Key words
angiography - interventional procedures - renal angiography - transplantation
Einleitung
Die Nierentransplantation (NTX) ist die Behandlung der Wahl bei Nierenerkrankungen
im Endstadium [1]. Die Hauptindikation zur Nierentransplantation im Erwachsenalter ist die chronische
Nierenkrankheit, während bei Kindern die zystische Nierenkrankheit die häufigste Ursache
darstellt [1]. In Deutschland warten rund 7.000 Patienten auf eine Nierentransplantation, welche
an 38 Transplantationszentren durchgeführt wird [1]. Im Jahr 2021 wurden in Deutschland 1.929 Nieren transplantiert, davon waren 475
Nierenlebendspenden. Die Anzahl an postmortalen Organspenden im Jahr 2020 betrug 1.517
[1].
Patienten, die eine Nierentransplantation erhalten, haben eine signifikant erhöhte
Lebensqualität und -erwartung im Vergleich zu Patienten unter dauerhafter Dialysebehandlung
[2]
[3]. Ein wichtiger Bestandteil des langfristigen Überlebens von Patienten und Transplantaten
nach einer Nierentransplantation ist die frühzeitige Diagnosestellung, das Management
und vor allem die Prävention von Komplikationen. Nicht nur für die optimale Versorgung
frisch transplantierter Patienten, sondern auch für die Nachsorge im Langzeitverlauf
ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Radiologen, Transplantationschirurgen
und Nephrologen wichtig, um sowohl internistisch-nephrologische, immunologische und
chirurgische Komplikationen zu erkennen, zu verstehen und adäquat zu therapieren.
Das steigende Alter von Spendern und Empfängern, die zunehmenden Komorbiditäten der
Empfänger und immer längeren Dialysezeiten sowie eine wachsende Anzahl von transplantierten
Patienten stellen neue Herausforderungen an die behandelten Ärzte [4].
Komplikationen nach einer Nierentransplantation werden in vaskuläre und nicht vaskuläre
Komplikationen unterteilt und treten bei 12 bis 20 % der Patienten auf [5]. Zu den häufigen nicht vaskulären Komplikationen zählen Harnleiterobstruktion, Harnleiterinsuffizienz,
Flüssigkeitsansammlungen am Transplantat, Hämatome, Urinome, Abszesse, Lymphozelen
und Transplantatabstoßung.
Harnleiterobstruktion oder -stenose werden in Abhängigkeit ihres Auftretens nach Transplantation
als früh (< 3 Monate) oder spät (> 3 Monate) eingestuft und werden mittels Schienung
versorgt. Frühe Harnleiterobstruktionen sind in der Regel auf mechanische Ursachen
wie Knickbildung, Ödeme, Blutgerinnsel oder Restriktionen in der Submukosa zurückzuführen
und treten meist an der uretero-vesikalen Verbindung auf [6]. Eine urethrale Ischämie ist die häufigste Ursache für eine späte Harnwegsobstruktion
und tritt häufig im Bereich des distalen Ureters auf.
Urinleckagen als frühe Komplikation nach einer Nierentransplantation sind auf eine
Ischämie, Anastomosendefekte, andere chirurgische Komplikationen oder manchmal auf
eine Ruptur des Harnsammelsystems proximal der Ureterobstruktion zurückzuführen [7]
[8].
Flüssigkeitsverhalte am Transplantat treten häufig nach einer Nierentransplantation
(bis zu 50 %) auf. Allerdings werden sie in nur 15 bis 20 % klinisch signifikant (Lymphozelen,
Hämatome, Abszesse und Urinome) [9]
. Während Hämatome, Abszesse und Urinome typischerweise früh in der postoperativen
Phase auftreten, dauert es bei Lymphozelen häufig länger, bis sie sichtbar werden
[10]. Im Allgemeinen kann sich jede perioperative Flüssigkeitsansammlung, insbesondere
große Hämatome, infizieren und zu einem retroperitonealen Abszess mit typischen klinischen
Symptomen wie Fieber, Schmerzen und Leukozytose führen. Abszesse sollten umgehend
entlastet werden (je nach Lokalisation und Größe minimalinvasiv mittels Drainage oder
operativ).
