MSK – Muskuloskelettale Physiotherapie 2022; 26(04): 175
DOI: 10.1055/a-1919-4190
Forschung kompakt

Neuroimmunulogische Reaktionen von Gelenk- und Nervenmobilisationen

Neuroimmunreaktionen scheinen die Hauptursache für die Sensibilisierung des zentralen Nervensystems zu sein. Der positive Einfluss von Gelenk- und Nervenmobilisationen bei neuromuskuloskelettalen Erkrankungen auf diese Sensibilisierung konnte in mehreren Studien mit Menschen und Tieren gezeigt werden. Obwohl Mobilisation ein gängiges Verfahren zur Behandlung von Rücken-, Nacken-, Knie-, Schulter- oder radikulären Schmerzen ist, gibt es bislang keine systematische Übersichtsarbeit oder Meta-Analyse zu deren Auswirkungen auf die Neuroimmunreaktionen bei neuromuskuloskelettalen Erkrankungen, im Vergleich zu Schein- oder keiner Intervention. Aus diesem Grund führten die Forschenden ihr Review durch. In den Ergebnissen der von ihnen eingeschlossenen Studien (fünf Studien mit Menschen und drei mit Tieren) fanden sie Belege dafür, dass Gelenk- und Nervenmobilisationen verschiedene Neuroimmunreaktionen positiv beeinflussen.

Die Forschenden benennen zwei wichtige Ergebnisse ihrer systematischen Übersichtsarbeit: Zum einen, dass die Mobilisation von Gelenken und Nerven die Neuroinflammation im Spinalganglion (DRG) abschwächen kann. Dies zeigt sich in einer Verringerung des proinflammatorischen Zytokins IL-1b und einer Verringerung der nicht neuronalen Zellen, die das DRG umgeben. Das zweite wichtige Ergebnis betrifft die Ebene des Rückenmarks. Hier zeigt sich eine Verringerung des Markers GFAP und ein Anstieg des entzündungshemmenden IL-10 nach Gelenk- und Nervenmobilisationen im Vergleich zu keiner Intervention. Da die meisten Ergebnisse jedoch auf Einzelstudien beruhen, sehen sie die Beweiskraft als gering bis sehr gering an.

Arne Vielitz



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Article published online:
12 September 2022

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