Im OP 2022; 12(05): 229
DOI: 10.1055/a-1858-0033
DGF-Mitteilungen

Liebe DGF-Mitglieder, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Petra Becker
,
Martina Losch
,
Antje Scheer

in der letzten Ausgabe haben wir über Berufsstolz in der Pflege geschrieben. Inspiriert wurden wir von dem Buch „Berufsstolz in der Pflege. Das Mutmachbuch“ von Angelika Zegelin und German Quernheim (2., korr. Aufl. Göttingen: Hogrefe; 2021).

Die Reaktionen darauf waren so interessant, dass wir das Thema heute noch einmal aufgreifen möchten mit der Frage: Was können wir selbst tun, um den eigenen Berufsstolz zu stärken? Zunächst einmal: Hören wir auf zu jammern!

Schauen wir auf die guten Seiten in unserem Beruf: Pflegende (auch im OP und in der Anästhesie) haben einen sicheren Arbeitsplatz, die Entlohnung ist gut und kommt regelmäßig. Was nervt, sind Kolleginnen und Kollegen, die sich aufgrund der Pflegearbeit mit ihrer persönlichen Haltung selbst deklassieren. Wir alle kennen den passenden Spruch dazu: „Dafür bin ich nicht zuständig“. An dieser Haltung stimmt nichts (mehr).

Bevor wir selbst so werden, sollten wir uns darauf besinnen, warum wir auf uns und unseren Beruf stolz sind. Dazu gibt es einige gute Ansätze. Berufsstolz entsteht nicht ohne ein gutes, gesundes Selbstwertgefühl. Dazu ist es wichtig, sein Selbstbild zu analysieren, denn das Selbstwertgefühl entwickelt sich lebenslang und beruht auf den eigenen (subjektiven) Überzeugungen. Das Bewusstsein über eigene gute Qualität, Gelassenheit und emotionale Intelligenz sind wichtig.

Der Umgang mit Kritik ist bestimmt von unserem Selbstwertgefühl. Je ausgeprägter das Selbstwertgefühl ist, desto eher können wir unsere Fehler eingestehen und es gelingt, den anderen so sein zu lassen, wie er ist. Kritik äußern muss geübt werden. Unfaire Kritik in Relation zu den Fähigkeiten der Person zu setzen, die diese Kritik geäußert hat, hilft, sie besser einzuordnen, sie anzunehmen oder zu ignorieren. Kritikfähigkeit benötigt persönliche Reife; wenn wir uns selbst wertvoll sind, gelingt es uns eher, bei überlastenden Anforderungen nein zu sagen.

Der Aufbau von Zuversicht ist wichtig, um das Selbstwertgefühl auf hohem Niveau zu stabilisieren. Das gelingt, indem wir kleine Veränderungen ausprobieren, zum Beispiel einen neuen Arbeitsweg, die nicht so sympathische Kollegin mit einem Kompliment überraschen, mal in ein anderes Fachgebiet reinschnuppern – im besten Fall sorgen diese Aktionen für mehr Aufgeschlossenheit und der eigene Wert wird uns bewusster.

Erkennen und distanzieren wir uns von unlogischen Glaubenssätzen wie „Ich kann das nur, wenn …“. Sie lassen Abhängigkeiten bei denen erkennen, die diese Sätze nutzen. Versuchen Sie doch mal, „sein“ und „werden“ durch „wirken“ oder „scheinen“ zur ersetzen – „Ich bin ungeschickt“ versus „Manchmal wirke ich ungeschickt“. Oder probieren Sie, für einen Tag auf das Wort „muss“ zu verzichten und sagen stattdessen „Ich möchte …, ich kann …, ich unterstütze …, ich darf … “. Wirkt ganz anders, oder?

Suchen oder erinnern wir uns an unsere Vorbilder. Machen Sie sich bewusst, was Ihre Kompetenzen sind. Legen Sie den Fokus auf das Positive. Überprüfen Sie bei negativen Gedanken, was die Ursache sein könnte und ob es schon ähnliche Situationen mit gleichem Ergebnis gab.

Erhöhen wir unsere Frustrationstoleranz und lernen, realistisch zu sein. Es ist normal, dass nicht jeder Arbeitstag fabelhaft ist. Es ist wichtig, das Auf und Ab der Belastungen zu akzeptieren. Entwickeln wir Anregungen für weniger stressenden Umgang miteinander, dazu gehören auch das Grüßen und Lächeln am Morgen. Es ist auch nicht richtig, der Passivität Tür und Tor zu öffnen, doch die Einsicht, dass eine gewisse Ernüchterung zum Leben gehört, hilft.

Bauen Sie mit Ihrem Team zum Beispiel im Aufenthaltsraum oder im Büro des OPs einen „Glücks-Schrein“ mit Dankeskarten von Patienten oder wertvollen und lustigen Momenten auf kleinen Memos. Hier können Sie sich aufladen, wenn der Tag mal nicht so gut läuft. Denn eins ist klar: (Berufs-)Stolz ist ein Gefühl, kein Gedanke.

Ihre Petra Becker, Martina Losch und Antje Scheer

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Verantwortlich für den Inhalt: Petra Becker, Martina Losch, Antje Scheer



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Article published online:
23 August 2022

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