Neben den nicht vaskulären Komplikationen stellen insbesondere die vaskulären Komplikationen,
die Gegenstand dieses Artikels sind, mit bis zu 25 % eine relativ häufige, aber gut
therapierbare Ursache für Transplantatversagen dar [5]. Zu den vaskulären Komplikationen gehören Nierenarterienstenosen, Gefäßthrombosen
der Arterien und Venen sowie arterielle Verletzungen wie arteriovenöse Fisteln (AVF),
Pseudoaneurysmen oder Dissektionen.
Die interventionelle Radiologie spielt eine Schlüsselrolle bei der minimalinvasiven
Behandlung von postoperativen vaskulären Komplikationen nach Nierentransplantationen,
um die Morbidität zu senken und die Transplantatfunktion zu schützen [11].
Ziel dieses Artikels ist es, dem Leser einen Überblick über Indikation und Durchführung
interventioneller Verfahren und Techniken bei vaskulären Komplikationen nach einer
Nierentransplantation zu geben.
Anatomie
Im Hinblick auf die Art und Häufigkeit der auftretenden Komplikationen ist das Verständnis
der operativen Details entscheidend. Vor jedem Eingriff an den Gefäßen oder an Strukturen
des Harntrakts ist es daher zwingend erforderlich, sich über die Art des Organtransplantats
(post-mortem oder Nierenlebendspende) und die verwendete arterielle Anastomose, die
Art der venösen Anastomose und die der urologischen Anastomose zu informieren [12]
[13].
Die meisten Nieren-Organtransplantate werden in der rechten oder linken Fossa iliaca
platziert ([Abb. 1a]). Die rechte Fossa iliaca wird aufgrund der oberflächlichen Lage der iliakalen Gefäße
für die Anastomose bevorzugt. Bei bestehenden Gefäßunregelmäßigkeiten, wie Stenosen,
Verkalkungen oder anderen anatomischen Normvarianten der bilateralen Beckengefäße,
kann für die Anastomose das Nierentransplantat auch intraperitoneal platziert werden
[14]. Bei der Anastomose der Transplantatnierenarterie handelt es sich in den meisten
Fällen um eine End-zu-Seit-Anastomose zwischen der Transplantationsarterie und der
Arteria iliaca externa des Empfängers [15]. Seltener wird eine End-zu-End-Anastomose zwischen der Transplantatarterie und der
Arteria iliaca interna angelegt ([Abb. 1b]) [15]. Bei postmortalen Organspenden wird die Nierenarterie des Spenders zusammen mit
einem Teil der Aorta (Carrel-Patch) i. d. R. an die A. iliaca externa des Empfängers
in einer End-zu-Seit-Anastomose angeschlossen ([Abb. 1c]) [15]. Ein Abweichen von den klassischen Anastomosenarten ist natürlich möglich (beispielsweise
bei dominanten Polarterien des Spenders) und muss zum Zeitpunkt der Behandlungsplanung
beachtet werden.
Abb. 1 Möglichkeiten der unterschiedlichen NTX-Anastomosen. a. Transplantniere in der linken Fossa iliaca mit End-zu-Seit arterieller und venöser
Anastomose zwischen den Transplantatgefäßen und der Arteria und Vena iliaca externa.
b. End-zu-End-Anastomose der Transplantatnierenarterie und der A. illiaca interna.
c. Carrel-Patch an die A. iliaca externa in einer End-zu-Seit-Anastomose.
Allogene Transplantate, Venen-Interponate oder synthetische Bypässe werden verwendet,
um kurzstreckige oder geschädigte Nierengefäße anzuschließen. Bei einer intraperitonealen
Transplantation werden arterielle und venöse Anastomosen End-zu-Seit mit der Aorta
bzw. der Vena cava inferior angelegt.
Die Venenanastomose wird meist als End-zu-Seit-Anastomose zwischen der Transplantatnierenvene
und der Vena iliaca externa des Empfängers angelegt.
Die Harnleiteranastomose wird in der Regel durch Implantation des transplantierten
Harnleiters in die Harnblase durch einen Muskeltunnel in der Blasenwand (Ureterneozystostomie)
geschaffen. Alternativ werden Anastomosen zwischen dem Harnleiter der Spenderniere
und dem ipsilateralen Empfängerharnleiter (Ureteroureterostomie) oder zwischen dem
Nierenbecken der Spenderniere und dem ipsilateralen Empfängerharnleiter (Ureteropyelostomie)
angelegt. Letzteres ist wahrscheinlicher, wenn die Länge des Transplantatsharnleiters
nicht ausreicht, um die Harnblase zu erreichen, oder wenn das Nierentransplantat eine
Harnleiterobstruktion aufweist.
