CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2022; 82(08): 831-841
DOI: 10.1055/a-1868-4693
GebFra Science
Original Article

Beurteilung des Zusammenhangs von Parodontalerkrankungen bei Schwangeren und der Wirksamkeit einer Parodontalbehandlung im Kontext von Frühgeburten und Schwangerschaftskomplikationen – ein narratives Review

Artikel in mehreren Sprachen: English | deutsch
Angela Kranz
1   Institut für Gesundheitswissenschaften, Abteilung Hebammenwissenschaft, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
,
Nathalie Feierabend
1   Institut für Gesundheitswissenschaften, Abteilung Hebammenwissenschaft, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
,
Doreen Sliwka
1   Institut für Gesundheitswissenschaften, Abteilung Hebammenwissenschaft, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
,
Anja Wiesegart
1   Institut für Gesundheitswissenschaften, Abteilung Hebammenwissenschaft, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
,
Harald Abele
1   Institut für Gesundheitswissenschaften, Abteilung Hebammenwissenschaft, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
2   Department für Frauengesundheit, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
,
Joachim Graf
1   Institut für Gesundheitswissenschaften, Abteilung Hebammenwissenschaft, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
› Institutsangaben
 

Zusammenfassung

Einleitung Parodontalerkrankungen sind bei Frauen im reproduktiven Alter weit verbreitet. Obwohl deren Behandlung zur Mundgesundheit beiträgt, gibt es nach wie vor keine stichhaltigen Beweise dafür, dass diese Intervention den Schwangerschaftsverlauf – insbesondere die Rate an Frühgeburten – günstig beeinflusst. Ziele der Arbeit ist einerseits eine systematische Beurteilung des Zusammenhangs von Parodontalerkrankungen und Schwangerschaftskomplikationen auf dem Stand der aktuellen Literatur. Andererseits soll die Wirksamkeit von Parodontalbehandlungen vs. keiner Behandlung bei schwangeren Frauen mit dem Zielkriterium der Frühgeburt oder anderen Schwangerschaftskomplikationen beurteilt werden.

Material und Methoden Das narrative Review orientierte sich am PRISMA-Statement. Als primäres Outcome wurden Frühgeburten festgelegt, als sekundäre Outcomes wurden verschiedene perinatale und maternale Outcomes in einer Gruppe zusammengefasst. In PubMed und der Cochrane-Datenbank wurde eine elektronische Datenbankrecherche nach relevanten Metaanalysen und systematischen Reviews durchgeführt. Es wurden methodische Kennzeichen sowie die Ergebnisse der eingeschlossenen Studien extrahiert. Als Ergebnismaß wurde das RR oder OR (95%-KI) betrachtet. Die Qualität der eingeschlossenen Studien wurde nach der AMSTAR-Checkliste bewertet.

Ergebnisse Sieben Publikationen wurden eingeschlossen (Gesamt-Probandinnenanzahl n = 56755). Die Mehrheit der eingeschlossenen Studien weisen keinen signifikanten Zusammenhang einer Parodontalerkrankung und/oder einer Parodontalbehandlung mit bestimmten kindlichen und/oder mütterlichen Outcomes nach. Die Qualität der eingeschlossenen Studien wurde als ausreichend eingestuft.

Schlussfolgerung Auch heute gibt es keine ausreichende Evidenz, um den Zusammenhang von Parodontalerkrankungen und bestimmten mütterlichen und/oder kindlichen Outcomes zu bestätigen. Auch scheint eine Parodontalbehandlung in der Schwangerschaft die Schwangerschaftsrisiken nicht zu beeinflussen. Es wird dennoch empfohlen, dass eine Beratung aller Schwangeren zur Verbesserung der alltäglichen Mundhygiene stattfindet, um entzündlichen Krankheiten unabhängig vom Schwangerschaftsverlauf präventiv entgegenzuwirken.


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Hintergrund

Frühgeburt: Epidemiologie und Ätiologie

Die Geburt vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche ist nach Daten der WHO die zweithäufigste Todesursache für Kinder unter 5 Jahren und die Hauptursache für neonatale Mortalität und eine gravierende Früh- und Langzeitmorbidität [1] [2] [3] [4] [5]. Jedes Jahr kommen weltweit etwa 15 Millionen Kinder zu früh auf die Welt [6]. In 50% aller spontanen Frühgeburten ist die Ätiologie unklar [5]. Trotz intensiver Bemühungen und Fortschritte in der Medizin sinkt die Frühgeburtenrate weltweit nicht signifikant [5] [6] [7]. Jedes Jahr sterben daher fast 1 Million Frühgeborene in den ersten 28 Tagen nach der Geburt [2]. Ein Großteil davon entfällt auf die Entwicklungsländer [6]. Die Frühgeburtenrate in Deutschland betrug 2020 7,99%. Deutschland nimmt damit in Europa einen der hinteren Plätze ein. Für Frühgeborene gelten durch die Unreife ihrer Organsysteme besondere Gesundheitsrisiken [2] [3]. Unter anderem bedingt die Unreife des Zentralnervensystems Apnoen, Bradykardien sowie Störungen der Temperaturregulation [3]. Sie leiden oftmals an langfristigen körperlichen und geistigen Einschränkungen, Entwicklungsstörungen des Nervensystems und Atmungsproblemen [2] [5]. Nicht zuletzt kommen Risiken der klinischen Behandlung zu tragen, wie beispielsweise nosokomiale Infektionen. Eine kausale Therapie bei drohender Frühgeburt ist bisher nicht möglich. Bei der Reduktion der Frühgeburtenrate spielt die programmierte Frühgeburt aus medizinischen Gründen eine gewichtige Rolle [2]. Ein weiterer Ansatzpunkt ist die risikobezogene Prävention, die vor allem im ambulanten Bereich eine besondere Bedeutung spielt [2] [7]. Hierzu gehört insbesondere die Diskussion um die maternale Zahngesundheit in der Schwangerschaft.


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Parodontitis in der Schwangerschaft

Seit vielen Jahren beschäftigt sich die Parodontologie mit dem potenziellen Zusammenhang der Entzündungsherde im Mund und systemischen Erkrankungen wie Diabetes, Arthritis, Demenz und kardiovaskulären Krankheiten. Ebenso wird eine Assoziation mit unerwünschten Folgen auf eine Schwangerschaft wie Frühgeburt, niedriges Geburtsgewicht und Präeklampsie diskutiert [4] [5] [8]. Entzündungen des Zahnbettes (Parodontitis) und Zahnfleisches (Gingivitis) sind bei Frauen im reproduktiven Alter verbreitet [5] [8]. Das Risiko für parodontale Entzündungen ist vor allem während der Schwangerschaft erhöht, und präexistente Zahnfleischerkrankungen neigen dazu, sich während der Schwangerschaft zu verschlechtern [4] [5] [8] [9]. Das Auftreten einer chronischen Parodontitis in der Schwangerschaft wird in der Literatur mit 5% bis 20% und einer Gingivitis mit 30% bis 100% angegeben [5] [8] [9]. Die Anfälligkeit schwangerer Frauen für Entzündungen im Mund könnte mit dem erheblich veränderten Hormonhaushalt in der Schwangerschaft erklärt werden, der die Gewebemorphologie im Mund verändert [4] [5] [8]. Eine erhöhte Gefäßpermeabilität, Gefäßproliferation und -dilatation können zu einer Entzündungsanfälligkeit beitragen. Aber auch immunologische Mechanismen könnten eine Rolle spielen, da das maternale Immunsystem in der Schwangerschaft supprimiert wird, um eine vorzeitige Entbindung (Abstoßung) des Fetus zu verhindern [5] [8].


