Krankenhaushygiene up2date 2024; 19(01): 12-13
DOI: 10.1055/a-2085-8190
Studienreferate

Kommentar zu „Peripher eingeführte zentrale Venenkatheter: Mehr Lumen, mehr Infektionen?“

Contributor(s):
Ingrid Riemer

Die peripher eingeführten zentralvenösen Katheter (PICC) zählen zu den nichtgetunnelten, zentralvenösen Zugängen. Diese werden meist über die Armbeuge- oder Oberarmvenen eingeführt. Zur dauerhaften Versorgung von onkologischen Patienten ist in Deutschland, sowohl stationär wie auch ambulant, die Verwendung von subkutanen Portsystemen etabliert. Eine Alternative für den kurzfristigeren zentralvenösen Einsatz stellt die Anlage von PICCs dar.

Die Datenlage zur Inzidenz der CLABSI bei PICCs ist eher heterogen. Es existieren einige Studien, die einen infektionspräventiven Vorteil für PICCs beschreiben [1] [2] [3] [4], aber auch Studien, in denen dieser nicht dargestellt werden konnte [5] [6]. Signifikant erhöht war das Risiko für Thrombosen, Katheterfehllagen und Dislokationen [3] [7]. Auch war in einer Studie [5] eine höhere Anzahl der Lumina mit einer erhöhten Infektionsrate assoziiert.

Die KRINKO empfiehlt, aufgrund des erhöhten Risikos anderer Komplikationen und des nicht ausreichend belegten infektionspräventiven Nutzens, die präferenzielle Anlage der PICCs bei Erwachsenen nicht [8].

In der vorliegenden Studie von Varabyeva et al. konnte weder für die CLABSI noch für die DVT ein Zusammenhang mit der Anzahl der Lumina bei der Versorgung mit einem PICC nachgewiesen werden. Von Bedeutung ist jedoch der in der Studie nachgewiesene hohe Anteil (> 50%) an Bakteriämien, welche durch eine intestinale Bakterientranslokation aufgrund einer Störung der Mukosabarriere hervorgerufen werden. Die bei mehr als der Hälfte der CLABSI beschriebene sekundäre Bakteriämie lässt sich durch die etablierten Präventionsbündel nicht beeinflussen.

Vielmehr sind hier eine frühzeitige Diagnosestellung der Bakteriämie mit einer adäquaten antibiotischen Therapie sowie das Ergreifen von Maßnahmen zur Prophylaxe und Therapie von Störungen der Mukosabarriere von großer Wichtigkeit.



Publication History

Article published online:
20 March 2024

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  • Literatur

  • 1 Maki DG, Kluger DM, Crnich CJ. The risk of bloodstream infection in adults with different intravascular devices: a systematic review of 200 published prosective studies. Mayo Clin Proc 2006; 81: 1159-1171
  • 2 Garnacho-Montero J, Aldabo-Pallas T, Palomar-Martinez M. et al. Risk factors and prognosis of catheter-related bloodstream infection in critically ill patients: a multicenter study. Intensive Care Med 2008; 34: 2185-2193 DOI: 10.1007/s00134-008-1204-7. (PMID: 18622596)
  • 3 Chopra V, Anand S, Krein SL. et al. Bloodstream infection, venous thrombosis, and peripherally inserted central catheters: reappraising the evidence. Am J Med 2012; 125: 733-741 DOI: 10.1016/j.amjmed.2012.04.010. (PMID: 22840660)
  • 4 Gunst M, Matsushima K, Vank S. et al. Peripherally inserted central Catheters may lower the incidence of catheter-related blood stream infections in patients in surgical intensive care units. Surg Infect 2011; 12: 279-282
  • 5 Pongruanporn M, Ajenjo MC, Russo AJ. et al. Patient-and device-Specific risk factors for peripherally inserted central venous catheter-related bloodstream infections. Infect Control Hosp Epidemiol 2013; 32: 125-130
  • 6 Ajenjo MC, Morley JC, Russo AJ. et al. Peripherally inserted central venous catheter-associated bloodstream infections in hospitalized adult patients. Infect Control Hosp Epidemiol 2011; 32: 125-130 DOI: 10.1086/657942. (PMID: 21460466)
  • 7 Chopra V, Anand S, Hickner A. et al. Risk of venous thromboembolism associated with peripherally inserted central catheters: a systemic review and meta-analysis. Lancet 2013; 382: 311-325
  • 8 Prävention von Infektionen, die von Gefäßkathetern ausgehen, Teil 1-Nichtgetunnelte zentralvenöse Katheter. Bundesgesundheitsblatt 2017; 60: 171-206 DOI: 10.1007/s00103-016-2487-4. (PMID: 28091692)