Diagnostische Abklärung
Die Duplexsonografie ist das Mittel der Wahl für die Beurteilung von Transplantatgefäßen
in der frühen postoperativen Phase. Auch im Langzeitverlauf erfolgen regelmäßige duplexsonografische
und laborchemische Kontrollen der Nierenretentionswerte [16]. Folgende Werte werden für eine Beurteilung der Transplantatgefäße ermittelt: Systolische
Spitzengeschwindigkeit zur Bestimmung der maximalen Flussbeschleunigung in der Transplantatarterie,
intrarenale Flussprofile und Widerstandsindex (RI = systolischer Spitzengeschwindigkeit
– diastolische Spitzengeschwindigkeit/systolische Spitzengeschwindigkeit) der intrarenalen
Arterien. Vaskuläre Komplikationen werden mit der Duplexsonografie regelhaft erkannt.
Eine Schnittbilddiagnostik mittels CT oder MRT wird bei auffälliger Duplexsonografie
durchgeführt, um auffällige Befunde zu validieren und Therapien zu planen. Eine Schnittbilddiagnostik,
insbesondere mittels MRT, kann zu einer Überschätzung des Stenosegrades führen; hier
kann eine Angiografie mit Möglichkeit der Druckmessung das diagnostische Spektrum
sinnvoll erweitern.
Das Risiko einer kontrastmittelinduzierten Nephropathie (CI-AKI) ist bei Patienten
mit verschlechterter Nierenfunktion erhöht [17]
[18]. Laut dem Komitee für Kontrastmittelsicherheit der European Society of Urogenital
Radiology (ESUR) ist das Risiko einer CI-AKI bei nierentransplantierten Patienten
nicht höher als bei nicht transplantierten Patienten, die Gesellschaft rät aber zu
besonderer Vorsicht bei diesen Patienten, um das Transplantat bestmöglich zu schützen
[19]
[20]. In der klinischen Praxis wird jedoch weiterhin davon ausgegangen, dass das Risiko
einer Nierenschädigung mit der Dosis des injizierten Kontrastmittels steigt, was insbesondere
bei nierentransplantierten Patienten zu berücksichtigen ist [21]
[22].
Auf der Grundlage neuerer retrospektiver Studien [23]
[24]
[25]
[26] scheint das Risiko einer kontrastmittelinduzierten Nephropathie nach intravenöser
und intraarterieller Kontrastmittelgabe mit Second-Pass-Nierenexposition ähnlich hoch
zu sein. Die ESUR betrachtet jedoch hohe Kontrastmittelinjektionen, die intraarteriell
mit einer First-Pass-Nierenexposition verabreicht werden, als einen Risikofaktor für
CI-AKI [19]
[20].
Arterielle Stenosen nach Nierentransplantation
Arterielle Stenosen nach Nierentransplantation
Transplantatnierenarterien-Stenose (TRAST)
Eine Nierenarterienstenose nach einer Nierentransplantation ist eine häufige Komplikation
mit einer Inzidenz von 3 %–12,5 % (bis zu 25 %) und multifaktorieller Ätiologie [27]
[28]
[29]
[30]
[31]
[32]. Patienten mit einer Stenose der Transplantatarterie können asymptomatisch sein
oder eine therapieresistente Hypertonie mit oder ohne Transplantatdysfunktion aufweisen.
Die häufigste Ursache für eine Nierenarterienstenose sind chirurgische Komplikationen
der Gefäßanastomosen, aber auch Gefäßverletzungen oder Intimadissektionen durch Gefäßklemmen
[33]
[34]. Eine höhere Inzidenz besteht bei End-zu-End-Anastomosen und bei postmortalen Organspenden.
Eine Intimahyperplasie, eine extrinsische Kompression aufgrund fibrotischer Gewebsvermehrung
oder eine mechanische Knickbildung der Nierenarterie können ebenfalls die arterielle
Durchblutung der Transplantatniere reduzieren. Gefäßverletzungen oder Klemmschäden
sowie arterielle Knickbildungen/ Torsionen werden oft früh nach der Transplantation
diagnostiziert und stehen dann meist mit der Operationstechnik in Zusammenhang [11]. Atherosklerotische oder immunvermittelte Gefäßveränderungen sowie Intimahyperplasien
treten im Verlauf nach Nierentransplantation auf. Die Schwellenwerte für behandlungsbedürftige
Stenosen werden von der „Society of Interventional Radiology“ definiert und sind in
[Tab. 1] aufgeführt [11]
[35].