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Parodontitis und Frühgeburtsrisiko

Hinsichtlich der Frühgeburt ist ein viel diskutierter Mechanismus das Aufsteigen von Bakterien über Vagina und Zervix in die Gebärmutterhöhle [2] [5] [8]. Dieser naheliegende Mechanismus wurde in der wissenschaftlichen Diskussion in den letzten Jahren zugunsten anderer Pathomechanismen in seiner Gewichtung relativiert. Neben anderen Hypothesen stellt sich die Frage nach einem Zusammenhang von Entzündungen im Mund und Schwangerschaftskomplikationen. Ein Mechanismus wäre beispielsweise die hämatogene Ausbreitung von Mikroorganismen des Mundes [5] [8]. Bei einer parodontalen Infektion können Bakterien über das Taschenepithel in Blutgefäße gelangen und von dort die fetoplazentare Einheit erreichen [5] [8]. So konnten Katz et al. 2009 das parodontale Bakterium Porphyromonas gingivalis in der Plazenta von Frauen mit Chorioamnionitis in erhöhter Konzentration nachweisen [5]. Auch indirekte biologische Mechanismen könnten einen möglichen Zusammenhang von Entzündungen der Mundhöhle mit Frühgeburten erklären. Durch die orale Infektion werden vermehrt körpereigene Entzündungsmediatoren ausgeschieden, wie der Tumornekrosefaktor-α (TNF-α) [5] [8]. Die Folge ist eine erhöhte Prostaglandinsynthese, die zu Uteruskontraktionen, Zervixdilatationen und einem vorzeitigen Blasensprung führen kann. Additiv können Bakterien und ihre Produkte zur Leber gelangen und dort ebenfalls eine gesteigerte Ausschüttung von Entzündungsmediatoren bewirken [5]. Kumar et al. 2014 konnten hierzu zeigen, dass der Serumspiegel von TNF-α bei Frauen mit Parodontitis und Präeklampsie statistisch signifikant höher war als bei Schwangeren mit unauffälliger Mundhygiene und Präeklampsie [5]. Eine alternative Erklärung könnte jedoch auch sein, dass sich Schwangere durch eine Parodontalerkrankung ausweisen, die eine genetische Prädisposition für eine überhöhte lokale oder systemische Entzündungsreaktion auf einen bestimmten Stimulus (z. B. Bakterien) zeigen [5] [8]. Denkbar wäre neben dieser Erklärung zudem eine verstärkte Produktion von Zytokinen nach dem Kontakt mit Bakterien, die beispielsweise zu vorzeitigen Wehen oder einem Blasensprung führen können [5] [8]. Offen bleibt, ob sich der vermutete Zusammenhang von Zahngesundheit und Frühgeburtsrisiko und der Bezug zu anderen Schwangerschaftskomplikationen epidemiologisch bestätigen lässt.


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Ziele der Arbeit

Zwei Forschungsfragen liegen der Arbeit zugrunde.

  1. Wie kann der Zusammenhang von Parodontalerkrankungen bei schwangeren Frauen und Schwangerschaftskomplikationen anhand von Metaanalysen und systematischen Reviews beurteilt werden?

  2. Wie kann die Wirksamkeit von Parodontalbehandlung vs. keine Behandlung bei schwangeren Frauen mit Parodontalerkrankung in Bezug auf Frühgeburt und andere negative Geburtsergebnisse (siehe Definition unten) anhand von Metaanalysen und systematischen Reviews beurteilt werden?

Auf diese Weise können für die evidenzbasierte Hebammentätigkeit Schlüsse für eine gute Schwangerenberatung gezogen werden und niedergelassene Gynäkologen und Hebammen bei der klinischen Entscheidungsfindung im Rahmen der Betreuung von Schwangeren unterstützt werden.


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Material und Methoden

Studiendesign

Die vorliegende Studie versteht sich als narratives Review. Diese bieten einen breiten Überblick zu einem bestimmten Thema [10].

Das PRISMA-Statement (Preferred Reporting Items for Systematic reviews and Meta-Analyses) soll zur verbesserten Berichterstattung von systematischen Übersichtsarbeiten und Metaanalysen verwendet werden. Bestehend aus einer Checkliste sowie einem Flussdiagramm, welches in 4 Phasen einer systematischen Übersicht aufgeteilt ist [11], wurde das PRISMA-Statement aufgrund seiner hohen Relevanz in der vorliegenden Studie in einigen Teilen angewendet.


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Primäre und sekundäre Outcomes

Das vorliegende narrative Review untersuchte den Zusammenhang zwischen Parodontalerkrankungen und bestimmten Outcomes. Primäres Outcome bei dem vorliegenden narrativem Review stellt die Frühgeburt bis maximal 36+6 Schwangerschaftswochen (SSW) dar. Als sekundäre Outcomes wurden perinatale Outcomes (niedriges Geburtsgewicht unter 2500 g, sehr niedriges Geburtsgewicht unter 1500 g, niedriges Frühgeburtsgewicht, niedriges Gestationsalter, Frühgeburt vor 35 SSW resp. < 35 SSW [bis 34+6 SSW] bzw. vor 32 SSW resp. < 32 SSW [bis 31+6 SSW], Stillgeburten) und maternale Outcomes (Sterblichkeit, Präeklampsie, unerwünschte Wirkung der Therapie, Plaquewerte, Zahnfleischgesundheit, Änderung der Sondierungstiefe, Veränderung der klinischen Attachmentwerte) definiert.


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Auswahl der Studien

Im Februar 2021 wurde eine elektronische Datenbankrecherche (PubMed und Cochrane-Datenbank) nach relevanten Metaanalysen und systematischen Reviews durchgeführt, die im Februar 2022 aktualisiert wurde. Anhand der vorab festgelegten Ein- und Ausschlusskriterien wurde von 3 unabhängigen Autoren (AK, NF, DS) nach relevanten Artikeln gesucht. Abschließend wurden die Suchergebnisse aller 3 Autoren im Rahmen eines kollegialen wissenschaftlichen Austauschs zusammengeführt.


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Suchtermini

In den verwendeten Studien wurde meist die Behandlung entzündlicher Zahnfleischerkrankungen wie Gingivitis und Parodontitis analysiert. Es wurde keine Klassifizierung des Schweregrads der Parodontalerkrankung festgelegt.

