Pneumologie 2022; 76(11): 820-831
DOI: 10.1055/a-1947-3162
Fort- und Weiterbildung

Nicht-invasive außerklinische Beatmung: Pathophysiologie, Einstellung und Kontrolle

Non-invasive Home-Ventilation: Pathophysiology, Initiation and Follow-up
Jens Spiesshoefer
,
Jan Hendrik Storre
1   Klinik für Pneumologie und Internistische Intensivmedizin; Uniklinik RWTH Aachen,
,
Michael Dreher
1   Klinik für Pneumologie und Internistische Intensivmedizin; Uniklinik RWTH Aachen,
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Die nichtinvasive Beatmung (NIV) kann effektiv das Typ-II-hyperkapnische Atemversagen therapieren. Vor allem bei Patienten mit chronisch-obstruktiven oder thorakal-restriktiven Lungenerkrankungen oder neuromuskulären Erkrankungen liegt der Hyperkapnie eine chronisch oder akut geschwächte Atemmuskelpumpe zugrunde. Der Beitrag erklärt die relevanten Befunde sowie Indikation, Einleitung und Verlaufskontrollen der NIV.

Abstract

COPD is the most common reason for hypercapnia. However, it is – by far – not the only reason. In fact, numerous neuromuscular disorders (not only ALS) as well as restrictive thoracic disorders do also lead to clinically highly relevant hypercapnia. Early diagnosis of hypercapnic ventilatory failure usually takes place at nighttime. NIV devices work with a periodic interplay of alternating IPAP and EPAP which results in a ventilation of the lungs, thereby elimination CO2 to treat hypercapnic respiratory failure. Firstline settings for a NIV therapy to treat “stable hypercapnia” are as follows: Pressure Support Ventilation Modus, EPAP 5 cm H2O, IPAP 15 cm H2O, Back Up rate 15/Minute. The overall goal of NIV treatment is a successful reduction in CO2. This can be achieved by changing the following variables of the ventilator settings: increase in IPAP ± increase in back up respiratory rate ± use of assisted pressure controlled ventilation mode (APCV)–.

Kernaussagen
  • Die COPD ist der häufigste Grund einer chronischen Hyperkapnie, bei Weitem jedoch nicht der einzige. Eine Vielzahl an NME (und nicht nur die ALS) wie auch thorakal-restriktive Erkrankungen und das Obesitas-Hypoventilationssyndrom führen ebenfalls häufig zu einer klinisch relevanten Hyperkapnie.

  • Eine frühzeitige Diagnostik des hyperkapnischen Atemversagens ist in der Nacht während des Schlafs möglich.

  • Neben der Hyperkapnie am Tag ermöglicht die Diagnostik eines nächtlichen hyperkapnischen Atemversagens die Indikationsstellung für eine NIV-Therapie.

  • NIV-Geräte funktionieren durch ein Wechselspiel zwischen IPAP und EPAP, was eine Be- und Entlüftung der Lunge bewirkt und somit das Abatmen von CO2 unterstützt.

  • Eine bewährte Ersteinstellung einer NIV-Therapie zur Behandlung einer chronischen Hyperkapnie ist der „Pressure-Support-Ventilation-Modus“: EPAP 5 cmH2O, IPAP 15 cmH2O, Back-up-Rate 15/Minute.

  • Endpunkt einer erfolgreichen NIV-Therapie ist die erfolgreiche Senkung des pCO2. Um dies erreichen zu können, müssen u.a. folgende Einstellungen am NIV-Gerät vorgenommen werden: Erhöhung des IPAP ± Erhöhung der Back-up-Atemfrequenz (bis zu 20/Minute) ± Vorgabe einer festen Inspirationszeit.



Publication History

Article published online:
16 November 2022

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