TumorDiagnostik & Therapie 2023; 44(06): 389-396
DOI: 10.1055/a-1917-4870
Übersicht
Schwerpunkt

Entitätsagnostische Tumortherapie – Was spricht dafür, was dagegen?

Alexander Desuki
,
Ina Pretzell
,
Michael Kloth
,
Claudia Paret

Das zunehmende Verständnis der Onkogenese sowie die immer umfangreichere Diagnostik ermöglichen zunehmend die Detektion von Mutationen, die für die Tumorentwicklung und Progression relevant sind. Daraus resultierend lassen sich Ansatzpunkte für zielgerichtete Therapien ableiten. Die vorliegende Übersichtsarbeit soll mittels Pro- und Kontra-Abschnitten einen Überblick über die Möglichkeiten, aber auch Limitationen entitätsagnostischer Therapieansätze aufzeigen und einen Ausblick in die Zukunft geben.

Kernaussagen
  • Molekulare Analysen erfolgen zunehmend häufiger und breiter/tiefer bei onkologischen Patient*innen und führen zu einer zunehmenden Identifikation möglicher adressierbarer Zielstrukturen.

  • Molekulare Alterationen lassen sich häufig in verschiedenen Entitäten nachweisen und Ergebnisse der Therapien häufig übertragen.

  • Fusionsproteine lassen sich bereits entitätsagnostisch therapeutisch adressieren, was in Basket-Studien u.a. für NTRK1–3 und RET-Fusionen eindrücklich gezeigt werden konnte.

  • Auch für die Immuntherapie z.B. mit Checkpoint-Inhibitoren existieren prädiktive Biomarker wie MSI-H oder TMB, die ebenfalls eine entitätsagnostische Gültigkeit haben.

  • Interpatient & intertumorale Heterogenität, u.a. durch entitätsspezifische Expressionsmuster, können zu unterschiedlichen Ergebnissen in der Behandlung der gleichen Alterationen unter gleicher Therapie führen und zeigen die Limitation entitätsagnostischer Ansätze auf.

  • Bis dato konnte in prospektiven Studien noch keine Überlegenheit entitätsagnostischer Ansätze im Vergleich zum standardisierten Vorgehen gezeigt werden.

  • Molekulare Tumorboards helfen, den Stellenwert molekularer Alterationen bzgl. ihrer therapeutischen Adressierbarkeit differenziert u.a. mittels spezieller Evidenzlevel zu klassifizieren.

  • Internationale und nationale Initiativen wie nNGM oder DNPM ermöglichen Zugang zu breiten molekularen Analysen und generieren durch strukturierte Nachverfolgung weitere Evidenz in Ergänzung zu klinischen Studien in diesem hochindividualisierten Feld.



Publication History

Article published online:
31 July 2023

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