Die verwendeten Datenbanken zur Recherche stellten PubMed und die Cochrane-Datenbank dar. Für die Recherche auf PubMed wurden die Filter „Systematic Review“ und „Meta-Analysis“ aktiviert. Ein weiterer Filter bestand in dem Einschluss der Veröffentlichung der Studien in dem Zeitraum zwischen dem 01.01.2010 und dem 01.02.2022. Die Suchstrategie bestand darin, relevante Suchbegriffe durch die booleschen Operatoren zu verbinden. Ein Suchbegriff beschreibt das primäre Outcome der vorliegenden Arbeit („preterm birth“), während ein anderer Suchbegriff die zu untersuchende Intervention beschreibt („periodontal treatment“). Durch die booleschen Operatoren wurden diese Suchbegriffe verbunden (z. B. „preterm birth“ AND „periodontal treatment“). Ebenso wurde der Suchbegriff des primären Outcomes („preterm birth“) verbunden mit dem Suchbegriff „periodontal disease“ (z. B. „preterm birth“ AND „periodontal disease“). In der Cochrane-Datenbank wurde der Suchbegriff „periodontal disease“ mit dem Filter der „Cochrane Reviews“ recherchiert. Die letzte Suche fand am 14.02.2022 statt.


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Einschlusskriterien und Ausschlusskriterien

Ein Einschlusskriterium stellte das Studiendesign der Metaanalyse dar. Studien, die sowohl eine Metaanalyse als auch ein systematisches Review durchführten, wurden ebenfalls akzeptiert. Es wurden nur Studien eingeschlossen, die zwischen dem 01.01.2010 und dem 01.02.2022 veröffentlicht wurden und in englischer Sprache verfasst waren. Die Teilnehmerinnen der Studien sollten Frauen in der Schwangerschaft darstellen. Außerdem wurden Studien eingeschlossen, welche das Schwangerschaftsalter bei der Geburt im Zusammenhang mit Parodontalerkrankungen betrachteten. Ein weiteres Einschlusskriterium stellten perinatale und maternale Outcomes im Kontext der Parodontalerkrankungen dar, die im Zusammenhang mit negativen Geburtsereignissen stehen. Ebenso wurden Studien, die den Zusammenhang zwischen einer Frühgeburt und der Behandlung einer Parodontalerkrankung analysierten, eingeschlossen. Alle Studiendesigns (z. B. Beobachtungs- oder Interventionsstudie) sowie weitere Literatur (z. B. Fachbücher oder graue Literatur) abgesehen von den systematischen Reviews und Metaanalysen wurden ausgeschlossen. Auch Studien, welche ausschließlich das Studiendesign systematische Übersichtsarbeit (nicht in Kombination mit Metaanalysen) darstellten, wurden ausgeschlossen.


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Datenextraktion

Es wurden die methodischen Kennzeichen der eingeschlossenen Studien analysiert und dargestellt. Diese stellten den Studientyp, das Land und die Intervention der untersuchten Studien, die Kennzeichen der Probandinnen, das Studienziel, die Endpunkte/Outcomes sowie die Einschluss-/Ausschlusskriterien der ausgewählten Studien dar. Auch die Ergebnisse der eingeschlossenen Studien wurden betrachtet. Es wurden die Endpunkte und die Ergebnisse der Studien extrahiert. Als Ergebnismaße der einbezogenen Metaanalysen wurde das Relative Risiko (RR) oder die Odds Ratio (OR) (95% Konfidenzintervall) betrachtet.


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Bewertung der Qualität der eingeschlossenen Studien

Hochwertige Übersichtsarbeiten identifizieren die Evidenz systematisch, bewerten diese methodisch und fassen sie deskriptiv oder metaanalytisch zusammen. Systematische Verzerrungen von systematischen Übersichtsarbeiten sollten bewertet werden [12]. Zur Bewertung der Qualität der eingeschlossenen systematischen Übersichtsarbeiten und Metaanalysen wurde die validierte und häufig verwendete AMSTAR-Checkliste verwendet, die 11 Leitfragen enthält. Die Antwortmöglichkeiten Ja, Nein, unklar und nicht anwendbar standen dabei für jede Leitfrage zur Verfügung. Für die Gesamteinschätzung war allerdings kein „cut-off“ vorgesehen. Für dieses Review wurde die AMSTAR-Checkliste (A MeaSurement Tool to Assess Systematic Reviews) in deutscher und leicht modifizierter Übersetzung unter Berücksichtigung von gegenwärtigen Standards angewendet und in tabellarischer Form dargestellt [12].


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Ergebnisse

Ergebnisse der narrativen Literaturrecherche

Die elektronische Suche in den Datenbanken ergab 13 Ergebnisse. Nach Screening des Abstracts wurden 4 Artikel ausgeschlossen. Die 8 verbliebenen Artikel wurden im Volltext beurteilt, wobei ein Artikel aufgrund von geringer Relevanz für die hier fokussierte Fragestellung ausgeschlossen wurde. Schließlich wurden 7 Artikel [4] [8] [13] [14] [15] [16] [17] in dieses narrative Review aufgenommen (vgl. [Abb. 1]). Die 7 Metaanalysen und systematischen Reviews stammen aus Großbritannien, Spanien, Polen, Brasilien, Kanada und Griechenland.

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Abb. 1 Flussdiagramm zur narrativen Literaturrecherche nach PRISMA-Schema [11].

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Methodische Kennzeichen der eingeschlossenen Studien

Insgesamt wurden 7 Studien in dieses narrative Review aufgenommen. Diese Studien stellten Metaanalysen und systematische Reviews dar. Vier Metaanalysen und systematische Reviews [4] [13] [14] [17] betrachteten randomisierte und kontrollierte Interventionsstudien (Intervention Parodontalbehandlung vs. keine Behandlung), wogegen 3 Metaanalysen und systematische Reviews Beobachtungsstudien beinhalteten, die den Zusammenhang von negativen Geburtsergebnissen mit Parodontalerkrankungen analysierten [8] [15] [16]. Die Metaanalysen berücksichtigen Studien aus 5 verschiedenen Kontinenten (Amerika, Europa, Asien, Australien, Afrika) und 7 verschiedenen Ländern (Chile, Irak, Indien, Brasilien, Malaysia, Madagaskar, Kanada). Die Probandinnenanzahl in den eingeschlossenen Studien schwankte zwischen n = 6558 und n = 12047. Für alle hier betrachteten Studien ergab sich eine Gesamt-Probandinnenanzahl von n = 56755. In allen Studien stellten schwangere Frauen die Probandinnen dar und die Exposition eine Parodontalerkrankung. In allen untersuchten Metaanalysen und systematischen Reviews wurde als primäres Outcome die Frühgeburt (< 37 Wochen) untersucht [4] [8] [13] [14] [15] [16] [17]. In 6 der 7 [4] [8] [13] [14] [15] [17] Metaanalysen und systematischen Reviews wurde zusätzlich noch das niedrige Geburtsgewicht bei SGA (< 2500 g) als primäres Outcome betrachtet. Die sekundären Outcomes der Studien stellten unterschiedliche maternale oder perinatale Outcomes dar. Die methodischen Kennzeichen der Studien sind ausführlich in [Tab. 1] dargestellt.

Tab. 1 Methodische Kennzeichen der eingeschlossenen Studien.

Studie

Studientyp

Land und Intervention der untersuchten Studien

Kennzeichen der Probandinnen

Studienziel

Endpunkte/Outcomes

Einschluss-/Ausschlusskriterien

Iheozor-Ejiofor et al., 2017 [4]

Cochrane Review

Länder der untersuchten Studien: 5 aus Nordamerika, 4 aus Südamerika, 3 aus Europa, 2 aus Asien und 1 aus Australien

Intervention der untersuchten Studien: Die Intervention stellte bei 11 Studien Parodontalbehandlung (jede Kombination mechanischer Behandlung) vs. keine Behandlung dar und bei 4 Studien Parodontalbehandlung vs. alternative Parodontalbehandlung.

