„Filme sind der Spiegel der bestehenden Gesellschaft“
[1], so der Journalist, Soziologe und Filmtheoretiker Siegfried Kracauer
(1889–1966). Der vermutlich erste (Stumm-)Film, der sich dem Thema Geburtenkontrolle und Schwangerschaftsabbruch widmete, erlebte am 16. April 1916 im New Globe Theater in New York seine
Premiere: „Where Are My Children?“ entstand nach einem Drehbuch des Ehepaars Lois Weber und Phillips Smalley in den Universal Studios. Regie führte Lois Weber (1879–1939), eine der ersten
Filmregisseurinnen überhaupt. Obwohl der Film z. B. in Pennsylvania verboten wurde, spielte er 3 Mio. Dollar ein und fand in den Vereinigten Staaten ein großes Publikum [2]. 2014 legten Sisson und Kimport ihre Analyse von amerikanischen Kino- und Fernsehfilmen zum Thema Schwangerschaftsabbruch für den Zeitraum
1916 bis 2013 vor [3]. Dies war die erste Bestandsaufnahme und systematische Analyse von Filmplots zum Schwangerschaftsabbruch im
US-Film und -Fernsehen seit Beginn des amerikanischen Kinos. Für Deutschland resp. die DDR und die Bundesrepublik steht eine solche, sicher interessante Auswertung noch aus. Ob die
Ergebnisse des aktuell noch laufenden wissenschaftlich-künstlerischen Forschungsprojekts von F. Kabisch, die sich explizit der queer-feministischen Perspektive verschrieben hat [4], diese Lücke schließen werden, wird sich zeigen.