Zusammenfassung
Die Inzidenz chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED), insbesondere
des Morbus Crohn, nimmt weltweit deutlich zu. Externe Umweltfaktoren,
einschließlich der alltäglichen westlich-industrialisierten
Ernährung, welche sich u. a. durch einen hohen Anteil
prozessierter industriell hergestellter Lebensmittel auszeichnet, spielen eine
Schlüsselrolle im Pathomechanismus der Krankheit.
Ernährungsspezifische Maßnahmen nehmen seit jeher eine zentrale
Rolle bei der Behandlung der CED ein. Der erfolgreiche Einsatz der exklusiven
enteralen Ernährung (EET), die als Induktionstherapie der ersten Wahl
bei pädiatrischem Morbus Crohn (MC) gilt, spricht deutlich für
einen Zusammenhang zwischen Ernährung und CED. Die EET wird alleinig
oder im Verlauf der Erkrankung und auch beim hochaktiven MC in Kombination mit
Immunmodulatoren eingesetzt. Einziger Nachteil dieser hocheffizienten
Ernährungstherapie ist die Geschmacksmonotonie, die eine reduzierte
Therapieadhärenz mit sich bringt. Die intestinale Mikrobiota und deren
Stoffwechselaktivität (Mikrobiom) scheinen ebenso eine wichtige Rolle
für die Pathogenese zu spielen, da Kinder und Jugendliche mit Morbus
Crohn oder Colitis ulcerosa diesbezüglich häufig
ausgeprägte Veränderungen aufweisen. Es ist bekannt, dass die
Zusammensetzung der intestinalen Mikrobiota stark von der Ernährung
beeinflusst wird. Auch die EET kann durch Ausschluss potenziell
schädlicher Nahrungsbestandteile die Darmmikrobiota modifizieren und zur
mukosalen Heilung führen.
Diätetische Interventionen könnten demnach eine sehr
nebenwirkungsarme Möglichkeit darstellen, den MC zu behandeln und der
Manifestation bei genetisch prädisponierten Individuen
möglicherweise sogar vorzubeugen. Auf der Grundlage der
Nährstoffzusammensetzung der EET hat daher die Suche nach einer
geschmacklich verbesserten und gleichzeitig wirksamen Diät begonnen, die
Ergebnisse dieser alternativen Ernährungsstrategien erscheinen
vielversprechend.
Dieser Übersichtsartikel soll den Wirkmechanismus der exklusiven
enteralen Eliminationsdiät und moderner ernährungsmedizinischer
Therapiestrategien aufzeigen sowie den aktuellen Stand der wissenschaftlichen
Erkenntnisse, die deren Wirksamkeit bei der Behandlung des pädiatrischen
MC belegen, zusammenfassen. Insbesondere sollen dabei die möglichen
pathophysiologischen Mechanismen, die der Remissionsinduktion und -erhaltung
zugrunde liegen, auch im Hinblick auf Veränderungen des Darmmikrobioms
beleuchtet werden.
Abstract
Nutrition has an essential effect on the occurence and course of disease in
inflammatory bowel disease.
Several factors as for example breast feeding, fiber intake from fruit as well as
the so called „mediterranian diet“ have been identified as being
protective with regard to developing IBD. On the other hand, intake of high
levels of sugar, raw meat or ultraprocessed food is associated with a higher
risk for a manifestation of IBD in genetically predisposed children.
Nevertheless, the underlying mechanisms how exclusion diets alone or in
combination with medication modulate intestinal microbiota lead to mucosal
healing still have to be elucidated. Since there already exists knowledge on the
influence of nutrition on treating or preventing IBD this should be implicated
in therapeutic and prevention strategies.
Schlüsselwörter Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen - EET - CDED - Mikrobiota
Key words IBD - nutrition - EET - CDED - microbiota