Probandinnen: 7161 schwangere Frauen

Exposition: Probandinnen mit Parodontitis oder Gingivitis

Weitere Merkmale: Probandinnen im 1. oder 2. Schwangerschaftsdrittel (außer in 2 Studien); Schweregrad der Parodontitis von mäßig bis schwer

Ziel: Untersuchung, ob die Behandlung von Zahnfleischerkrankungen ungünstigen Geburtsergebnissen bei schwangeren Frauen vorbeugen kann.

Primäre Outcomes: perinatale Outcomes (Gestationsalter bei Geburt, Geburtsgewicht, niedriges Gestationsalter); mütterliche Outcomes (Sterblichkeit, Präeklampsie, unerwünschte Wirkung der Therapie)

Sekundäre Outcomes: mütterliche Outcomes (Plaquewerte, Zahnfleischgesundheit, Änderungen der Sondierungstiefe; Veränderungen der klinischen Attachmentwerte)

Einschlusskriterien: Alle randomisierten kontrollierten Studien, welche die Auswirkungen einer Parodontalbehandlung auf die Verhinderung oder Verringerung der perinatalen und mütterlichen Morbidität und Mortalität untersuchten.

Ausschlusskriterien: Ausgeschlossen wurden Studien, in denen die geburtshilflichen Ergebnisse nicht berichtet wurden.

Manrique-Corredor et al., 2019 [16]

systematisches Review und Metaanalyse

Länder der untersuchten Studien: 8 Studien aus Amerika, 6 aus Europa, 5 aus Asien und 1 aus Afrika

Intervention der untersuchten Studien:

Probandinnen: 10215 schwangere Frauen

Exposition: Parodontitis bei der schwangeren Frau

Ziel: Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Parodontitis und Frühgeburt bei Frauen im gebärfähigen Alter

Primäre Outcomes: Frühgeburt oder keine Frühgeburt

Einschlusskriterien: Einbezug von analytischen Fallkontrollstudien und prospektiven Kohortenstudien. Studien mussten Assoziationen mit ORs ausdrücken. Englische oder spanische Artikel wurden berücksichtigt. Definition der WHO von Frühgeburten.

Konopka et al., 2012 [15]

Metaanalyse

Länder der untersuchten Studien: 8 Studien aus Europa, 7 aus Südamerika, 4 aus Nordamerika und 3 aus Asien

Intervention der untersuchten Studien:

Probandinnen: 12047 schwangere Frauen

Exposition: Parodontitis bei der schwangeren Frau

Ziel: Untersuchung des Einflusses von Parodontitis auf Frühgeburt und niedriges Geburtsgewicht

Primäre Outcomes: Frühgeburt vor der 37. Schwangerschaftswoche; niedriges Geburtsgewicht unter 2500 g

Einschlusskriterien: nicht experimentelle, Fallkontroll-, prospektive oder Kohortenstudien; Exposition definiert als Parodontitis bei der Mutter; Fälle mit Frühgeburt vor 37. Schwangerschaftswoche oder niedriges Geburtsgewicht unter 2500 g; Studien, die an Menschen durchgeführt wurden; nur Fallparameter wurden in Parodontalstudien verwendet; nur eine (früheste) Studie wurde berücksichtigt, die von der gleichen Autorengruppe durchgeführt wurde.

Da Rosa et al., 2012 [14]

systematisches Review und Metaanalyse

Länder der untersuchten Studien: Studien stammen aus Chile, USA, Irak, Indien, Australien und Brasilien.

Intervention der untersuchten Studien: Behandlung von Parodontalerkrankungen im Vergleich zur üblichen Versorgung

Probandinnen: 6988 schwangere Frauen

Exposition: Schwangere Frauen mit Zahnfleischentzündung, bei welcher ≥ 25% der Stellen beim Sondieren bluteten, und Stellen mit einem klinischen Attachmentverlust von > 2 mm.

Weitere Merkmale: Frauen über 18 Jahre mit einer einmaligen Schwangerschaft von 22 Wochen oder weniger

Ziel: Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Parodontalerkrankungen, Frühgeburt und niedrigem Geburtsgewicht sowie die Gründe für die anhaltenden Kontroversen in diesem Bereich zu erforschen

Primäre Outcomes: Frühgeburt (< 37 Wochen), niedriges Geburtsgewicht (< 2500 g) und/oder niedriges Frühgeburtsgewicht

Einschlusskriterien: Studien mussten spezifisch Behandlungen von Parodontalerkrankungen während der Schwangerschaft untersuchen, die Ergebnisse der üblichen Behandlung und der spezifischen Behandlung vergleichen und über mindestens ein Outcome von Interesse berichten. Es wurden nur randomisierte Studien eingeschlossen, deren Probandinnen bestimmte Kriterien erfüllten.

Boutin et al., 2013 [13]

systematisches Review und Metaanalyse

Länder der untersuchten Studien: 5 Studien aus Vereinigten Staaten, 1 aus Australien und 2 aus Chile, 2 aus Brasilen, 1 aus Iran und 1 aus Indien

Intervention der untersuchten Studien: Die Intervention (Parodontalbehandlung) bestand aus Wurzelglättung und oberflächlicher Zahnsteinentfernung und wurde in allen Studien vor Woche 28 der Schwangerschaft eingeleitet.

Probandinnen: 7018 schwangere Frauen

Exposition: Parodontalerkrankung bei der schwangeren Frau

Ziel: Die Auswirkungen der Parodontalbehandlung auf das Risiko einer Frühgeburt zu untersuchen und die Heterogenität zwischen den Studien zu erforschen.

Primäres Outcome: Frühgeburt, definiert als eine Entbindung vor der 37. Schwangerschaftswoche

Sekundäres Outcome: Entbindungen vor der 35. und 32. Schwangerschaftswoche, Gestationsalter bei der Geburt, Geburtsgewicht, niedriges Geburtsgewicht, definiert als ein Geburtsgewicht unter 2500 g, und sehr niedriges Geburtsgewicht, definiert als ein Geburtsgewicht unter 1500 g

Einschlusskriterien: RCTs mit schwangeren Frauen mit Parodontalerkrankungen (alle Schweregrade, einschließlich Gingivitis), die entweder eine Parodontalbehandlung (Scaling und Wurzelglättung) oder keine Behandlung erhielten. Alle Komparatoren wurden akzeptiert.

Ausschlusskriterien: Studien, die Teilnehmerinnen aus einer Population von Frauen mit systematischen oder schwangerschaftsbedingten Gesundheitsproblemen oder mit hohem Frühgeburten Risiko auswählten.

Polyzos et al., 2010 [17]

systematisches Review und Metaanalyse

Länder der untersuchten Studien: Studien aus Chile, USA, Iran, Indien, Australien und Brasilien

Intervention der untersuchten Studien: Schwangere Frauen wurden einer Behandlung mit Scaling und Wurzelglättung unterzogen, im Vergleich zu keiner Behandlung oder Prophylaxe.

