Aktuelle Kardiologie 2023; 12(06): 433-438
DOI: 10.1055/a-2146-0667
Kurzübersicht

Künstliche Intelligenz in der kardiovaskulären Medizin – Status und Perspektiven

Artificial Intelligence in Cardiovascular Medicine – Status and Perspectives
Peter Radke
1   Klinik für Innere Medizin, Kardiologie mit Elektrophysiologie, Gastroenterologie, Pneumologie, Schön Klinik Neustadt, Neustadt in Holstein, Deutschland (Ringgold ID: RIN40597)
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Zusammenfassung

Die Menge medizinischen Wissens nimmt stetig zu. In noch größerem Ausmaß steigen jedoch Verfügbarkeit und Komplexität von Gesundheitsdaten aus elektronischen Patientenakten, Bildgebungsdaten oder genetischen Profilen bis hin zu Sensorikdaten einer Smartwatch. Eine Kernaufgabe ärztlichen Handelns besteht in der Synthese und Analyse aller verfügbaren Patientendaten. Diese übersteigen mittlerweile jedoch die Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns und erfordern daher innovative Ansätze in den Bereichen der Informatik und Computerwissenschaften.

„Künstliche Intelligenz“ (KI) kann über eine Kombination von Algorithmen, Daten und Rechenleistung menschenähnliche kognitive Prozesse simulieren. Vor allem maschinelles Lernen (ML) hat erhebliches Potenzial in der kardiovaskulären Medizin. Die Befundinterpretation von EKG oder die Diagnose von Vorhofflimmern durch Smartwatches basieren beispielsweise auf dem Einsatz von ML.

Die weitere Entwicklung von künstlicher Intelligenz in der Medizin wird jedoch auch von neuen ethischen, datenschutzrechtlichen oder regulatorischen Herausforderungen begleitet. Ein transformativer Nutzen der künstlichen Intelligenz für die kardiovaskuläre Medizin wird jedoch erst durch das Überwinden der Herausforderungen sein volles Potenzial entfalten können.

Abstract

The amount of medical knowledge is constantly increasing. However, to an even greater extent, the availability and complexity of health data from electronic medical records, imaging data, genetic profiles or data from smartwatch sensors is increasing. A core task of the physician is to synthesize and analyze all available patient data. However, the available data exceeds the capacity of the human brain and, therefore, requires innovative approaches in the fields of informatics and computer science.

“Artificial intelligence” (AI) can simulate human-like cognitive processes via a combination of algorithms, data, and computing power. Machine learning (ML) in particular has significant impact in the field of cardiovascular medicine. For example, interpretation of ECG findings or diagnosis of atrial fibrillation by smartwatches is already based on ML techniques.

The further development of artificial intelligence in medicine, however, is also accompanied by new ethical, data protection or regulatory challenges. A transformative value of artificial intelligence for cardiovascular medicine will only be able to unfold its full potential by overcoming these challenges.

Was ist wichtig?

Maschinelles Lernen (ML), ein Teilbereich der künstlichen Intelligenz (KI), kann durch Analyse großer Gesundheitsdatensätze Muster erkennen, die Entscheidungsunterstützung in der Risikoprädiktion, Diagnostik und Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen bieten.

Die rasante Entwicklung von KI-Anwendungen wird von technischen, ethischen und regulatorischen Herausforderungen begleitet werden, welche überwunden werden müssen, um die Gesundheitsversorgung besser, effizienter und zugänglicher zu gestalten.



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Article published online:
20 November 2023

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