Tab. 1
Diagnostische Kriterien therapierelevanter Nierenarterienstenosen (modifiziert nach:
Kolli and LaBerge [6]: Imaging Criteria for the Diagnosis of Transplant Renal Artery Stenosis, in Interventional
Management of Vascular Renal Transplant Complications, basierend auf Nikolic, Rose,
Ortiz, et al. [41].
|
Modalität
|
Schwellenwert
|
|
Duplexsonografie
|
Transplantatarterie:
-
Systolische Spitzengeschwindigkeit gemessen bei Einschallwinkel < 60°: > 2,5 m/s
-
Verbreiterung des Frequenzbandes mit kompletter Füllung des systolischen Fensters
im Spektraldoppler
-
Quotient aus systolischer Spitzengeschwindigkeit in der A. iliaca / systolische Spitzengeschwindigkeit
in der Transplantatarterie > 3,5
Intraparenchymale Arterien:
-
Verzögerte Accelerationszeit = Zeit in Sekunden bis zur Erreichung der Spitzengeschwindigkeit
(> 0,1 s)
-
Intrarenales Flussprofil: „Parvus et tardus“-Wellenformen
-
Resistance Index RI < 0,55
|
|
CT-/MR- Angiografie
DSA
|
|
|
Invasive Druckmessungen
|
-
Systolischer Druckgradient > 10 %
-
Druckdifferenz über der Stenose Spitzenwert ≥ 20 mmHg bzw. mittlere Differenz ≥ 10 mmHg (gemessen mit einem 5F-Diagnostik-Katheter
oder einer Messsonde
-
Hyperämischer systolischer Gradient > 21 mmHg, nach selektiver Injektion eines Vasodilatators
-
Druckverhältnis < 0,9 zwischen der Hauptnierenarterie distal der Stenose und der Aorta
|
Die primäre Behandlung einer Transplantatarterienstenose besteht in einer perkutanen
transluminalen Angioplastie (PTA) [33]
[34]. Die berichteten technischen Erfolgsraten für die PTA von Nierenarterienstenosen
liegen zwischen 60–94 %, mit einer Komplikationsrate von 0–8,3 % [36]. Die Restenoserate in einem Beobachtungszeitrum von 36 Monaten wird auf 10–12 %
der Patienten geschätzt [37]
[38]. Die langfristige Überlebensrate von Patienten nach endovaskulärer Behandlung von
Nierenarterienstenosen ist ähnlich wie bei Patienten ohne Stenose [38]. In der Studie von Patel et al. [38] konnte in einem mittleren Nachbeobachtungszeitraum von 10,6 Jahren gezeigt werden,
dass es nach der Angioplastie einer TRAST mittels Ballon- oder Stent-Angioplastie
zu einer langfristigen Senkung sowohl des Blutdrucks als auch der Nierenretentionsparameter
sowie zu einer vergleichbaren Transplantatfunktion und Patientenüberleben kommt wie
bei Patienten ohne TRAST.
Die aktuelle Literatur deutet darauf hin, dass die primäre Stent-PTA ([Abb. 2]) im Vergleich zur Ballon-PTA zu niedrigeren Restenoseraten führt [39]
[40]
[41]
[42]
[43]
[44]. Beide Verfahren zeigen hinsichtlich der Komplikationsrate keinen Unterschied. In
einer retrospektiven Metaanalyse zu arteriosklerotischen Nierenarterienstenosen war
die Senkung des Blutdrucks nach Stent-PTA besser als nach PTA. Die Verbesserung der
Nierenfunktion war allerdings schlechter, was aber möglicherweise einem vermehrten
Einschluss von Patienten mit Niereninsuffizienz in den Studien mit Stent-PTA in dieser
Metaanalyse zugeschrieben werden kann [41].
Abb. 2 (a–d): Relevante Stenose der Transplantatnierenarterie bei einem 44-jährigen Patienten
nach Nierenlebendspende bei autosomal rezessiver polyzystischer Nierenerkrankung.