Probandinnen: 6558 schwangere Frauen

Exposition: Parodontalerkrankung bei der schwangeren Frau

Ziel: Untersuchung, ob die Behandlung von Parodontalerkrankungen mit Scaling und Wurzelglättung während der Schwangerschaft mit einer Verringerung der Frühgeburtenrate verbunden ist.

Primäres Outcome: Frühgeburt (< 37 Wochen)

Sekundäre Outcomes: niedriges Geburtsgewicht (< 2500 g), Spontanaborte/Stillgeburten und insgesamt ungünstige Schwangerschaftsergebnisse (Frühgeburt < 37 Wochen und Spontanaborte/Stillgeburten)

Einschlusskriterien: Studien, in denen schwangere Frauen einer Behandlung mit Scaling und Wurzelglättung im Vergleich zu keiner Behandlung oder Prophylaxe unterzogen wurden. Studien, in welchen Patientinnen mit einer dokumentierten Parodontalerkrankung einschlossen wurden, unabhängig von der Tiefe und des Schweregrads der Erkrankung.

Ausschlusskriterien: Randomisierte Studien, die Patientinnen mit drohender Frühgeburt einschlossen, die Wehenhemmer erhielten, sowie nicht randomisierte und pseudorandomisierte Studien.

Moliner-Sánchez et al., 2020 [8]

systematisches Review und Metaanalyse

Länder der untersuchten Studien: Studien aus Chile, USA, Malaysia, Brasilien, Madagaskar, Indien, Kanada

Intervention der untersuchten Studien:

Probandinnen: 6768 schwangere Frauen

Exposition: Parodontalerkrankungen bei der schwangeren Frau

Weitere Merkmale: Alter der Probandinnen zwischen 18 und 40 Jahren, die Teilnahme an der Studie begann zwischen der 6. und 24 Schwangerschaftswoche.

Ziel: Alle in der wissenschaftlichen Literatur verfügbaren Nachweise über das Risiko einer Frühgeburt und/oder eines Neugeborenen mit niedrigem Geburtsgewicht bei schwangeren Frauen mit Parodontalerkrankungen analysieren.

Primäre Outcomes: Frühgeburt und oder niedriges Geburtsgewicht

Einschlusskriterien: Kohortenstudien, die das relative Risiko einer Frühgeburt und/oder eines niedrigen Geburtsgewichts bei schwangeren Frauen mit Parodontalerkrankungen analysierten. Studien, die lediglich den möglichen Zusammenhang zwischen diesen Variablen beschreiben, sowie solche, in denen während der Schwangerschaft eine Parodontalbehandlung durchgeführt wurde. Bei den untersuchten Frauen musste im Verlauf der Schwangerschaft eine Parodontitis klinisch diagnostiziert werden.


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Zusammenhang zwischen Parodontalerkrankungen, deren Behandlung und den Geburtsoutcomes

Die Metaanalysen und systematischen Reviews kommen zu heterogenen Ergebnissen. Fünf der 7 betrachteten Metaanalysen und systematischen Reviews [4] [13] [14] [15] [17] fanden keinen signifikanten Zusammenhang einer Parodontalerkrankung und/oder einer Parodontalbehandlung mit bestimmten maternalen und perinatalen Outcomes. So stellten Iheozor-Ejiofor et al. [4] fest, dass es keine ausreichende Evidenz gibt, um zu bestimmen, welche Parodontalbehandlung am besten geeignet ist, um ungünstige geburtshilfliche Folgen zu verhindern. Auch Konopka et al. [15] legten dar, dass die Hypothese, dass Parodontitis ein unabhängiger Risikofaktor für einen vorzeitige Schwangerschaftsbeendigung und/oder ein niedriges Geburtsgewicht darstelle, noch weiter geprüft werden müsse. Rosa et al. [14] stellten hingegen fest, dass die Behandlung von Parodontalerkrankungen während der Schwangerschaft keinen allgemeinen Schutz gegen Frühgeburt und niedriges Geburtsgewicht bieten kann. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen Boutin et al. [13], die feststellten, dass sich keine signifikante Verringerung des Frühgeburtenrisikos durch eine Parodontalbehandlung ergibt. Auch Polyzos et al. [17] bestätigten dies, indem sie zeigten, dass die Behandlung von Parodontitis bei schwangeren Frauen keine signifikanten Auswirkungen auf die Häufigkeit von Frühgeburten hat. Zwei der 7 betrachteten Metaanalysen und systematischen Reviews kamen dagegen zu komplementären Ergebnissen, da sich hier Zusammenhänge zwischen Parodontalerkrankungen und bestimmten maternalen und/oder perinatalen Outcomes zeigten. So stellten Manrique-Corredor et al. [16] fest, dass das Risiko einer Frühgeburt durch mütterliche Parodontitis verdoppelt wird. Moliner-Sánchez et al. [8] zeigten einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Parodontitis und den untersuchten Outcomes, als die Ergebnisse in Zusammenhang mit dem Pro-Kopf-Einkommen der Länder untersucht wurden. Eine ausführliche Darstellung der zentralen Ergebnisse der Studien findet sich in [Tab. 2].

Tab. 2 Zentrale Ergebnisse der Studien.

Studie

Endpunkte

Ergebnisse/Schlussfolgerung

Iheozor-Ejiofor et al., 2017 [4]

Kein eindeutiger Unterschied bei Frühgeburten < 37 Wochen (RR 0,87, 95%-KI 0,70–1,10) zwischen Parodontalbehandlung und keiner Behandlung. Hinweise von geringer Qualität, dass eine Parodontalbehandlung das niedrige Geburtsgewicht < 2500 g verringern kann (RR 0,67, 95%-KI 0,48–0,95). Es ist unklar, ob die Parodontalbehandlung zu einem Unterschied bei Frühgeburten < 35 Wochen (RR 1,19, 95%-KI 0,81–1,76) und < 32 Wochen (RR 1,35, 95%-KI 0,78–2,32), niedrigem Geburtsgewicht < 1500 g (RR 0,80, 95%-KI 0,38–1,70), perinatale Sterblichkeit (einschließlich fetaler und neonataler Todesfälle bis zu den ersten 28 Tagen nach der Geburt) (RR 0,85, 95%-KI 0,51–1,43) und Präeklampsie (RR 1,10, 95%-KI 0,74–1,62) führen kann.

insgesamt eingeschlossene Studien: 15 RCTs

Ergebnisse: Vergleicht man schwangere Frauen mit Zahnfleischerkrankungen, die eine Parodontalbehandlung erhalten, mit denen, die keine Behandlung erhalten, gibt es keinen eindeutigen Unterschied in der Anzahl der vor der 37. Schwangerschaftswoche geborenen Babys und es werden möglicherweise weniger Babys mit einem Gewicht von weniger als 2500 g geboren (Belege geringer Qualität).

Schlussfolgerung: Es gibt keine ausreichende Evidenz, um zu bestimmen, welche Parodontalbehandlung besser geeignet ist, ungünstige geburtshilfliche Folgen zu verhindern.

Manrique-Corredor et al., 2019 [16]

Die Metaanalyse ergibt eine OR von 2,01 (95%-KI 1,71, 2,36), was einen signifikanten positiven Zusammenhang zwischen den erklärenden und den Ergebnisvariablen darstellt.

insgesamt eingeschlossene Studien: 20 Studien

Ergebnisse: Das Risiko einer Frühgeburt wird durch mütterliche Parodontitis verdoppelt.

