Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2023; 30(04): 161
DOI: 10.1055/a-2102-7192
Editorial

Gremienarbeit in der Tropenmedizin

Michael Ramharter
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Prof. Dr. Michael Ramharter

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wie jedes Jahr finden Sie in der vorliegenden Ausgabe der FTR die von der DTG herausgegebenen und jährlich aktualisierten Empfehlungen zur Malariaprophylaxe. Diesmal wurden in mehreren Punkten kleine – aber wie ich meine wesentliche – Änderungen in der Methodik vorgenommen, die letztlich auch zu regional (v. a. in Südamerika) veränderten Prophylaxeempfehlungen geführt haben. Eine wichtige Neuerung betrifft die Risikoeinschätzung von Endemiegebieten. Während in den Vorjahren die Gesamtzahl aller Malariafälle in einer Region herangezogen wurde, wird ab diesem Jahr nur noch die Inzidenz der Malaria tropica (und nicht die der mitunter auch häufig auftretenden Malaria tertiana) für die Empfehlung einer durchgehend einzunehmenden Chemoprophylaxe herangezogen. Der Grund für diese Modifikation war vor allem die Überzeugung, dass die Malaria tertiana nicht regelhaft zu lebensbedrohlicher Erkrankung führt und daher die Nutzen-Risiko-Abwägung eine andere sein muss als bei der doch mitunter rasch tödlich verlaufenden Malaria tropica. Andere Änderungen betreffen die Ausweisung saisonaler Transmissionsgebiete in der Sahelregion und auch die Darstellung von Höhenlagen ohne relevante Malariaübertragung. Der Ständige Ausschuss Reisemedizin (STAR) hofft, dass die überarbeiteten Empfehlungen von den in der Reisemedizin tätigen Kolleg:innen ebenso gut angenommen werden wie in den Jahren zuvor!

Neben dem STAR engagiert sich die DTG auch mit dem Ausschuss Leitlinien an der Erstellung von Leitlinien zu tropenmedizinisch relevanten Erkrankungen. In den letzten Jahren ist es gelungen, die wichtigen Leitlinien zum Management der Malaria, Schistosomiasis und Amöbiasis zu aktualisieren und zusätzlich neue, relevante Themen zu erarbeiten. Hier möchte ich vor allem die im letzten Jahr publizierte Leitlinie zum Management des Morbus Chagas erwähnen, die aus meiner Sicht ein schönes Beispiel einer evidenzbasierten Empfehlung darstellt, die praktisch gut umsetzbar aufgearbeitet wurde.

Diese Gremienarbeit in den Ausschüssen der DTG, zu denen neben dem STAR und dem Ausschuss Leitlinien auch die Ausschüsse für Nachwuchsförderung, Global Health, Forschung in den Tropen, Niedergelassene Ärzte und Tropenmedizin, Weiterbildung sowie Humanitäre Hilfe und Medizinische Entwicklungszusammenarbeit gehören, ist dadurch charakterisiert, dass sie viel Zeit und Energie beansprucht, dafür aber immer unbezahlt und oftmals auch scheinbar ungedankt bleibt. Trotzdem ist das Engagement in den Ausschüssen wichtig für die DTG und wichtig für das Gesundheitssystem, um von Interessenkonflikten unabhängige und auf transparenter Methodik basierende Empfehlungen zur Hand zu geben, und so die Prävention und Versorgung von Tropenkrankheiten auf höchstem Niveau sicherzustellen. Um dies auch in Zukunft so erfolgreich weiterführen zu können, möchte ich vor allem jüngere Kolleg:innen aufrufen, sich für diese Gremienarbeit zu interessieren und aktive Mitglieder in den Ausschüssen zu werden!



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
09. August 2023

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