Bei erhöhtem Serumkreatininwert wurde am gleichen Tag eine Duplexsonografie durchgeführt,
in der eine verzögerte Perfusion der transplantierten Niere gesehen wurde. a. Cinematic Rendering VRT zeigt die Transplantatniere in der rechten Fossa iliaca
b. Coronare Reformation einer CT-Angiografie mit Nachweis einer subtotalen Stenose
der Transplantatnierenarterie (Pfeil). c. Selektive Sondierung der Transplantatnierenarterie und Darstellen der subtotalen
Stenose. d. Ergebnis nach perkutaner transluminaler Angioplastie und Einlage eines ballonexpandierbaren
Stents ohne Nachweis einer relevanten Rest-Stenosierung.
Der Einsatz von drug-eluting Stents (DES) in Koronararterien hat die Restenoseraten
drastisch gesenkt, insbesondere in kleinen Gefäßen, wo erstmals beobachtet wurde,
dass ein kleiner Lumendurchmesser ein starker Prädiktor für In-Stent-Restenose ist
[45]. Erste Arbeiten haben aufgezeigt, dass die primäre Stentimplantation mit DES eine
sichere und wirksame Therapie für TRAS darstellt [46]. Weitere randomisierte Studien und Langzeitverläufe sind jedoch erforderlich, um
festzustellen, ob die Platzierung von DES Vorteile im Vergleich zu den bisherigen
Behandlungsstrategien mit sich bringt.
Knickbildung
Ein Transplantatarterienknick ist unter Umständen schwer von einer Stenose zu unterscheiden
und kann die Folge einer Gefäßverlagerung oder einer Verlagerung des Transplantats
selbst im Laufe der Zeit sein, die zu einer Verdrehung der Gefäße führt. Die Chirurgie
ist nach wie vor die Behandlung der Wahl bei Knickbildungen in den Gefäßen. Bei Patienten,
die für einen chirurgischen Eingriff nicht infrage kommen, ist die PTA eine Alternative,
jedoch mit einer geringen Erfolgsrate und einem Risiko von arteriellen Gefäßspasmen
und Dissektionen behaftet. Darüber hinaus kann sowohl der Einsatz eines selbstexpandierbaren
als auch eines ballonexpandierbaren Stents in kombinierter Technik erforderlich sein,
um die Knickbildung ausreichend zu behandeln. Hierbei wird der ballonexpandierbare
Stent mit seiner erhöhten Aufstellkraft dazu verwendet, den Knick aufzulösen und der
längere selbstexpandierbare Stent wird im Anschluss platziert, um das Risiko einer
Knickverschleppung zu reduzieren.
Pseudo-Transplantatnierenarterien-Stenose (Pseudo-TRAST)
Weitere Risiken eines reduzierten Flusses der Transplantatarterie sind atherosklerotische
Veränderungen der Beckenarterien proximal der Anastomose [47]. Ein reduzierter Fluss der Transplantatnierenarterie aufgrund von aortoiliakalen
Stenosen ist meist mit dem Fortschreiten einer atherosklerotischen Verschlusskrankheit
verbunden und tritt i. d. R. erst später nach erfolgter Transplantation auf.
Dissektion
Die Dissektion der Nierenarterie ist eine weitere seltene Komplikation (0,1 %) [48]. In dieser Situation kann eine Stent-PTA eingesetzt werden, um die Intima wieder
zu stabilisieren.
Gefäßverletzungen nach Biopsien
Gefäßverletzungen nach Biopsien
Komplikationen nach routinemäßig durchgeführten perkutanen Biopsien treten in bis
zu 18 % der Fälle auf [30]
[49]. Zu den häufigen Komplikationen gehören arterielle Pseudoaneurysmen oder arteriovenöse
Fisteln (AVF). Die primäre Behandlung der AVF besteht, nach initialem Abwarten mit
spontan Heilung, in einer superselektiven Coil-Embolisation ([Abb. 3, ]
[Abb. 4], [Video 1]). Die Ätiologie der AV-Fistel hängt mit der gleichzeitigen Verletzung von benachbarten
arteriellen und venösen Ästen zusammen. Ein Pseudoaneurysma entsteht, wenn nur der
arterielle Ast geschädigt ist. Die Behandlung einer AVF ist bei symptomatischen (Verschlechterung
der Nierenfunktion) und zunehmenden Gefäßveränderungen angezeigt (70 % der kleineren
AVF können sich innerhalb von 2 Jahren spontan zurückbilden) Die Behandlung von Pseudoaneurysmen
ist unabhängig von ihrer Größe indiziert. Die technische Erfolgsrate bei der endovaskulären
Behandlung von AVF oder Pseudoaneurysmen liegt bei 71 % bis 100 % der Patienten [50]. Die superselektive Platzierung von Coils trägt dazu bei, den Verlust des Transplantatparenchyms
möglichst gering zu halten.