Schlussfolgerung: Gesundheits- und Bildungszentren sollten diesem Risikofaktor Vorrang einräumen und Maßnahmen zur Prävention bei allen Frauen im gebärfähigen Alter durchführen, um die Häufigkeit von Frühgeburten zu verringern.

Konopka et al., 2012 [15]

Die allgemeine Odds Ratio für eine Frühgeburt mit einem Kind mit geringem Gewicht für Mütter mit Parodontitis beträgt 2,35 (1,88–2,93, p < 0,0001). Für ein niedriges Geburtsgewicht beträgt die Gesamt-OR 1,5 (95%-KI: 1,26–1,79, p = 0,001), für Frühgeburten −2,73 (95%-KI: 2,06–3,6, p < 0,0001).

insgesamt eingeschlossene Studien: 15 Fallkontrollstudien, 1 Querschnittstudie und 6 Kohortenstudien

Ergebnisse: Die Hypothese, dass Parodontitis ein unabhängiger Risikofaktor für einen vorzeitigen Schwangerschaftsabbruch und/oder ein niedriges Körpergewicht der Neugeborenen ist, muss noch weiter überprüft werden.

Schlussfolgerung: Die zahnärztliche Betreuung schwangerer Frauen sollte als integraler Bestandteil des pränatalen Betreuungsprogramms etabliert werden.

Da Rosa et al., 2012 [14]

Die Behandlung von Parodontalerkrankungen während der Schwangerschaft hat keinen signifikanten Einfluss auf die Gesamtrate der Frühgeburten < 37 Wochen (RR = 0,90, 95%-KI: 0,68–1,19; p = 0,45; I2: 74%). Ein schwacher Zusammenhang zwischen der Behandlung von Parodontalerkrankungen während der Schwangerschaft und der Verringerung des niedriges Geburtsgewicht < 2500 g und ohne signifikanten Effekt besteht (RR = 0,92, 95%-KI: 0,71–1,20; p = 0,55; I2: 56%).

ingesamt eingeschlossene Studien: Outcome Frühgeburten: 13 Studien eingeschlossen; Outcome niedriges Geburtsgewicht: 9 Studien eingeschlossen.

Ergebnisse: Die Behandlung von Parodontalerkrankungen während der Schwangerschaft kann keinen allgemeinen Schutz gegen Frühgeburt und niedriges Geburtsgewicht bieten.

Schlussfolgerung: Eine primäre Parodontalbehandlung während der Schwangerschaft kann die Rate von Frühgeburten oder niedrigem Geburtsgewicht nicht verringern.

Boutin et al., 2013 [13]

Ein nicht signifikanter Zusammenhang zwischen Parodontalbehandlung und Frühgeburt (RR: 0,89; 95%-KI: 0,73–1,08) lässt sich feststellen. Die tägliche Anwendung von Chlorhexidin-Mundspülungen ist mit einer Verringerung der Frühgeburtenrate verbunden (RR: 0,69; 95%-KI 0,50–0,95).

insgesamt eingeschlossene Studien: 12 Studien

Ergebnisse: Keine signifikante Verringerung des Frühgeburten-Risikos durch eine Parodontalbehandlung mit Zahnsteinentfernung und Wurzelglättung. Aber das mittlere Gestationsalter und das mittlere Geburtsgewicht in den Interventionsgruppen ist signifikant höher als in den Vergleichsgruppen.

Schlussfolgerung: Chlorhexidin-Mundspülung als Präventionsmittel sollte weiter untersucht werden.

Polyzos et al., 2010 [17]

Bei den qualitativ hochwertigen Studien hat die Behandlung keinen signifikanten Effekt auf die Gesamtrate der Frühgeburten (OR 1,15, 95%-Konfidenzintervall 0,95–1,40; p = 0,15). Die Behandlung führt nicht zu einer Verringerung der Rate von Kindern mit niedrigem Geburtsgewicht (OR 1,07, 0,85–1,36; p = 0,55), von Spontanaborten/Stillgeburten (0,79, 0,51–1,22; p = 0,28) oder von ungünstigen Schwangerschaftsergebnissen insgesamt (Frühgeburten < 37 Wochen und Spontanaborte/Stillgeburten) (1,09, 0,91–1,30; p = 0,34).

insgesamt eingeschlossene Studien: 11 Studien

Ergebnisse: Die Behandlung von Parodontitis mit Zahnsteinentfernung und Wurzelglättung bei schwangeren Frauen hat keine signifikanten Auswirkungen auf die Häufigkeit von Frühgeburten. Studien von geringer Qualität sprachen für eine positive Wirkung der Behandlung, während Studien von hoher Qualität eindeutig belegen, dass es keine solche Wirkung gibt.

Schlussfolgerung: Die Behandlung von Parodontalerkrankungen mit Zahnsteinentfernung und Wurzelglättung kann nicht als wirksames Mittel zur Verringerung der Frühgeburtenrate angesehen werden.

Moliner-Sánchez et al., 2020 [8]

Für Risiko einer Frühgeburt bei Schwangeren mit Parodontitis werden statistisch signifikante Werte (RR = 1,67 [1,17–2,38], 95%-KI) und niedrigem Geburtsgewicht (RR = 2,53 [1,61–3,98], 95%-KI) ermittelt. Eine Metaregression, bei der diese Ergebnisse mit dem Einkommensniveau der einzelnen Länder in Beziehung gesetzt werden, ergibt statistisch signifikante Werte für Frühgeburten RR = 1,8 (1,43–2,27) 95%-KI und für geringes Geburtsgewicht RR = 2,9 (1,98–4,26) 95%-KI. Das Risiko einer Frühgeburt bei Frauen mit Parodontitis ist um das 1,67-Fache und das Risiko eines Neugeborenen mit niedrigem Geburtsgewicht um das 1,42-Fache erhöht (Evidenzgrad 2a).

insgesamt eingeschlossene Studien: 11 Studien

Ergebnisse: Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Parodontitis und den beiden untersuchten Geburtskomplikationen wird festgestellt, als der Zusammenhang zwischen diesen Ergebnissen und dem Pro-Kopf-Einkommen des Landes untersucht werden.

Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse sind möglicherweise nicht nur auf das Einkommen, sondern auch auf andere Faktoren wie das Bildungsniveau zurückzuführen, weshalb dieser Zusammenhang in künftigen Untersuchungen genauer untersucht werden sollte.


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Bewertung der Qualität der eingeschlossenen Studien

Die Qualität der eingeschlossenen Metaanalysen und systematischen Reviews kann nach der AMSTAR-Checkliste als ausreichend eingestuft werden, woraus sich ein mittleres Evidenzniveau ergibt. Die Fragen der Checkliste können in einigen Fällen mit ja beantwortet werden. Schwachpunkte der Qualität der eingeschlossenen Studien ergeben sich bei einer A-priori-Planung/Definition (bei 6 Studien als unklar eingestuft) sowie im Rahmen der Studien aufgenommener grauer und unpublizierter Literatur (bei allen Studien als unklar eingestuft). Ebenso werden in 6 Studien ausschließlich die Referenzen der eingeschlossenen Studien dargelegt, nicht aber der ausgeschlossenen Studien. Außerdem werden bei 3 von 7 Studien keine Angaben zu einem potenziellen Interessenkonflikt dargelegt. Alle weiteren 7 Fragen der Checkliste konnten durchgängig bei allen eingeschlossenen Studien mit ja bewertet werden. Die Ergebnisse dieser Bewertung sind in [Tab. 3] dargestellt.

