ergopraxis 2023; 16(04): 16-18
DOI: 10.1055/a-1975-5687
Wissenschaft

Internationale Studienergebnisse

Individuelle Hilfe für Jugendliche mit geistiger Behinderung – Allgemeiner Arbeitsmarkt

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Jugendliche mit einer geistigen Behinderung profitieren von der unterstützten Beschäftigung.© Vitalii Vodolazskyi/stock.adobe.com

Die individuelle Unterstützung durch Jobcoaches, Arbeitgeber*innen, Kolleg*innen und die Familie hilft Jugendlichen mit geistiger Behinderung beim Einstieg in ein Beschäftigungsverhältnis auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Zu diesem Ergebnis kommen die Ergotherapeutin Madri Engelbrecht (Organisation Altitude Supported Employment) und ihre Kolleginnen Lana van Niekerk von der Stellenbosch-Universität Matieland, Südafrika sowie Lynn Shaw von der Dalhousie-Universität Halifax, Canada.

Die Forscherinnen untersuchten in einer qualitativen Studie, wie ein südafrikanisches Arbeitsübergangsprogramm für Jugendliche mit geistiger Behinderung die Occupational Justice (Betätigungsgerechtigkeit) im Bereich der Arbeit fördert. Die Forschungsgruppe sammelte mit verschiedenen Methoden Daten für die Untersuchung. Sie führten zum Beispiel Tiefeninterviews mit den Programmleiter*innen, Jobcoaches und Arbeitgeber*innen durch. Sie schlossen auch die Perspektive der beschäftigten und arbeitslosen Jugendlichen im Rahmen von Fokusgruppen ein. Während des Arbeitsübergangsprogramms erhielten die Jugendlichen individuelle Unterstützung von Jobcoaches, Kolleg*innen, Arbeitgeber*innen oder der Familie. Zu den Aufgaben des Jobcoaches gehörten unter anderem die Beschaffung und Verhandlung von Beschäftigungsmöglichkeiten sowie die Sensibilisierung und Aufklärung von Arbeitgeber*innen in Bezug auf Arbeitnehmer*innen mit einer geistigen Behinderung. Der Jobcoach baute bei der Arbeit mit den Jugendlichen eine direkte Beziehung zu ihnen auf und unterstützte sie auch beim Übertragen von theoretischem Wissen auf den Arbeitsplatz. Die beschäftigten und arbeitslosen Jugendlichen berichteten, dass ihre Familien zu ihrer Motivation beitragen können, sich zum Beispiel bei dem Programm anzumelden. Die Jugendlichen beschrieben auch die Zusammenarbeit mit Kolleg*innen, die ebenfalls eine Behinderung haben, bei den verschiedenen Arbeitsaufgaben als förderlich, da sie sich von ihnen verstanden fühlten. Die Analyse der erhobenen Daten zeigte, dass die individuelle Begleitung der Jugendlichen im Rahmen einer „unterstützten Beschäftigung“ (Supported Employment) eine nachhaltige Partizipation auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglicht und das Ausführen von bedeutungsvoller Arbeit fördert.

Die Forschenden schlussfolgern, dass eine unterstützte Beschäftigung effektiv ist, um die Occupational Justice für Jugendliche mit einer geistigen Behinderung im Bereich der Arbeit zu fördern.

ms

J Occup Sci 2022; DOI:10.1080/14427591.2022.2146159



Publication History

Article published online:
04 April 2023

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