Dtsch Med Wochenschr 2023; 148(11): 671-677
DOI: 10.1055/a-1992-1440
Dossier

Kopfschmerzen in der Hausarztpraxis

Headache in the general practice
Sönke Freischmidt

Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten Beratungsanlässen in der Allgemeinmedizin [1]. Von mehr als 350 bekannten Kopfschmerzentitäten sind in der Hausarztpraxis besonders häufig Kopfschmerzen vom Spannungstyp und die Migräne anzutreffen. Auch der Medication Overuse Headache (MOH) ist oft vertreten, wird jedoch nur selten diagnostiziert. Fokus dieses Artikels sollen die Diagnostik und Therapie dieser drei Kopfschmerzformen sein.

Abstract

Headaches are one of the most frequent causes of consultations in general practice. Of more than 350 known headache tendencies, tension-type headache and migraine are particularly common in general practice. Medication overuse headache (MOH) is also common but rarely diagnosed. The medical consultation with a targeted anamnesis is the cornerstone of the diagnosis and correct classification. A detailed neurological examination completes the basic diagnosis. Additional laboratory and instrumental diagnostics follow in cases of atypical headache or clinical suspicion of secondary headache. This article focuses on the diagnosis and treatment of Tension-type Headache, migraine and Medication Overuse Headache.

Kernaussagen
  • Spannungskopfschmerzen sollten nur ausnahmsweise akutanalgetisch behandelt werden.

  • Mischanalgetika sollten aufgrund der großen Gefahr, einen MOH zu entwickeln, gemieden werden.

  • Zur Vermeidung eines MOH sollten Analgetika und Triptane an maximal 10 Tagen pro Monat eingesetzt werden. Bei drohendem MOH ist eine (prophylaktische) Analgetikapause für die nächste Migräneattacke sinnvoll.

  • Die Attackenmedikation bei Migräne sollte möglichst früh in ausreichender Dosis und passender Darreichungsform eingesetzt werden (Entscheidungshilfe: Triptanschwelle und Triptantabelle). Ggf. sollte eine begleitende antiemetische Therapie erfolgen.

  • Nicht medikamentöse und medikamentöse Prophylaktika haben einen hohen Stellenwert in der Therapie chronischer Kopfschmerzen. Die Auswahl sollte individuell und mit dem Patienten getroffen werden und erreichbare Therapieziele kommuniziert werden.

  • Wichtig ist das Führen eines (digitalen) Kopfschmerzkalenders.



Publication History

Article published online:
22 May 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany