Aktuelle Dermatologie 2022; 48(10): 412-413
DOI: 10.1055/a-1875-0925
Editorial

Dermatologie im Vivantes-Netzwerk in Berlin: drei Hautkliniken und ein gemeinsames Hauttumorzentrum

Dermatology in the Vivantes Network Berlin: Three Skin Clinics and One United Skin Tumor Center
Wolfgang Harth
1   Klinik für Dermatologie und Allergologie, Vivantes Klinikum Spandau, Berlin, Deutschland
,
Wiebke Ludwig-Peitsch
2   Klinik für Dematologie und Phlebologie, Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Berlin, Deutschland
,
Uwe Hillen
3   Klinik für Dematologie und Venerologie, Vivantes Klinikum Neukölln, Berlin, Deutschland
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Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

ein Editorial ist immer ein willkommener Anlass, sich zu besinnen.

Berlin, Berlin.

Blicken wir mit Abstand und ruhiger Gelassenheit auf die Ereignisse der letzten 100 Jahre, so gibt es eine Vielzahl wegweisender Momente und Meilensteine. Historische Ereignisse und politische Neuaufstellungen hatten dabei immer auch einen besonders großen Einfluss auf das Sozialwesen und die Funktionsfähigkeit der öffentlichen Gesundheitsversorgung.

Dies zeigen wir im vorliegenden Heft anhand der drei städtischen Berliner Hautkliniken auf, wovon zwei im Mythos der goldenen Zwanziger gegründet wurden und eine Klinik in Zeiten des Umbruchs ständig umziehen musste. Es gibt viel zu erzählen über ständige Unruhe und Bewegung, wo an einer Kreuzung entschieden wurde, in welche Richtung es gehen soll, dann wieder zurück oder ganz anders. Eins ist jedoch sicher: immer über Umwege. Ein gemütlicher Spaziergang ist es im „Moloch“ Berlin nie gewesen.

Zuletzt waren es der Fall der Mauer und die Deutsche Einheit, in deren Folgejahren die Überwindung der Teilung, die massive Umstrukturierungen für das Berliner Gesundheitswesen auslöste. So wurden in der vormals geteilten Stadt alle Versorgungstrukturen doppelt vorgehalten. Getrieben durch einen zunehmenden ökonomischen Druck, kam es zum Bettenabbau, Streichung der Berlinzulage für Mitarbeiter sowie Auflösung bestehender Strukturen. Sowohl die universitäre als auch städtische Versorgungsstruktur kamen auf den Prüfstand und wurden hinterfragt.

Parallel zum städtischen Zusammenwachsen von Ost und West entstand für die Vielzahl der Hautkliniken eine einheitlichere Organisationsstruktur. Die bislang flächendeckend über Berlin verteilten eigenständigen Einrichtungen und Standorte in öffentlicher Hand wurden teilweise geschlossen oder mussten umziehen. Sie wurden zuletzt zentralisiert und im Vivantes-Netzwerk für Gesundheit gebündelt. Dieses ist heute der drittgrößte Arbeitgeber der Stadt Berlin und versorgt ein Drittel der Berlinerinnen und Berliner stationär.

Typisch für Berlin können sich die Patienten auch nach der Zentralisierung aussuchen, ob sie sich in ihrem Kiez oder wenige U-Bahn-Stationen weiter behandeln lassen wollen. Ein durchaus befruchteter Wettbewerb, bei dem optimaler Weise die Qualität als anspornender Faktor einer allumfassenden Patientenversorgung steigt.

Die drei Hautkliniken des Vivantes-Konzerns sind gut über die Stadt verteilt. Im Norden befindet sich die Klinik für Dermatologie und Allergologie im Klinikum Spandau, in der Mitte die Klinik für Dermatologie und Phlebologie im Klinikum im Friedrichshain und im Süden die Klinik für Dermatologie und Venerologie im Klinikum Neukölln. Diese Verteilung über verschiedene Regionen Berlins und die bereits aus den Namen der Kliniken ersichtliche Schwerpunkt-Bildung begünstigen Kooperation statt Konkurrenz. Die Kolleg*innen der Vivantes Hautkliniken haben sich für eine intensive kollegiale Zusammenarbeit entschieden, wofür auch das vorliegende gemeinsame Heft einen Beleg darstellt. Gemeinsam wurden an allen drei Standorten Versorgungstrukturen auf drei Säulen mit ambulantem MVZ, tagesklinischer und vollstationärer Versorgung geschaffen. Gekrönt wurde der Schulterschluss in der Zusammenarbeit durch die gemeinsame Zertifizierung 2019 als bundesweit erstes dreistandortiges Hautkrebszentrum. Einige der spannendsten Fälle aus diesem präsentieren wir Ihnen in der aktuellen Ausgabe als Kaustiken.

Wir freuen uns zudem ganz besonders, dass wir die ehemalige/n Chefärzte*innen der Vivantes-Hautkliniken gewinnen konnten, in dieser Ausgabe den historischen Werdegang der fast 100 Jahre altwürdigen Hautkliniken im Friedrichshain, in Neukölln und in Spandau aufzuzeigen. Besonders weil diese Kollegen zu den Wendejahren als historische Zeitzeugen unschätzbare Erfahrungsberichte in Erinnerung bringen können.

Uns jungen Chefärzten ist es immer eine Ehre und hohe Verantwortung, so gut aufgestellte Kliniken übernommen zu haben und diese weiterentwickeln zu dürfen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen der Beiträge.

Wolfgang Harth

Wiebke Ludwig-Peitsch

Uwe Hillen



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Article published online:
24 October 2022

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