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DOI: 10.1055/a-2098-2977
Wie wird die Schuleingangsuntersuchung in Deutschland gestaltet? Eine bundesweite Befragung der Gesundheitsämter.
How is The School Entrance Examination Carried Out in Germany? A Nationwide Survey of the German Public Health Departments.Zusammenfassung
Ziel der Studie Die Studie verfolgt das Ziel, einen Überblick über Inhalte, Ablauf und Diagnostika der Schuleingangsuntersuchung (SEU) in Deutschland zu geben. Im Fokus standen die allgemeine Umsetzung der SEU und die verwendeten Entwicklungsscreenings in den einzelnen Ländern Deutschlands.
Methodik An einer Online-Befragung in Gesundheitsämtern haben insgesamt 183 Mitarbeiter*innen aus 15 unterschiedlichen Ländern teilgenommen.
Ergebnisse Es zeigt sich ein sehr heterogenes Bild bezüglich der SEU, wobei die Angaben sowohl zwischen als auch innerhalb der meisten Länder variieren. Betrachtet man dennoch die am häufigsten genannten Antwortoptionen der Befragten, wird die SEU mehrheitlich von den Ärzt*innen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes durchgeführt, nimmt pro Kind 46 bis 60 Minuten Zeit in Anspruch, wird innerhalb einer Untersuchung (einstufig) und bis maximal 12 Monate vor der Einschulung durchgeführt. Inhaltlich stehen die körperliche und kognitive Entwicklung der Kinder im Fokus. Die meisten Mitarbeiter*innen der Gesundheitsämter berichten, dass ihnen zur Durchführung der SEU konkrete Vorgaben vom Land vorliegen. Als Entwicklungsscreening wird das Sozialpädiatrische Screening für Schuleingangsuntersuchungen (SOPESS) am häufigsten eingesetzt. Darüber hinaus wird berichtet, dass die Screenings mehrheitlich zwischen 16 und 30 Minuten dauern sowie vollständig und in derselben Reihenfolge durchgeführt werden. In rund 50–60% der Fälle wurde angenommen, dass bei den eingesetzten Screenings die wissenschaftlichen Gütekriterien gegeben sind.
Schlussfolgerung Die vorliegende Untersuchung bietet die Möglichkeit, die verschiedenen Vorgehensweisen bei der Umsetzung der SEU zu vergleichen und Weiterentwicklungen anzuregen.
Abstract
Objective The aim of this study was to give an overview of the content, procedure and diagnostic methods used for the school entrance examination (SEE) in Germany. The focus was on the general implementation of the SEE and the developmental screening methods in the individual federal states of Germany.
Method A total of 183 employees from the public health authorities from 15 different states took part in an online survey.
Results The results showed a very heterogeneous picture with regard to the SEE, with the information provided by the employees varying both between and within most states. However, most frequently the SEE was carried out by physicians from the public health service within one examination (single stage), took 46 to 60 minutes per child, and administered not earlier than 12 months before school entrance. In terms of content, the focus was on the physical and cognitive development of the children. Most employees of the health authorities reported that they had specific requirements from the state or municipality for the implementation of the SEE. The Social Pediatric Screening of Developmental Status for School Entry (SOPESS) was the screening instrument used most often. In addition, it was reported that the majority of screenings lasted between 16 to 30 minutes, were executed completely and carried out in the same order. In around 50–60% of the cases, it was assumed that the screenings used met the scientific quality criteria.
Conclusions The present study offers an opportunity to compare the different approaches to the implementation of the SEE and to suggest further developments.
Publication History
Article published online:
04 October 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart,
Germany
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