Zusammenfassung
Hintergrund Die Kniehyperextension ist ein häufig auftretendes Störungsbild bei erwachsenen Menschen mit Zustand nach Schlaganfall. Die Ursachen dessen lassen sich bisher nur anhand einzelner Forschungsarbeiten vermuten, sind jedoch nicht gezielt und multimodal untersucht worden.
Ziel Es sollen die Risikofaktoren einer Knieüberstreckung ermittelt werden.
Methode Die Querschnittsstudie erfolgte als einmalige Erhebung bei erwachsenen Personen mit Zustand nach Schlaganfall. Als Prädiktoren einer Kniehyperextension wurden in einer logistischen Regression (Vorwärtsselektion) die relative Kraft der unteren Extremität sowie Propriozeption, Spastik, Balance und Rumpfkontrolle herangezogen.
Ergebnisse Von 32 eingeschlossene Teilnehmenden zeigten 16 eine Hyperextension und 16 keine Hyperextension. Das Alter der Teilnehmenden lag bei 49–78 Jahren, 53 Prozent waren weiblich, in 94 Prozent der Fälle handelte es sich um einen ischämischen, zugrundeliegenden Schlaganfall in der subakuten bis chronischen Phase (24–402 Tage seit Vorfall). Eine Kniehyperextension konnte sensitiv (0,81) sowie spezifisch (0,81) durch eine Reduktion der relativen Knieextensionskraft des betroffenen Beines (OR = 0,13 pro 1Nm/kg) in Kombination mit einem Defizit der Tiefensensibilität (OR = 1,52 pro 1°) vorhergesagt werden.
Schlussfolgerung Eine mögliche Genese eines Hyperextensionsverhaltens ist eine geringe propriozeptive Auflösung. Da eine Unterstreckung bei geringer Beinkraft zu Stürzen führen kann, wäre eine Hyperextension eine Sicherheits- bzw. Kompensationsstrategie. Aus den Ergebnissen lassen sich erste Handlungsempfehlungen für die Praxis vermuten, diese sollten jedoch in weiteren Studien validiert werden.
Abstract
Background Knee hyperextension is a common disorder in adults after stroke. The causes of this disorder can only be supposed from past research but have not yet been investigated specifically.
Aim To identify the risk factors of knee hyperextension.
Method The cross-sectional study was conducted in persons after stroke. The predictors of knee hyperextension in logistic regression model (forward selection) were relative lower limb strength, proprioception, spasticity, balance, and trunk control.
Results Of the 32 participants included, 16 showed hyperextension and 16 no hyperextension. The age ranged from 49 to 78 years, 53 % were female, 94 % of the cases were ischemic in the subacute to chronic phase (24–402 days past the event). Knee hyperextension was predicted sensitively (0.81) as well as specifically (0.81) by a reduction in relative knee extension force of the affected leg (OR = 0.13 per 1Nm/kg) combined with a deficit in proprioception (OR = 1.52 per 1°).
Conclusion A possible genesis of a hyperextension behaviour is a low proprioceptive resolution. As hyperextension with low leg strength can lead to falls, hyperextension would be a safety or compensation strategy. Initial recommendations for practical action can be surmised from the results, but this should be validated in further studies.
Schlüsselwörter
Schlaganfall - Knieüberstreckung - Risikofaktor - Physiotherapiemodalitäten
Keywords
stroke - knee hyperextension - risk factor - physical therapy modalities