Aktuelle Dermatologie 2023; 49(01/02): 6-7
DOI: 10.1055/a-2009-0897
Editorial

Topische Antibiotika und kein Ende?

Topical antibiotic and no end?
Christiane Bayerl
1   Klinik für Dermatologie und Allergologie, Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden, Wiesbaden, Deutschland
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Ihnen liebe Leser, wünsche ich ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr 2023.

Wir starten das Jahr mit unserem Doppelheft, viele allergologische lesenswerte Arbeiten werden Sie finden. Hiermit verbunden möchte ich Sie auch dieses Jahr wieder zum Allergo-Update am 3–4. März 2023 nach Frankfurt einladen. Diese interdisziplinäre Veranstaltung können Sie als Präsenzveranstaltung oder als Livestream verfolgen. Besondere Hot-Topic-Themen werden die „Medikamentenallergie im Kindesalter“, präsentiert von Prof. Hamelmann aus Bielefeld, und „Klimawandel und Allergien“, präsentiert von Frau Prof. Traidl-Hoffmann aus Augsburg, sein.

Ich stieß auf eine Studie mit einem für dermatologische Augen ungewöhnlichen Ansatz [1]. Mittlerweile hat sich das Tabu des topischen Einsatzes von Antibiotika in der Dermatochirurgie ja mit Recht durchgesetzt. In einem aktuellen großen systematischen Review mit Metaanalyse von 13 Studien wurde die topische Antibiotika-Prophylaxe postoperativ bei chirurgischen Wunden – saubere und „sauber-kontaminierte“ Wunden – untersucht. In den Fächern Dermatologie, Orthopädie, Ophthalmologie, Neurochirurgie, Herzchirurgie und Bauchchirurgie wurde nach Wundverschluss mit Mupirocin, Bacitracin, Rifampicin, Neomycin, Chloramphenicol, Vancomycin, Polymyxin B und Erythromycin weitergearbeitet. Diese Maßnahmen nach Verschluss der Wunden sollten zur Prävention einer Infektion beitragen. Dagegen stehen das Sensibilisierungsrisiko und die Antibiotika-Resistenzentwicklung. Es fand sich im Vergleich Antiseptik mit topischen Antibiotika oder Placebo kein Unterschied hinsichtlich Wundinfektionen. Also ist dieser Einsatz topischer Antibiotika nicht notwendig (Ausnahme: Ophthalmologie). Es fand sich aber darüber hinaus auch kein erhöhtes Kontaktallergie-Risiko – was auf den ersten Blick den Allergologen wundert. Dies war jedoch nicht das Beobachtungsziel der Studie. Die Studiengröße war für die Fragestellung des Erwerbs einer Sensibilisierung nicht geeignet. Es bleibt also dabei: Topische Antibiotika bei verschlossenen Wunden sind weiterhin Tabu!

In diesem Heft finden Sie eine neue Rubrik. Die topische Therapie ist ein wichtiges Standbein der Dermatologie und Weiterbildungsinhalt für unsere Assistenten. Deshalb starten wir mit Mitteilungen zu dieser Thematik aus dem hervorragenden Lokaltherapie-Buch von Garbe und Reimann, Thieme Verlag. Entsprechend meiner vorausgegangenen Ausführungen beginnen wir mit dem 1×1 des Rezeptierens von Desinfizienzien.

Eine traurige Mitteilung machen wir als Herausgeber der „Aktuellen Dermatologie“ Ihnen, liebe Leser, mit dem Nachruf zu Herrn Prof. Zillikens. Er war jahrelang Mit-Herausgeber der „Aktuellen Dermatologie“, engagiert in unseren Planungssitzungen und hat 2020 ein Heft mit Vorstellung der Lübecker Hautklinik in der Sparte der Vorstellung der Kliniken gestaltet. Seine wissenschaftlichen Leistungen haben die Dermatologie in herausragender Weise befördert. Wir verabschieden einen liebenswerten kollegialen Kollegen. Sein Team würdigt ihn mit einem Nachruf in diesem Heft.

Ihre

Christiane Bayerl



Publication History

Article published online:
13 February 2023

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  • Literatur

  • 1 Chen PJ, Hua YM, Toh HS. et al. Topical antibiotic prophylaxis for surgical wound infections in clean and clean-contaminated surgery: a systematic review and meta-analysis. BJS Open 2021; DOI: 10.1093/bjsopen/zrab125.