Klin Monbl Augenheilkd 2024; 241(03): 292-301
DOI: 10.1055/a-2052-6710
Klinische Studie

Unterschiedlicher Verlauf von Immunreaktionen und Endothelzellverlust nach perforierender Low-Risk-Keratoplastik und Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty bei Fuchs-Endotheldystrophie

Article in several languages: deutsch | English
Laura Katharina Jablonski
Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes, Homburg/Saar
,
Elena Zemova
Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes, Homburg/Saar
,
Loay Daas
Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes, Homburg/Saar
,
Cristian Munteanu
Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes, Homburg/Saar
,
Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes, Homburg/Saar
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Zusammenfassung

Hintergrund Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Häufigkeit von Immunreaktionen und den Endothelzellverlust nach perforierender Keratoplastik (PKP) vs. Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty (DMEK) bei Patienten mit Fuchs-Endotheldystrophie (FED) gegenüberzustellen.

Patienten und Methoden In der vorliegenden retrospektiven Studie wurden insgesamt 962 Operationen (OPs; 225 Excimer-Laser-PKP und 727 DMEK) von 700 Patienten, die zwischen dem 28.06.2007 und dem 27.08.2020 in der Universitäts-Augenklinik des Saarlandes durchgeführt wurden, statistisch ausgewertet. Zum einen wurde die Prävalenz und der zeitliche Verlauf der aufgetretenen Immunreaktionen mittels Kaplan-Meier-Verfahren sowie die Auswirkungen der Immunreaktionen auf die Endothelzellen und die Hornhautdicke analysiert. Zum anderen wurden Endothelzelldichte, Pleomorphismus und Polymegalismus der Endothelzellen für die Zeitpunkte U1 = präoperativ, U2 = 6 Wochen postoperativ, U3 = 6 – 9 Monate postoperativ, U4 = 1 – 2 Jahre postoperativ und U5 = 5 Jahre postoperativ ausgewertet. Weiter erfolgte dazu jeweils eine statistische Testung auf Unterschiede zwischen den beiden OP-Arten sowie im longitudinalen Verlauf.

Ergebnisse Insgesamt traten im beobachteten Zeitraum 54 Immunreaktionen auf, wobei die Wahrscheinlichkeit für eine solche bei der PKP mit 8,9% signifikant größer war als in der DMEK-Gruppe mit 4,5% (p = 0,011). Der Vergleich der beiden Kaplan-Meier-Kurven ergab im Log-Rank-Test ebenfalls einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden OP-Techniken (p = 0,012). Der Endothelzellverlust durch die Immunreaktion war nur bei der PKP signifikant (p = 0,003). Auf alle OPs bezogen sank die Endothelzelldichte bei beiden OP-Techniken signifikant mit der Zeit (jeweils p < 0,0001), bei der DMEK stärker als bei der PKP (p < 0,0001). Außerdem war die Zelldichte bei der PKP insgesamt signifikant höher als bei der DMEK (p < 0,0001). Der Polymegalismus sank nur bei der DMEK-Gruppe signifikant (p < 0,0001). Der Pleomorphismus war im Durchschnitt bei der DMEK signifikant höher als bei der PKP (p < 0,0001).

Schlussfolgerung Die Prognose der DMEK bei Patienten mit FED scheint nach Immunreaktionen günstiger zu sein als die der PKP, da nicht nur seltener Immunreaktionen auftraten, sondern diese auch milder verliefen. Die Endothelzelldichte war allerdings in der PKP-Gruppe während des gesamten Follow-ups signifikant höher.

Fazitbox

Bereits bekannt

  • Die DMEK löst die PKP in Bezug auf die Indikation FED immer mehr als OP-Technik der Wahl ab.

  • Bisweilen wurden einige Vorteile der DMEK gegenüber der PKP beschrieben: Im Allgemeinen treten weniger Immunreaktionen auf und der chronische Endothelzellverlust ist geringer.

Neu beschrieben

  • Immunreaktionen treten bei FED nach PKP signifikant häufiger auf als nach DMEK. Außerdem verlaufen die Abstoßungsreaktionen nach DMEK in Bezug auf den Endothelzellverlust milder.

  • Die Endothelzelldichte der Gesamtkohorte sinkt ausgehend von der Spenderendothelzelldichte sowohl nach PKP als auch nach DMEK signifikant ab. In dieser Studie war die Endothelzelldichte allerdings überraschenderweise im gesamten postoperativen Beobachtungszeitraum bei der PKP signifikant höher als bei der DMEK und der Zellverlust verlief nach DMEK steiler als nach PKP.

Conclusion Box

Already known:

  • DMEK is increasingly replacing PKP as the surgical technique of choice for the indication of FED.

  • Some advantages of DMEK over PKP have sometimes been described: In general, fewer immune reactions occur and chronic endothelial cell loss is lower.

Newly described:

  • Immune reactions occur significantly more frequently in FED after PKP than after DMEK. In addition, the rejection reactions after DMEK are milder with regard to endothelial cell loss.

  • The endothelial CD of the total cohort decreases significantly from the donor endothelial CD after both PKP and DMEK. In this study, however, endothelial CD was surprisingly significantly higher with PKP than with DMEK throughout the postoperative observation period and cell loss was steeper after DMEK than after PKP.



Publication History

Received: 27 July 2022

Accepted: 28 February 2023

Article published online:
05 May 2023

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