Tab. 3 Bewertung der Qualität der eingeschlossenen Studien nach der AMSTAR-Checkliste.

Studie

A-priori-Planung/Definition

Studienauswahl/-extraktion von 2 unabhängigen Personen

umfassende systematische Literatursuche

unpublizierte und graue Literatur aufgenommen

Referenzen der ein- und ausgeschlossenen Literatur

Studiencharakteristika angegeben

Verzerrungsrisiko bewertet

Verzerrungsrisiko in Ergebnisinterpretation berücksichtigt

statistisch adäquate Auswertung

potenzielles Publikationsbias adressiert

potenzielle Interessenkonflikte adressiert

Iheozor-Ejiofor et al., 2017 [4]

ja

ja

ja

unklar

ja

ja

ja

ja

ja

ja

ja

Manrique-Corredor et al., 2019 [16]

unklar

ja

ja

unklar

nein

ja

ja

ja

ja

ja

ja

Konopka et al., 2012 [15]

unklar

ja

ja

unklar

nein

ja

ja

ja

ja

ja

nein

Da Rosa et al., 2012 [14]

unklar

ja

ja

unklar

ja

ja

ja

ja

ja

ja

nein

Boutin et al., 2013 [13]

unklar

ja

ja

unklar

nein

ja

ja

ja

ja

ja

nein

Polyzos et al., 2010 [17]

unklar

ja

ja

unklar

nein

ja

ja

ja

ja

ja

ja

Moliner-Sánchez et al., 2020 [8]

unklar

ja

ja

unklar

nein

ja

ja

ja

ja

ja

ja


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Diskussion

Zusammenfassung der Ergebnisse

Insgesamt wurden 7 Metaanalysen und systematische Reviews [4] [8] [13] [14] [15] [16] [17] in das narrative Review aufgenommen (n = 56755). Die untersuchten Studien der Metaanalysen und systematischen Reviews wiesen als Intervention Parodontalbehandlung vs. keine Behandlung auf oder sie untersuchten den Zusammenhang zwischen Parodontalerkrankungen und negativen Geburtsergebnissen. Die Studien kamen zu heterogenen Ergebnissen, wobei die Mehrheit der untersuchten Metaanalysen und systematischen Reviews [4] [13] [14] [15] [17] keinen signifikanten Zusammenhang einer Parodontalerkrankung und/oder einer Parodontalbehandlung mit bestimmten maternalen und/oder perinatalen Outcomes feststellen. Nach AMSTAR-Bewertung kann eine mittelhohe Evidenz angenommen werden.


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Einbettung in den Forschungsstand

Parodontalerkrankungen werden als Risikofaktor für Frühgeburten und/oder niedriges Geburtsgewicht diskutiert. Dennoch ist umstritten, inwieweit eine Parodontalbehandlung in der Schwangerschaft negative Geburtsergebnisse verhindern bzw. verringern kann [14]. Die meisten der hier eingeschlossenen Studien bestätigten den Zusammenhang zwischen Parodontalgesundheit und Frühgeburtsrisiko bzw. Risiko für negative maternale oder perinatale Negativoutcomes indes nicht. Es ist festzuhalten, dass nur 2 der 7 untersuchten Metaanalysen auf signifikante Zusammenhänge hinsichtlich einer Risikoerhöhung bei defizitärer Mundgesundheit hindeuteten [8] [16]. Beide Studien wurden 2019 und 2020 publiziert und waren damit jünger als jene Metaanalysen (inklusive des eingeschlossenen Cochrane-Reviews [4]), welche keine signifikanten Zusammenhänge postulierten. Für den Nutzen einer Parodontalbehandlung hinsichtlich der Risikoreduktion für Frühgeburt und Negativoutcomes fanden sich keine evidenten Wirksamkeitsnachweise [13] [14] [17]. Gemäß AMSTAR-Bewertung deutet sich für alle eingeschlossenen Studien eine mittelhohe Qualität an, ob die Mundgesundheit also das Frühgeburtsrisiko bzw. das Risiko für Negativoutcomes beeinflusst, kann nicht abschließend bewertet werden.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch andere Reviews: Teshome und Yitayeh führten ebenfalls ein systematisches Review durch, in welchem der Zusammenhang zwischen Parodontalerkrankungen und niedrigem Frühgeburtsgewicht analysiert wurde. Hierbei wurde festgestellt, dass Parodontalerkrankungen einen möglichen Risikofaktor für Frühgeburten mit niedrigem Geburtsgewicht darstellen könnten, jedoch weitere Studien nötig wären [18]. Auch Ide und Papapanou zeigen, dass die mütterliche Parodontitis in einem geringen, aber signifikanten Zusammenhang mit niedrigen Geburtsgewicht und einer Frühgeburt steht. Allerdings sind die Ergebnisse von der Expositionsdefinition der Parodontitis beeinflusst [19]. Ähnliches ist in dem hier vorliegenden narrativen Review vorzufinden. Die Heterogenität der Klassifizierungen des Schweregrads der Parodontalerkrankung bringt Schwierigkeiten mit sich, sowohl in den Metaanalysen und systematischen Reviews selbst als auch in den darin betrachteten Studien. Auch López et al. berichteten ähnliches in einem Review. Diese stellten fest, dass diejenigen der eingeschlossenen Studien, welche eine positive Wirkung der Behandlung von Parodontitis auf die Frühgeburt zeigten, sich nicht auf konsistente wissenschaftliche Erkenntnisse stützten [20]. Rangel-Rincón et al. zeigten in ihrem Review ebenfalls, dass die unterschiedlichen Befundlagen nicht ausreichen, um nachzuweisen, dass die Häufigkeit von unerwünschten Schwangerschaftsergebnissen bei schwangeren Frauen, die eine Parodontalbehandlung erhalten, signifikant abnimmt [21].

Es ist außerdem anzumerken, dass die Frühgeburt und auch weitere hier betrachtete Outcomes multifaktorielle Geschehnisse darstellen. Risikofaktoren wie Rauchen, niedriger sozioökonomischer Status, maternales Alter und Ethnizität können sowohl Parodontitis als auch eine Frühgeburt begünstigen. Dies kann dazu führen, dass die Daten fehlinterpretiert werden, da möglicherweise zwischen den untersuchten Outcomes und der Parodontitis kein kausaler Zusammenhang besteht [4]. Die Ergebnisse des hier vorliegenden narrativen Reviews unterstreichen die Ergebnisse von einigen systematischen Reviews, welche sich derselben Thematik widmen. Es besteht keine ausreichende Evidenz, um den Zusammenhang zwischen Parodontalerkrankungen mit negativen Geburtsoutcomes abschließend beurteilen zu können.