Abb. 3 AV-Fistel am Oberpol in einer auf die rechte Beckenachse transplantierten Niere bei
einem 54-jährigen Patienten mit chronischer Glomerulonephritis. a. Darstellung der AV-Fistel in einer hochaufgelösten MRT-Twist-Angiografie. Die transplantierte
Nierenoberpolarterie kann als antegrader Feeder identifiziert werden (Pfeil). b. Darstellung der großen AV-Fistel in der digitalen Substraktionsangiografie c. Erfolgreiche Ausschaltung der AV-Fistel durch superselektive Coil-Embolisation.
Abb. 4 Pseudoaneurysma am rechten Unterpol einer Transplantatniere bei einem 43-jährigen
Patienten mit vorheriger terminaler Niereninsuffizienz unklarer Genese. 20 Tage nach
der Nierentransplantation weiterhin erhöhtes Serumkreatinin, es erfolgte eine ultraschallgesteuerte
Nierenbiopsie zur weiteren Abklärung. In der Duplexsonografie am Folgetag ließ sich
ein größeres Pseudoaneurysma am Nierenunterpol abgrenzen. a. Pseudoaneurysma ausgehend von der kaudalen Segmentarterie (Pfeil) b. Ausschaltung des Pseudoaneurysmas mittels superselektiver Coil-Embolisation in front-door/back-door-Technik.
Thrombosen
Thrombosen in den arteriellen und venösen Nierengefäßen des Transplantats sind die
Hauptursache für einen frühen Transplantatverlust [51]. In der Regel sind sie Folge eines technischen Fehlers an der Anastomose, obwohl
andere Ursachen abhängig vom Zustand der Spender- als auch der Empfängerarterie infrage
kommen. Eine Intimaverletzung während der Nierenentnahme, eine akute Abstoßungsepisode,
eine externe Kompression, ein hyperkoagulativer Zustand oder Toxizität von Immunsuppressiva
(Cyclosporin oder Sirolimus) stehen im Zusammenhang mit dem Auftreten einer Thrombose
[51]
[52]
[53]
[54].
In der Regel machen sich Thrombosen durch plötzliche Oligurie oder Anurie mit Einschränkung
der Transplantatfunktion bemerkbar [51]. Die Inzidenzen schwanken zwischen 0,2 %–7,5 % bzw. 0,1 %–8,2 % [55]
[56]
[57].
Die traditionelle Behandlung der arteriellen und venösen Thrombose ist die chirurgische
Thrombektomie. Die katheterbasierte Thrombolyse kann bei geringer Thromboselast, segmentaler
Arterienthrombose oder wenn eine Operation nicht möglich ist, durchgeführt werden.
In den ersten 10 bis 14 Tagen nach der Transplantation sollten kathetergestützte Thrombolytika
aufgrund der noch vulnerablen Gefäßanastomosen vermieden werden [56]; in Einzelfällen und nach interdisziplinär Absprache kann eine Lysetherapie als
individuelles Vorgehen auch frühzeitig eingesetzt werden.
Technische Besonderheiten
Technische Besonderheiten
Als interventioneller Zugang zum arteriellen System kann sowohl ein transfemoraler,
ipsilateraler oder ein kontralateraler Zugang in Bezug auf das Transplantat gewählt
werden. Bei anatomischen Besonderheiten oder individuellen Anastomosen kann ein transbrachialer/radialer
Zugang als alternativer Zugangsweg evaluiert werden. Um den optimalen Zugangsweg zu
wählen, sind im Vorfeld genaue Kenntnisse der Anatomie der Transplantatgefäße notwendig.
Eine Schnittbilddiagnostik mittels CT oder MRT kann hier den Auswahlprozess deutlich
vereinfachen und führt zu einer reduzierten Interventionszeit und zu einer geringeren
intra-arteriellen Kontrastmittel (KM)-Applikation während der Intervention. Ein ipsilateraler
transfemoraler Zugang bietet in der Regel optimale Kraftlinien für endovaskuläre Eingriffe,
wenn die transplantierte Nierenarterie an die A. illiaca externa anastomosiert ist.
