Gates LS.
et al.
Recreational Physical Activity and Risk of Incident Knee Osteoarthritis: An
International Meta-Analysis of Individual Participant-Level Data.
Arthritis Rheumatol 2022;
74: 612-622
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werteten individuelle
Teilnehmerdaten von 6 longitudinalen Kohortenstudien aus. Es handelt sich dabei
um 3 US- und 2 britische Studien sowie um eine australische Untersuchung, bei
welchen die Teilnehmenden Angaben zu ihrer wöchentlichen
Freizeitaktivität (Sport, Laufen, Radfahren) gemacht hatten. Die
Sportaktivitäten bzw. die dafür aufgewendete Energie
quantifizierten die Forschenden mithilfe des metabolischen Äquivalents
(MET) in Tagen pro Woche und machten sie auf diese Weise besser vergleichbar. In
die Metaanalyse flossen lediglich diejenigen Personen ein, die zu Studienbeginn
weder an einer Gonarthrose noch an einer rheumatoiden Arthritis litten. Die
Forschenden objektivierten, wie viele Studienteilnehmende innerhalb der 5 bis 12
Jahre dauernden Nachbeobachtungszeit eine radiologisch diagnostizierte
Gonarthrose (Kellgren-Lawrence Grad ≥ 2), eine symptomatische,
radiologisch bestätigte Gonarthrose (Röntgen-Arthrosezeichen
plus Knieschmerzen) bzw. Knieschmerzen entwickelten. Anschließend
prüften sie, inwiefern ein Zusammenhang zwischen den MET Tagen pro Woche
bzw. der Zeit in Stunden, welche die Teilnehmenden pro Woche mit Freizeitsport
verbrachten, und diesen Endpunkten bestand.
Ergebnisse
Das Analysekollektiv umfasste 5065 Personen. Die Inzidenz der radiologisch
diagnostizierten Gonarthrose variierte in den einzelnen Kohorten zwischen
9,2 und 33,8%, die Inzidenz der symptomatischen, radiologisch
bestätigten Gonarthrose zwischen 6,1 und 20,3% und die
Inzidenz arthrosebedingter Knieschmerzen zwischen 8,6 und 29,2%. Die
multivariate Analyse unter Berücksichtigung des Alters, des
Geschlechts, des Bodymassindex und der ethnischen Abstammung zeigte: Die in
MET Tagen pro Woche gemessene sportliche Aktivität korrelierte weder
mit der Inzidenz der radiologisch diagnostizierten noch der Inzidenz der
radiologisch bestätigten Gonarthrose noch der Inzidenz von
Arthrose-Knieschmerzen. Auch die Sportdauer pro Woche in Stunden stand in
keinem signifikanten Zusammenhang mit diesen Endpunkten.
Die Autorinnen und Autoren schlussfolgern: Es besteht vermutlich kein
Zusammenhang zwischen Freizeitsportaktivitäten –
gemessen in Form des Ganzkörper-Energieverbrauchs oder der Dauer
der Aktivitäten – und dem späteren Auftreten
einer Kniegelenkarthrose. Um das Risiko präzise beziffern zu
können, wären allerdings detaillierte Informationen zur
Art, Intensität, Häufigkeit und Dauer der
Kniebelastungen im Verlauf der Lebenszeit notwendig, betonen sie.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell