Seite 403 und nutzen Sie bei Bedarf gerne die Möglichkeit, CME-Punkte zu sammeln! Weitere interessante Artikel finden Sie in den Rubriken „Gesellschaft“, „Expertentipp“, „Magazin“, „Journal-Club Pflege“ und „Forum der Industrie“. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre!



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Article published online:
10 November 2022

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