Ein kontralateraler Zugang sollte gewählt werden, wenn die weniger häufig vorkommende
Anastomose zwischen der Arteria iliaca interna und der Transplantatnierenarterie behandelt
werden soll. Bei einer Anastomose mit der abdominalen Aorta kann sowohl ein ipislateraler
als auch kontralateraler Zugang gewählt werden [11].
Zur besseren Übersicht der Gefäßanastomosen kann zunächst eine nichtselektive Darstellung
des aortoiliakalen Stromgebietes mittels Kohlendioxid-Angiografie durchgeführt werden,
um das Risiko einer durch jodhaltiges Kontrastmittel induzierten Nephropathie zu minimieren.
Die Diagnostik wird meist mittels eines 5-F Pigtail-Katheters durchgeführt, um eine
Kontrastmittelgabe mit ausreichend hohem Fluss zu gewährleisten [11]. Angiografien sollten sowohl in frontaler als auch in kontralateraler Schrägprojektion
durchgeführt werden, um obstruktive Läsionen des aortoiliakalen Zuflusses auszuschließen
[11]. Wird keine zu behandelnde Pathologie identifiziert, kann der Pigtail-Katheter anteilmäßig
in die Arteria iliaca externa proximal der Anastomose der transplantierten Nierenarterie
(ipsilateraler femoraler Zugang) zurückgezogen oder ein 5-French-Angiografiekatheter
in die kontralaterale Arteria iliaca communis (kontralateraler femoraler Zugang) vorgeschoben
werden, um ein selektives kontrastverstärktes (oder kohlendioxidverstärktes) digitales
Subtraktionsangiogramm der Arteria iliaca interna oder externa bzw. der Transplantatarterie
in mehreren Projektionen anzufertigen.
Bei der Behandlung einer TRAST wird zunächst die Schleuse oder der Führungskatheter
in die Arteria iliaca communis über einen kontralateralen oder ipsilateralen Zugang,
wie oben beschrieben, platziert. Nach der selektiven Gabe von unfraktioniertem Heparin
wird, unter Zuhilfenahme eines Diagnostik- bzw. eines Führungskatheters, die zu behandelnde
Nierenarterie sondiert und ein Angiogramm angefertigt. Der Grad einer Stenose wird
berechnet als das Verhältnis zwischen dem Durchmesser der Nierenarterie an der Stenose
und dem Durchmesser der Nierenarterie proximal der Stenose oder distal des Segments
der poststenotischen Dilatation [35] ([Abb. 5]). Eine TRAST ≥ 50 % gilt als signifikant, und in der Regel wird anschließend ein
endovaskulärer Eingriff vorgenommen. Bei unklaren Engstellen kann eine invasive Druckmessung
vor der Behandlung durchgeführt werden. Die diagnostischen Kriterien der Druckmessung
sind in [Tab. 1] zusammengefasst [11]
[35]. Die Läsion wird vorsichtig mit einem hydrophilen Führungsdraht und anschließend
mit einem Angiografiekatheter durchquert. Im Anschluss wird der Ballon-Katheter bzw.
der Stent über die Engstelle platziert. Der Durchmesser des Angioplastie-Ballons und
des Stents sollte so gewählt werden, dass er gleich oder 1 mm größer ist als der Durchmesser
des normalen, an die Stenose angrenzenden Teils der Nierenarterie. Beim primären Stenting
sind ballonexpandierbare Stents selbstexpandierenden Stents vorzuziehen, da sie eine
größere Radialkraft und einen präziseren Entfaltungsmechanismus aufweisen, jedoch
sollte bei höhergradigen Stenosen eine Vorbehandlung mittels Ballon-PTA erfolgen,
um das Risiko einer Stent-Dislokation vom Ballon während der Überwindung der Engstelle
zu vermeiden [11]. Bei unklaren Läsionen kann zusätzlich eine Druckmessung vor der Behandlung über
den Angiografiekatheter durchgeführt werden. Nitroglyzerin (10 µg/ml) kann verabreicht
werden, um einem Vasospasmus der Nierenarterie und ihrer Äste während der Instrumentierung
vorzubeugen oder bei dessen Auftreten zu behandeln [11]. Ein selektiv angefertigtes Angiogramm, unter Belassung des Führungsdrahtes distal
der Engstelle, zeigt das postinterventionelle Ergebnis. Bei einer verbleibenden Stenose
nach Ballon-PTA kann in der gleichen Sitzung auf ein stentgestütztes Verfahren umgeschwenkt
werden. Ebenso kann bei einer Knickbildung des Stents eine Nachdilation mittels Ballon-PTA
durchgeführt werden.