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Limitationen

Auch in der vorliegenden Studie zeigten sich einige Limitationen, die sich einerseits aus dem methodischen Vorgehen und andererseits aus den eingeschlossenen Studien ergaben. Eine Limitation stellte dar, dass ausschließlich englischsprachige Artikel in das Review aufgenommen wurden, was zu einer Verzerrung führen kann. Trotz unabhängiger Suche von 3 Autoren bleibt unklar, ob wirklich alle relevanten Studien identifiziert werden konnten. Bezogen auf die Limitationen der einbezogenen Studien muss u. a. auf die Heterogenität der eingeschlossenen Metaanalysen und systematischen Reviews verwiesen werden. Diese wurde in allen Metaanalysen berechnet, was in einigen Fällen zu signifikanten Werten führte und die Vergleichbarkeit der Ergebnisse erheblich einschränkte. Ebenfalls wird in vielen der hier untersuchten Metaanalysen eine Publikationsverzerrung nachgewiesen. Außerdem herrscht kein Konsens darüber, welcher Zeitpunkt der zahnärztlichen Untersuchung in der Schwangerschaft als geeignet angesehen wird [4]. Ebenfalls kritisch anzumerken ist, dass in manchen Studien auch Probandinnen mit einer Frühgeburtserfahrung bei einer vorangegangenen Geburt eingeschlossen wurden, was in den Untersuchungen nicht ausreichend statistisch berücksichtigt wurde [4]. Außerdem sind die parodontalen Behandlungen in den Studien sehr vielfältig, was eine Vergleichbarkeit erschwert. Ebenso schließen die untersuchten Metaanalysen und systematischen Reviews unterschiedliche Studiendesigns ein. So fanden in einigen Arbeiten nur randomisierte Studien Berücksichtigung [4] [13] [14] [17], während andere auch Beobachtungsstudien einschlossen [8] [15] [16]. Ferner ist darauf hinzuweisen, dass einige der eingeschlossenen Metaanalysen teilweise die gleichen Studien bewerteten. Allerdings untersuchen die Metaanalysen jeweils noch weitere, sich unterscheidende Studien, weshalb diese dennoch separat in dieses vorliegende narrative Review aufgenommen wurden. Es ist anzumerken, dass Polyzos et al. [17] und Boutin et al. [13] ähnliche Studien untersuchten und ähnliche Ergebnisse präsentierten. Trotz der Limitationen können die hier beschriebenen Ergebnisse aufgrund der insgesamt hohen Gesamt-Probandinnenzahl (n = 56755) und des Einschlusskriteriums der Metaanalysen und systematischen Reviews als Erweiterung des Forschungsstandes bezeichnet werden.


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Beantwortung der Forschungsfragen

Aufgrund der Ergebnisse können die oben genannten Forschungsfragen wie folgt beantwortet werden:

  1. Wie kann der Zusammenhang von Parodontalerkrankungen bei schwangeren Frauen und Schwangerschaftskomplikationen anhand von Metaanalysen und systematischen Reviews beurteilt werden? Parodontitis als Risikofaktor für eine Frühgeburt muss noch weiter geprüft werden, da heterogene Studienergebnisse mit teils unzureichender Qualität vorliegen. Eine der untersuchten Studien deutet allerdings an, dass sich das Frühgeburtsrisiko bei vorliegender maternaler Parodontitis verdoppelt [16]. Eine weitere untersuchte Studie zeigt einen signifikanten Zusammenhang zwischen Parodontitis und bestimmten maternalen und perinatalen Outcomes, wenn die Ergebnisse in Zusammenhang mit dem Pro-Kopf-Einkommen der Länder analysiert werden [8]. Hier bleibt aber unklar, ob wirklich die Parodontitis Einfluss auf das Frühgeburtsrisiko hat oder ein bestehender niedriger sozioökonomischer Status, der als Risikofaktor sowohl das Frühgeburtsrisiko als auch das Risiko für eine schlechte Zahngesundheit beeinflusst [22] [23].

  2. Wie kann die Wirksamkeit von Parodontalbehandlung vs. keine Behandlung bei schwangeren Frauen mit Parodontalerkrankung in Bezug auf Frühgeburt und andere negative Geburtsergebnisse (siehe Definition unten) anhand von Metaanalysen und systematischen Reviews beurteilt werden? Die Mehrheit der untersuchten Metaanalysen und systematischen Reviews zeigt, dass kein signifikanter Zusammenhang zwischen einer Parodontalbehandlung und bestimmten maternalen und perinatalen Outcomes besteht [4] [13] [14] [17]. Um zu bestimmen, welche Parodontalbehandlung am besten geeignet ist, um negative geburtshilfliche Folgen zu vermeiden, gibt es keine ausreichende Evidenz [4]. Eine Parodontalbehandlung in der Schwangerschaft verringert das Risiko bzw. die Häufigkeit einer Frühgeburt [13] [14] [17] und niedrigem Geburtsgewicht [14] nicht signifikant.


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Schlussfolgerung

Die meisten der eingeschlossenen Studien deuten an, dass zwischen Zahngesundheit und Frühgeburtsrisiko bzw. negativen maternalen und perinatalen Outcomes bzw. zwischen Parodontalbehandlungen in der Schwangerschaft und der Reduktion des Frühgeburtsrisikos kein signifikanter Zusammenhang besteht. Die Qualität der Studien ist allerdings nicht hoch genug, um dies auch mit hoher Evidenz festhalten zu können. Um die Evidenz zu verbessern, müssen weitere randomisierte kontrollierte Studien durchgeführt werden, welche den Bias systematisch kontrollieren. Es wird dennoch empfohlen, dass eine Beratung aller Schwangeren zur Verbesserung der alltäglichen Mundhygiene stattfindet, sodass diese gefördert und entzündlichen Krankheiten präventiv entgegen gewirkt wird. Dies sollte unabhängig von einer Schwangerschaft Teil der Gesundheitsberatung sein. Im Kontext einer Nutzen-Schaden-Bewertung wird die Behandlung von Parodontitis bei Schwangeren nach individueller Risikoabwägung empfohlen, da die parodontale Behandlung in vielen Fällen zu einer Verbesserung der parodontalen Gesundheit führt. Da im Rahmen der Neuformulierung des Hebammengesetzes auch Hebammen zukünftig zur evidenzbasierten Beratung und Betreuung aufgefordert sind, sind die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit für Gynäkologen und Hebammen gleichermaßen relevant [24].


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  • References/Literatur

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Korrespondenzadresse

Dr. phil. Joachim Graf
Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Gesundheitswissenschaften, Abteilung Hebammenwissenschaft
Hoppe-Seyler-Str. 9
72076 Tübingen
Germany   

Publikationsverlauf

Eingereicht: 01. April 2022

Angenommen nach Revision: 02. Juni 2022

Artikel online veröffentlicht:
10. August 2022

© 2022. The Author(s). This is an open access article published by Thieme under the terms of the Creative Commons Attribution-NonDerivative-NonCommercial-License, permitting copying and reproduction so long as the original work is given appropriate credit. Contents may not be used for commercial purposes, or adapted, remixed, transformed or built upon. (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/).

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

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Fig. 1 Fig. Flow chart for narrative literature research according to the PRISMA Schema [11].
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Abb. 1 Flussdiagramm zur narrativen Literaturrecherche nach PRISMA-Schema [11].