Pneumologie 2023; 77(03): 138
DOI: 10.1055/a-2030-5655
Pneumo-Fokus

Zertifizierung interventioneller Emphysemzentren (iLeZ)

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung mit Lungenemphysem ist eine häufige Erkrankung. Aufgrund der überwiegend irreversiblen strukturellen Veränderungen der kleinen Atemwege und des Lungenparenchyms stoßen medikamentöse und konservative Behandlungsregime bei fortgeschrittener Erkrankung an ihre Grenzen. Deshalb wurden in der Vergangenheit neben der lange etablierten chirurgischen Therapieoption auch endoskopische Verfahren entwickelt, die durch eine Lungenvolumenreduktion das klinische und funktionelle Outcome der Patient*innen verbessern können.

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) fordert in seiner Richtlinie über Maßnahmen zur Qualitätssicherung von endoskopischen Lungenvolumenreduktionsverfahren [1] klare Kriterien zur Indikationsstellung und den strukturellen Anforderungen der leistungserbringenden Krankenhäuser. Der Beschluss regelt neben der Prüfung der Qualitätsanforderungen auch die Folgen der Nichterfüllung der Mindestanforderungen durch Wegfall des Vergütungsanspruches.

Die am Positionspapier zu den Strukturvoraussetzungen von Zentren für die interventionelle Emphysemtherapie beteiligten Fachgesellschaften (Deutsche Gesellschaft für Pneumologie [DGP], Deutsche Gesellschaft für Thoraxchiurgie [DGT] und Deutsche Röntgen Gesellschaft [DRG]) [2] sehen es als ihre Aufgabe an, den Prozess der Qualitätssicherung in der interventionellen Emphysemtherapie unabhängig vom G-BA aktiv und entscheidend mitzugestalten. Deshalb wurden Mitglieder der beteiligten Fachgesellschaften gemeinsam in einer Task Force mit Vertretern des nationalen industrie-unabhängigen Lungenemphysemregisters e. V. beauftragt, einen Zertifizierungsprozess von interventionellen Emphysemzentren (iLeZ) zu entwickeln und dessen Umsetzung zu organisieren.

Gemäß des konsentierten Zertifizierungsstatuts können ab diesem Jahr beim Lungenemphysemregister e. V. Anträge zur Erstzertifizierung gestellt und die Erhebungsbögen eingereicht werden. Im Erhebungsbogen werden die strukturellen Voraussetzungen, die ein iLeZ in der interdisziplinären Zusammenarbeit von Pneumologie, Thoraxchirurgie und der bildgebenden Disziplinen erfüllen muss, hinterlegt. Der Lungenemphysemregister e. V. prüft die Erhebungsbögen und die jährlich behandelten Fälle unter Zuhilfenahme der eigenen Datenbank auf Plausibilität. Anschließend beurteilt eine unabhängige Zertifizierungskommission, bestehend aus Mitgliedern der beteiligten Fachgesellschaften (DGP, DGT, DRG) die Unterlagen und entscheidet über die Zertifizierung des iLeZ ohne Vorort-Audit. Dieser Prozess ist an eine Mitgliedschaft des Zentrums im LEZ gebunden. Die Evaluation der Lungenvolumenreduktion erfolgt durch das Lungenemphysemregister e. V. in Zusammenarbeit mit dem Berlin Institute of Health (BIH) und wird neben den Fachgesellschaften auch von der CAPNetz-Stiftung unterstützt.

Weitere Informationen zur Zertifizierung können über den Lungenemphysemregister e. V. unter info@lungenemphysemregister.de eingeholt werden. Ebenso sind Anträge zur Aufnahme von interventionellen Zentren in den Lungenemphysemregister e. V. über diese Mailadresse möglich.

Dr. Angelique Holland, Marburg
Dr. Christian Grah, Berlin
PD Dr. Ralf-Harto Hübner, Berlin

Literatur

[1] Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Maßnahmen zur Qualitätssicherung für die stationäre Versorgung mit Verfahren der bronchoskopischen Lungenvolumenreduktion beim schweren Lungenemphysem; Bundesanzeiger (BAnz AT 21.01.2021 B3); in Kraft getreten 22.01.2021

[2] Gesierich W et al. Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin und der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie in Kooperation mit der Deutschen Röntgengesellschaft: Strukturvoraussetzungen von Zentren für die interventionelle Emphysemtherapie. Pneumologie 2020; 74: 17–23



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Article published online:
14 March 2023

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