Zusammenfassung
Hintergrund Eine frühe bilaterale Cochlea-Implantat (CI)-Versorgung stellt für kongenital gehörlose Kinder eine günstige Spracherwerbsbedingung dar.
Die vorliegende Studie fokussiert die Wortproduktion dieser Kinder mit einem Vergleich von
Lebens- und Höralter-bezogenen Leistungen und beleuchtet diese bezüglich
Zusatzbeeinträchtigung, Mehrsprachigkeit und Versorgungsalter.
Methodik Die Daten 62 bilateral versorgter Kinder
(Versorgungsalter M=12,1; SD=6,2 Monate) wurden retrospektiv ausgewertet. Die mit dem Aktiven Wortschatztest für 3–5-jährige Kinder – Revision erhobenen
Leistungen wurden hinsichtlich Lebens- und Höralter verglichen. Gruppenvergleiche und
Korrelationsanalysen zu Mehrsprachigkeit, Zusatzbeeinträchtigungen und Versorgungsalter wurden
durchgeführt.
Ergebnisse Die Leistungen waren signifikant besser in der
Beurteilung nach Höralter. Inner- oder oberhalb der Norm lagen hiernach mehr als 50%, für das
Lebensalter rund 37%. Die beobachteten Leistungsunterschiede bei Mehrsprachigkeit und
Zusatzbeeinträchtigung waren nur für beiderlei betroffene Kinder signifikant. Die Leistungen
einsprachiger Kinder ohne Zusatzbeeinträchtigung waren nicht bedeutsam mit dem
Versorgungsalter assoziiert.
Schlussfolgerung CI-versorgte Kinder können im Alter von 3–5
Jahren über einen angemessenen aktiven Wortschatz verfügen. Besondere Herausforderungen
ergeben sich bei Zusatzbeeinträchtigung und Mehrsprachigkeit, welche in fortführenden Studien
genauerer Definitionen bedürfen. Die Auswertung standardisierter Tests nach Lebens- und
Höralter erlaubt eine differenzierte Beurteilung des Entwicklungsstandes. Therapieplanung und
Elternberatung können davon profitieren.
Abstract
Background For congenitally deaf children, an early bilateral
provision with cochlear implant (CI) is a favourable condition for language acquisition. The
objective of the present study was to determine the word production in CI children. The focus
was on a comparison of chronological age and hearing age performance and on the evaluation of
potential effects of multilingualism, additional disabilities and age at provision.
Methods The data of 62 children with bilateral CI (age at
provision in months M=12,1; SD=6,2) were retrospectively analysed. Vocabulary was assessed by
the test Aktiver Wortschatztest für 3- bis 5-jährige Kinder – Revision and compared for
chronological age and hearing age. Group comparisons and correlation analysis was conducted
regarding multilingualism, additional disabilities and age at provision.
Results The cohort performed significantly better when referenced
to hearing age: level were within or above the norm in more than 50%; referenced to
chronological age in around 37%. The descriptive performance differences for multilingualism
and additional disabilities were only significant for children with both characteristics.
Performance of monolingual children without additional disabilities was not significantly
associated with age at provision.
Conclusion CI children may achieve an adequate expressive
vocabulary at the age of 3 to 5 years. Multilingualism and additional disabilities seem to be
particular challenges for CI children and need a more precise definition in further studies.
The use of both chronological and hearing age as reference marks allows a differentiated
assessment of the language status. This may lead to benefits in therapeutic interventions and
parent councelling.
Schlüsselwörter
Cochlea-Implantation - Wortschatz - expressive Sprache - Sprachdiagnostik - Sprachproduktion - Höralter - AWST-R - Mehrsprachigkeit - Zusatzbeeinträchtigung - Sprachentwicklung
Keywords
vocabulary - expressive language - speech production - AWST-R - multilingualism - language assessment