Zusammenfassung
Aktuelle Versorgungsstudien zeigen eine alarmierende Zunahme lebensstilassoziierter kardiovaskulärer Risikofaktoren (wie Adipositas und körperliche Inaktivität) in der Bevölkerung; eine
Verstärkung dieser Entwicklung ist durch die Coronapandemie zu befürchten. Aufklärungsmaßnahmen (insbesondere in Bevölkerungsschichten mit niedrigem sozioökonomischen Status) sowie
konsequentes politische Handeln (z. B. beim Nichtraucherschutz oder bei der Steuerung von Ernährungsverhalten) sind deshalb von großer Wichtigkeit.
Für die Risikostratifikation und Früherkennung von kardiovaskulären Erkrankungen bei einzelnen Personen empfehlen die aktuellen europäischen Leitlinien SCORE2 unter Beachtung von
Risikomodifikatoren (Bildgebung mit Karotis-Ultraschall oder Kardio-CT, psychosoziale und ethnische Faktoren, Begleiterkrankungen). Zukünftig werden voraussichtlich deutlich komplexere
Methoden der Risikostratifikation zur Verfügung stehen (insbesondere Genetik und künstliche Intelligenz), die aber derzeit noch nicht für den Routineeinsatz empfohlen werden.
In der Nachsorge von Patienten mit manifesten Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht ein großer Verbesserungsbedarf zur nachhaltigen Einstellung der Risikofaktoren. Aktuelle Studien haben die
Effektivität von intensiven Langzeit-Präventions-Programmen nachgewiesen, die durch Präventions-Assistent*innen mit ärztlicher Supervision durchgeführt werden. Deshalb wurde im letzten Jahr
ein deutschlandweit standardisiertes Curriculum zur Ausbildung von kardiovaskulären Präventions-Assistent*innen eingeführt, die nun in der Praxis die präventivmedizinische Nachsorge der
Patienten*innen verbessern können.
Abstract
In recent health care studies an alarming increase of lifestyle-associated risk factors (such as obesity and physical inactivity) was observed in general population; the corona pandemic
will increase this development. Therefore, better educational efforts (particularly in populations with low socioeconomic status) and governmental measures (e.g. smoking prevention and
regulations for healthy diet) are needed.
For cardiovascular screening and risk stratification in individuals, the European guidelines recommend SCORE2 and risk modifiers (imaging by carotid ultrasound or coronary computer
tomography, psychosocial and ethnic factors, comorbidities). More complex tools of risk stratification (including genetics, artificial intelligence) can be expected in the future; however,
they are currently not recommended for routine use.
In most patients with cardiovascular diseases long-term risk factor control does not meet the targets of international guidelines. Intensive prevention programs, performed by prevention
assistants under physician supervision, have demonstrated in clinical studies that they are effective to improve risk factor control and reduce events as well as costs. Therefore, a
curriculum for cardiovascular prevention assistance was introduced in the last year in Germany as a standard of education for prevention assistants, who can now improve long-term prevention
efforts in clinical practice.
Schlüsselwörter
Lebensstil-Modifikationen - Screening - SCORE2 - Präventions-Programme - kardiovaskuläre Präventions-Assistenz
Keywords
screening - SCORE2 - prevention programs - cardiovascular prevention assistance - lifestyle modifications