Zahnmedizin up2date 2022; 16(05): 441-455
DOI: 10.1055/a-1961-5828
Varia

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Interaktionen wichtiger zahnärztlicher Wirkstoffe

Frank Halling
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Die zahnärztliche Arzneimitteltherapie wird durch 3 Medikamentengruppen bestimmt: Antibiotika, Analgetika und Lokalanästhetika. Obwohl in der Zahnmedizin nur relativ wenige Wirkstoffgruppen angewendet werden, sind unerwünschte Arzneimittelwirkungen, Wechselwirkungen und Interaktionen mit anderen Medikamenten möglich und durchaus komplex. Vor allem geriatrische und multimorbide Patienten mit umfangreicher Dauermedikation stellen für jede zahnärztliche Praxis eine pharmakotherapeutische Herausforderung dar. Da diese Patientengruppe aufgrund des demografischen Wandels deutlich zunehmen wird, ist eine ständige Aktualisierung pharmakologischer Zusammenhänge auch in der Zahnmedizin unabdingbar.

Kernaussagen
  • In Zukunft muss auch in den zahnärztlichen Praxen mit einer Zunahme älterer und vulnerablerer Patienten gerechnet werden. Diese Patienten haben ein erhöhtes Risiko für UAW und Arzneimittelinteraktionen.

  • Obwohl sich die zahnärztliche Arzneimitteltherapie nur auf wenige Medikamentengruppen beschränkt, sind zahlreiche Neben- und Wechselwirkungen möglich ([Tab. 3]).

  • Veränderungen der Pharmakokinetik treten besonders häufig bei älteren und multimorbiden Patienten auf. Diese betreffen neben der Arzneimittelresorption den Wirkstoffmetabolismus und die renale oder hepatische Elimination. Zudem ist durch eine Abnahme des Gesamtkörperwassers der Verteilungsraum deutlich kleiner.

  • Je mehr Medikamente der Patient gleichzeitig einnimmt, desto höher ist die Anzahl der möglichen Wechselwirkungen.

  • Die Risiken bei der Einnahme von Antibiotika entstehen hauptsächlich durch die Beeinflussung der Darmflora und die Ausbildung einer Allergie.

  • Bei den Schmerzmitteln haben die NSAR das höchste Potenzial für UAW und Wechselwirkungen. Besondere Vorsicht gilt bei Patienten mit Bluthochdruck und Antikoagulation.

  • Zwischenfälle bei Lokalanästhetika sind selten, betreffen aber überwiegend die Adrenalinwirkungen. Die Anwendung adrenalinreduzierter oder -freier Lokalanästhetika ist deshalb empfehlenswert.

  • Die zahnärztliche Arzneimitteltherapie muss sich strikt an der individuellen Patientensituation und den behandlungsspezifischen Erfordernissen ausrichten.



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Article published online:
18 November 2022

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