Pneumologie 2022; 76(12): 924-926
DOI: 10.1055/a-1898-9469
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Benjamin T. Schleenvoigt
1   Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Jena, Jena
,
Jürgen Rödel
2   Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinikum Jena, Jena
,
Anne Moeser
1   Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Jena, Jena
› Author Affiliations
 

Ein 23-jähriger afghanischer Patient stellt sich mit Husten und blutigem Auswurf seit 2 Wochen vor. Es bestehen rezidivierende Fieberschübe bis 38° C und atemabhängige Brustschmerzen seit 3 Monaten. Der Patient lebt seit 3 Jahren in Deutschland. Computertomografie ([Abb. 1 a]) und Röntgenbild ([Abb. 1 b]) des Thorax ergeben jeweils mehrere pathologische Befunde.

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Abb. 1 a CT-Thorax Nativ: Darstellung der Oberlappen. b Röntgen-Thorax Übersicht.
Fragen
  • Welche Befunde sind es?

  • Kann anhand dieser Befundkonstellation eine Verdachtsdiagnose gestellt werden? Wenn ja, welche?

  • Sind Differenzialdiagnosen möglich? Wenn ja, welche?

Befunde

Computertomografie:

  1. wandverdickte und erweiterte Bronchien im linken Oberlappen

  2. grobfleckig-konfluierende Infiltrate sowie Tree-in-Bud-Zeichen (zentrilobuläre Noduli mit verzweigten linearen Verdichtungen, die an einen Blütenzweig erinnern, Zeichen der exsudativen/intraluminalen Bronchiolitis im HR-CT-Thorax) im linken und, geringer ausgeprägt, im rechten Oberlappen

  3. dickwandige Kaverne (2,0 × 2,6 cm) mit Bronchusanschluss


    Röntgen:

  4. flächige, z. T. fleckige Verdichtung

  5. wandverdickter Bronchus („Tram-Track-Sign“)

  6. großer kavernöser Befund im linken Oberlappen


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Diagnose

Lungentuberkulose.


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Differenzialdiagnosen

atypische Mykobakteriose, Aspergillom.


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Erläuterung

Bei Verdacht auf eine offene Lungentuberkulose wurde der Patient im Einzelzimmer isoliert. Die mikrobiologische Untersuchung von Sputum ergab den Nachweis von säurefesten Stäbchen im Ausstrich. Molekularbiologisch wurde (mittels BD MAX MDRTB PCR; BD, Heidelberg) am gleichen Tag im Sputum Mycobacterium-tuberculosis-Komplex ohne Resistenzen gegen Isoniazid und Rifampicin identifiziert. Bei medikamentensensibler Lungentuberkulose wurde deswegen die tuberkulostatische 4-fach-Therapie mit Rifampicin (RMP) 600 mg, Isoniazid (INH) 300 mg, Pyrazinamid (PZA) 1750 mg und Ethambutol (EMB) 1000 mg tgl. per os begonnen.

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Abb. 2 a CT-Thorax Nativ: Darstellung der Oberlappen. b Röntgen-Thorax Übersicht.

Bei dem ausgeprägt kavernösen Befund ist zur Reduktion des Rezidivrisikos die Behandlung über 9 Monate geplant – Initialphase: 2 Monate 4-fach-Therapie (RMP, INH, PZA, EMB), gefolgt von 1 Monat 3-fach-Therapie (RMP, INH, PZA) und Konsolidierungsphase: 6 Monate 2-fach-Therapie (RMP, INH). Zur therapiebegleitenden Kontrolle gehören neben Klinik (u. a. Gewicht) und Paraklinik (Blutbild, Nieren und Leberwerte) die radiologische und mikrobiologische Verlaufskontrolle. Unter EMB ist die augenärztliche Vorstellung initial und dann alle 4 Wochen nötig [1]. Bei entsprechender Compliance kann die Behandlung der Lungentuberkulose ambulant erfolgen, sofern im Sputum keine vitalen Mykobakterien mehr nachweisbar sind.


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Zitierweise für diesen Artikel

Dtsch Med Wochenschr 2019; 144: 475–476; DOI: 10.1055/a-0778-6635


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Korrespondenzadresse

Dr. med. Benjamin T. Schleenvoigt
Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene
Universitätsklinikum Jena
Am Klinikum 1
07747 Jena
Deutschland   

Publication History

Article published online:
07 December 2022

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Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany


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Abb. 1 a CT-Thorax Nativ: Darstellung der Oberlappen. b Röntgen-Thorax Übersicht.
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Abb. 2 a CT-Thorax Nativ: Darstellung der Oberlappen. b Röntgen-Thorax Übersicht.