Aktuelle Dermatologie 2023; 49(12): 575-584
DOI: 10.1055/a-1973-3084
CME-Fortbildung

Kindliche angeborene melanozytäre Nävi

Infantile congenital melanocytic nevi
Lukas Kofler
1   Hautzentrum skin more MVZ GmbH, Biberach a.d.R.
2   Zentrum für Seltene Hauterkrankungen, Universitäts-Hautklinik Tübingen, Tübingen
3   Studienzentrum Operative Dermatologie, Universitäts-Hautklinik Tübingen, Tübingen
› Institutsangaben

Kongenitale melanozytäre Nävi sind angeborene, grundsätzlich gutartige Hamartome der Haut von unterschiedlicher Größe, Farbe und Lokalisation. Neben einem konservativen Vorgehen mit regelmäßigen Kontrollen sind – neben der absoluten Indikation eines Malignitätsverdachts – eine funktionelle Einschränkung sowie die Vermeidung einer Stigmatisierung relevante Therapieindikationen. Für die chirurgische Behandlung stehen neben Gewebeexpandern, lokalen Lappen und Transplantaten vor allem serielle Exzisionen zur Verfügung. Darüber hinaus spielt die psychologische Unterstützung der Patienten und ihrer Eltern eine wichtige Rolle.

Abstract

Congenital melanocytic nevi are congenital, basically benign hamartomas of the skin. They are caused by prenatal mutations and show a wide spectrum of different size, colour and localization. In addition to a conservative approach with regular clinical controls, a functional limitation as well as the prevention of stigmatization are relevant therapy indications besides the absolute indication of a suspected malignancy. For surgical therapy, various techniques are available, which include tissue expanders, local flaps and transplants, but primarily serial excisions (for example the so-called power-stretching technique). In addition, the psychological support of patients and their parents plays an important role.

Fazit

Take Home Message

Kongenitale melanozytäre Nävi treten über alle Größen hinweg bei ca. 1% aller lebendgeborenen Neugeborenen auf; große Nävi bzw. kongenitale Riesennävi sind deutlich seltener.

Fazit

Take Home Message

Kongenitale Nävi werden durch verschiedene Klassifikationssysteme nach Größe bzw. der Anzahl an Satellitennävi bzw. Begleitnävi eingeteilt.

Fazit

Take Home Message

Das Risiko für eine maligne Transformation ist bei kongenitalen melanozytären Nävi höher als bei anderen Nävi und steigt an mit der Größe des Befundes bzw. weiteren Faktoren wie Lage und Anzahl der Satellitennävi bzw. Begleitnävi sowie unregelmäßige Form.

Fazit

Take Home Message

Kongenitale melanozytäre Nävi können eine erhebliche psychische Belastung für Betroffene bzw. deren Eltern darstellen. Insbesondere bei großen Befunden an gut sichtbaren Körperstellen ist das Stigmatisierungspotenzial erheblich. Der psychologischen Beratung und Begleitung von Betroffenen kommt daher ein großer Stellenwert zu; sie sollte in der Therapieplanung bereits initial integriert werden.

Fazit

Take Home Message

Die operative Therapie kongenitaler Nävi umfasst ein breites Spektrum verschiedener Techniken, wobei ein früher Therapiebeginn mit guten ästhetischen und funktionellen Ergebnissen sowie einer hohen Patientenzufriedenheit assoziiert ist.

Kernaussagen
  • Bei kongenitalen melanozytären Nävi (CMN) handelt es sich um angeborene, prinzipiell benigne Hamartome der Haut.

  • I.d.R. werden CMN klinisch durch klinische Inspektion diagnostiziert.

  • Die Behandlungsmöglichkeiten für CMN sind von mehreren Faktoren abhängig, darunter

    • Größe und Lage des Nävus,

    • das individuelle Risiko von Melanomentwicklung,

    • Stigmatisierung,

    • Präferenzen des Patienten bzw. der Eltern.

  • Eine möglichst frühe operative Therapie hat Vorteile hinsichtlich der zu resezierenden Fläche und Wundheilung.

  • Die Entscheidung über die Behandlung eines kongenitalen melanozytären Nävus muss individuell getroffen werden; die potenziellen Vorteile und Risiken jeder Option müssen berücksichtigt und mit dem Patienten bzw. den Eltern besprochen werden.

  • Patienten mit CMN sollten eine regelmäßige Nachsorge erhalten, um einerseits Anzeichen einer malignen Transformation, aber auch postoperative Komplikationen oder eine Repigmentierung nach unvollständiger Resektion zu erkennen.

  • Die psychische Belastung von Patienten mit CMN bzw. deren Eltern ist teils erheblich und muss im Behandlungskonzept berücksichtigt werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
13. Dezember 2023

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