Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(02): 50-51
DOI: 10.1055/a-2012-8151
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Stefan Engeli

das vorliegende Heft greift nach einiger Zeit wieder klassische kardiometabolische Folgen der Adipositas auf:

Anne Lautenbach und Kolleg*innen aus Hamburg widmen sich dem großen Thema Typ-2-Diabetes und beschreiben hier die aktuellen Entwicklungen in der Therapie. Basierend auf der gewichtsreduzierenden Wirkung der GLP-1-Rezeptor-Agonisten und zukünftig wahrscheinlich verfügbarer sogenannter dualer oder Polyagonisten wird hier nunmehr ein sehr deutlicher Fokus auf das Gewichtsmanagement der Patient*innen gerichtet. Im Anschluss ergänze ich diese Darstellung durch den aktuellen Stand zu den gewichtsreduzierenden Arzneimitteln in Deutschland. Die Anfang 2022 hier beschriebene Marktbereinigung von ungeeigneten Wirkstoffen setzt sich erfreulicherweise weiter fort, allerdings warten wir in Deutschland nach wie vor auf die Verfügbarkeit des seit mehr als einem Jahr in Europa zugelassenen Semaglutid zur Gewichtsreduktion.

Eine im Zusammenhang mit Adipositas nicht so häufig diskutierte aber insgesamt häufige Erkrankung ist die asymptomatische Hyperurikämie und die Gicht. Jean-François Chenot und Kolleginnen erklären die Zusammenhänge mit der Adipositas und diskutieren die drei therapeutisch relevanten Felder akuter Gichtanfall, Prophylaxe nach einem Gichtanfall und Senkung der asymptomatischen Hyperurikämie. Der oft kritiklosen Verordnung von Allopurinol bei asymptomatischer Hyperurikämie wird hier eine klare und nachvollziehbare Absage erteilt.

Adipositas und Blutdruckregulation sind sehr eng miteinander verknüpft und die Hypertonie ist die häufigste kardiometabolische Begleiterkrankung der Adipositas. Mit diesem Thema habe ich vor 25 Jahren meine wissenschaftliche Laufbahn begonnen, und es war hier an der Zeit zu einer erneuten Bestandsaufnahme. Die europäische Hypertonie-Leitlinie, die stets für Deutschland übernommen wird, hat leider auch in ihrer aktuellen Fassung von 2018 wenig Erhellendes zum Thema Therapie der Adipositas-assoziierten Hypertonie beizutragen. Das Fehlen spezifischer pharmakotherapeutischer Studien ist natürlich zu beklagen, aber zum Thema Hypertonie und Gewichtsreduktion gibt es nun doch reichlich auswertbare Studien. Die Leitlinienautoren bemühen sich hier allerdings nicht sonderlich, sinnvolle Schlussfolgerungen und Empfehlungen auszusprechen.

Den Abschluss der Artikel zu den kardiometabolischen Folgen der Adipositas bietet der Artikel von Elke Roeb aus Gießen und Frank Tacke aus Berlin zum Thema nichtalkoholische Fettleber. Basierend auf der von ihnen maßgeblich erstellten aktualisierten S2k-Leitlinie geben sie einen präzisen Überblick zu dieser bedeutungsvollen Erkrankung und deren Therapie, die nach wie vor wesentlich durch die Gewichtsreduktion bestimmt wird.

Der letzte Artikel von Michael Christian Metzler aus Oberhausen vollzieht dann einen deutlichen und sehr inspirierenden Themenwechsel. Unter dem Titel „Berufliche Neuorientierung durch Förderung der Teilhabe mit dauerhafter beruflicher Perspektive bei Adipositas in Berufsförderungswerken“ analysiert der Autor die Barrieren für Menschen mit Adipositas für den Zugang zu Berufsförderungswerken und schlägt außerdem eine Verknüpfung der beruflichen Neuqualifizierung mit der Förderung von Gesundheitskompetenzen vor.

Zusammen mit Prof. Kiess wünsche ich Ihnen interessante Lesestunden und bedanke mich bei allen Autor*innen des vorliegenden Heftes für ihre Beiträge!

Prof. Dr. med. Stefan Engeli

Greifswald im Mai 2023



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
14. Juni 2023

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