Abb. 5 Skizze einer Transplantstenosemessung (S): Es werden der Diameter der Stenose (X)
gemessen und der Quotient zum Gefäßdurchmesser der Transplantatarterie unmittelbar
proximal der Stenose (a), oder im Falle einer poststenotischen Dilatation (D), unmittelbar distal dieser
(b), bestimmt. S = X/a oder S = X/b. Ist S < 0,5, so wird eine hämodynamische Relevanz
angenommen und es besteht eine Indikation zur Intervention.
Bei der Behandlung von AVF oder Pseudoaneurysmata wird ebenfalls zunächst die Transplantatnierenarterie
sondiert und ein selektives Angiogramm angefertigt. Im Anschluss folgt ein superselektives
Vorgehen mittels Mikrokatheter bis unmittelbar vor das Aneurysma bzw. den Fistelpunkt.
Die Embolisation sollte in front-door/back-door-Technik des Aneurysmahalses erfolgen. Alternativ kann eine direkte Embolisation des
Fistelpunktes erfolgen. Bei der Behandlung wird primär eine Coil-Embolisationen verwendet.
Die therapeutische Embolisation wird als technischer Erfolg gewertet, wenn bei der
abschließenden Angiografie kein Fluss im Bereich der Gefäßverletzung festgestellt
werden kann ([Abb. 4]).
Nachbehandlung
Die meisten Gefäßeingriffe erfordern eine Überwachung über mindestens eine Nacht.
Eine Duplexsonografie ist die am besten geeignete bildgebende Untersuchung, um den
Zustand nach der endovaskulären Behandlung darzustellen, und sollte einen Tag nach
dem Eingriff bzw. vor der Entlassung im Falle eines kurzfristigen Krankenhausaufenthalts
durchgeführt werden. Im Rahmen der ambulanten Nachbetreuung werden die Nierenretentionsparameter,
insbesondere der Serum-Kreatininwert, regelmäßig kontrolliert. Ebenso wird der Blutdruck
regelmäßig dokumentiert. Besteht aus klinischen Gründen der Verdacht auf eine Restenose
(Verschlechterung der Transplantatfunktion oder des Blutdrucks), sollte die Duplexsonografie
wiederholt werden. Nach Durchführung einer Ballon-PTA wird eine lebenslange Therapie
mit ASS empfohlen. Nach Stent-PTA ist eine duale Thrombozytenaggregationshemmung z. B.
mit Clopidogrel für 6 Monate, neben der lebenslangen Therapie mit ASS, indiziert [11].
Zusammenfassung
Die Diagnostik, Behandlung und Nachsorge von Patienten mit Nierentransplantation sollte
interdisziplinär an hochspezialisierten Zentren erfolgen. Bei den häufigsten vaskulären
Komplikationen nach Nierentransplantation (Transplantatnierenarterien-Stenose, Dissektionen,
arteriovenöse Fisteln oder Pseudoaneurysmen) weist die minimalinvasive Therapie gute
technische und klinische Ergebnisse wie auch eine niedrige Komplikationsrate auf und
gilt daher als Therapie der ersten Wahl ([Tab. 2]).
Tab. 2
Zusammenfassung der Therapieempfehlungen unter Berücksichtigung der aktuellen Leitlinien
und Literatur.
|
Pathologie
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Primäre Behandlungsmöglichkeit
|
Alternative
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Nierenarterienstenose
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Stent-PTA
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Ballon-PTA
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Refraktäre Nierenarterien -stenose nach PTA
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Stent-PTA
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Operation
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Arteriovenöse Fistel
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Superselektive Embolisation
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Pseudoaneurysma (intraparenchymatös)
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Superselektive Embolisation
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Stentgraft-PTA (bei entsprechendem Diameter des Trägergefäßes
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Gefäßknickbildung
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Operation
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Stent-PTA
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Nierengefäßthrombose
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Operation
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Katheterbasierte Thrombolyse
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Gefäßdissektion
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Stent-PTA
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Operation
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Video 1 AV-Fistel am Oberpol in einer auf die rechte Beckenachse transplantierten Niere bei
einem 54-jährigen Patienten mit chronischer Glomerulonephritis. Darstellung der großen
AV-Fistel in der digitalen Substraktionsangiografie mit 2 Bildern pro Sekunde.